Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
verhärteten sich. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Sergeant. Vielleicht können Sie ja bei ihr landen. Dr.Hood ist da drüben und arbeitet an ihrem Lieblingsprojekt.«
Er setzte seine Brille wieder auf, griff nach seinem Gepäck und drängte sich an mir vorbei. »Viel Spaß beim Schnüffeln, Sergeant«, rief er mir über die Schulter zu.
Das Pantherchamäleon hatte drei Zehen, war lindgrün und machte ein trauriges Gesicht. Von der Stirn verlief ein knochiger Kamm über den halben Rücken und ging dann in einen verschnörkelten Schwanz über. Auf seinem Weg von Zweig zu Zweig hielt es nach jedem Schritt inne, um uns aus seinen Glubschaugen zu mustern. Das grüne Licht über dem Terrarium färbte sich rosa. Die Echse blieb stehen und sah neugierig nach dem Licht. Es war, als würde man Farbe auf Leinwand auftragen, innerhalb von Sekunden nahm seine Haut ein schmutziges Magentarot an.
»Zauberhaft«, fand Rikko.
»Nicht wahr?« Dr.Hood schenkte dem Reptil einen hingebungsvollen Blick. Sie musste sich seit unserer letzten Begegnung gesonnt haben. Ihre Haut war goldbraun wie Honig. »Ich habe ihn mit der Hand aufgezogen. Aber seinetwegen sind Sie ja bestimmt nicht gekommen. Kommen Sie, wir suchen Wiley. Abgesehen von Nick kann er am besten mit Schlangen umgehen. Ich glaube, er macht heute Nachmittag die Käfige sauber.«
Wiley war zweiunddreißig, ein schlaksiger, muskulöser Typ, der sich als Cowboy in Montana besser gemacht hätte als hier in San Diego unter lauter Reptilien. Er war in der Nähe von Billings aufgewachsen und hatte begonnen, sich für Schlangen zu interessieren, nachdem er als Kind einmal gebissen worden war.
»Das hat gebrannt, als hätte man mich mit dem Autogenschweißgerät traktiert«, sagte Wiley und nahm einen großen schwarzen Metallbehälter vom Regal. »Daran muss ich immer denken, bevor ich eine von denen raushole.«
Wir standen im Flur hinter den Schlangenterrarien. Er ließ mich und Rikko einen Blick in den Behälter werfen. Dr.Hood hielt sich ein wenig im Hintergrund. Die Box bestand aus schwerem Stahl mit Luftlöchern. »Darin werden sie also befördert?«, fragte ich.
»Meistens jedenfalls«, erklärte Janice Hood. »Das sind unsere Transportbehälter. In der Regel locken wir die Giftschlangen mit Futter in die Box, damit wir sie nicht anfassen müssen.«
»Sie müssen die Tiere also gar nicht berühren?«
»Aber sicher doch«, sagte Wiley. »Wir versuchen nur, das auf ein Minimum zu reduzieren. Niemand will gebissen werden, wenn’s sich vermeiden lässt.«
»Wie transportieren Sie Schlangen, wenn Sie keine solche Box verwenden?«, fragte Rikko.
»Äußerst vorsichtig. Ich zeige Ihnen mit dem Taipan-Männchen, wie das funktioniert. Ich muss sowieso sein Terrarium sauber machen und ihm ein Medikament verabreichen.«
Dr.Hood wurde blass und runzelte die Stirn. »Das Taipan-Männchen?«
»Was hat es mit ihm auf sich?«, fragte Rikko.
»Die giftigste Schlange der Welt«, erklärte Dr.Hood. »Die passt zu Foster. Ein hinterhältiges Tier.«
»Wie die schwarze Mamba?«, wollte ich wissen.
»Viel schlimmer. Sie ist unglaublich schnell, bringt es auf zwanzig Stundenkilometer. Bevor das Opfer reagieren kann, hat sie schon drei- bis viermal zugebissen. Ein grauenhaftes Gift. Neurotoxin. Das wirkt direkt aufs Hirn.«
32
Der Taipan war ein Meter achtzig lang, schmal, rostrot, hatte einen schlanken Hals und ums Maul eine beige Zeichnung. Seine Körpermitte wirkte eher kräftig. Sein Kopf mit den blutrot schimmernden, schräg gestellten Augen und den geweiteten Pupillen wie ein bekiffter Teenager erinnerte an eine Ritualmaske.
Als Frank Wiley die Tür am hinteren Ende des Terrariums öffnete, war die Schlange hellwach und erregt. Der Schlangenexperte trug dicke Lederhandschuhe, ein durchsichtiger Plastikschild schützte sein Gesicht, und in der Hand hielt er ein Gerät, die so genannte Schlangenzange, eine Art große Pinzette mit Pistolengriff und Seilzug, deren breite Enden weich ummantelt waren, um die Schlange zu packen, ohne sie dabei zu verletzen. Damit griff er nach der Schlange. Der Taipan wich zurück, glitt durch Bambusstangen, ringelte sich wieder um sich selbst – ein fließendes, tödliches Makramee.
»Vorsicht, Wiley«, flüsterte Dr.Hood.
»Keine Sorge«, erwiderte er, ohne den Blick von der Schlange zu wenden. »Jetzt hab ich sie.«
Der Taipan schoss nach links, dann schlug er einen Haken nach rechts. Der Wärter griff zu. Die Zange umschloss das Tier
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