Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
ich hier gelandet.«
»Fünf Jahre Schreiben. Das ist eine lange Zeit.«
»Die Leute sagen, dass ich besessen bin. In Wirklichkeit will ich nur einfach, dass die Menschen mit meinen Ideen vertraut werden und wissen, wer ich bin. So einfach ist das.«
»Ich habe das Gefühl, da haben Sie gute Aussichten.«
»Und ich werde alles daransetzen, dass es passiert. Ich spiele immer auf Sieg.«
»Was halten Ihre Eltern von Ihrem Ehrgeiz? Die Zimmermannstochter geht unter die Gelehrten … «
Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über ihr Gesicht. »Wir reden nicht mehr viel miteinander. Was ich schreibe, gefällt ihnen nicht. Aber das spielt keine Rolle. Sie haben ihre Meinung, und ich meine.«
Sie schaute aus dem Fenster, als wir Richtung Osten nach Santee zurückfuhren. »Ich habe noch mehr Bücher im Kopf«, sagte sie schließlich. »Nicht nur über die Bibel. Mein Verlag sagt, ich muss mir mit diesem Buch eine Leserschaft aufbauen. Ich arbeite sehr intensiv an der Verkaufsförderung.«
»Sie gehen in Buchhandlungen und signieren?«
Sie nickte. »Und Lesungen, Symposien, Interviews für Zeitungen, Fernsehen, Rundfunk. Was so dazugehört. Leider herrschen im Buchsektor heute auch die Gesetze des Ruhms. Das sagt jedenfalls mein Verleger. Man muss selbst dafür sorgen, dass man bekannt wird, Schritt für Schritt. Dann verkaufen sich auch die Bücher.«
»Sie möchten also tatsächlich berühmt werden?«
»Ich will jedenfalls nicht als Akademikerin versauern. Ist das so schlimm?«
»Eigentlich nicht. Wie sind Sie auf Kains Frau gekommen?«
Sie grinste durchtrieben. »Durch eine alte Fliese.«
»Wie?«
»Es war folgendermaßen: Ich war in Tel Aviv im Museum, und da war das Bruchstück einer Fliese aus den Ruinen eines sumerischen Palastes ausgestellt. Sie ist auch auf meinem Buch abgebildet – die Frau mit dem Vogelkopfputz, die in einer Astgabel sitzt, die Füße auf dem Rücken eines Drachen. Das Bild hat mich fasziniert, und ich habe angefangen, dieser Gestalt in den Schöpfungsmythen nachzuspüren.«
Sie erklärte mir, dass der Lilith-Mythos im Altertum in Dutzenden Varianten auftaucht. Der Name soll sich vom babylonisch-assyrischen Wort lilitu herleiten, einem weiblichen Dämon oder Windgeist. Sie erscheint zweitausend Jahre vor Christus als »Lillake« auf einer sumerischen Schrifttafel aus Ur, auf dem auch die Geschichte von Gilgamesch und dem Weidenbaum aufgezeichnet ist, die älteste schriftlich überlieferte Erzählung der Menschheitsgeschichte.
»In dieser Legende ist Lilith eine Dämonin, die im Stamm einer Weide lebt und von der Göttin Anath behütet wird. In manchen Versionen gebiert Lilith die Kinder von Dämonen, den so genannten Lilim. In den hebräischen Geschichten ließ Gott zu, dass sie männliche Kinder bis zum achten Lebenstag, an dem traditionell die Beschneidung durchgeführt wird, erdrosselte. Sie war die Dämonin, die Hiobs Söhne tötete. Salomon vermutete, sie sei die Königin von Saba. Nach Jesaja lebte Lilith mit Bocksdämonen, Eulen, Raben und Schlangen in den verlassenen Ruinen der Wüste von Edom.«
»Das Mädchen hat ganz schön was erlebt«, bemerkte ich und parkte neben Susans Camry.
Sie lachte. »Ja, das stimmt.« Dann sah sie mich an. »Es war wirklich nett. Danke, dass Sie mit mir ausgegangen sind.«
»Das Vergnügen war ganz meinerseits. Ich habe schon lange keine so interessante Frau mehr kennen gelernt.«
»Danke.« Sie gab mir einen Abschiedskuss. Ihre Lippen waren weich und feucht und schmeckten nach Knoblauch und Wein. Ich wollte sie enger an mich ziehen, aber sie wich zurück. »Vorerst nur einen, bitte.«
»Warum nur einen?«, protestierte ich.
»Weil ich das Gefühl habe, dass du beim zweiten gefährlich werden könntest.«
»Wie kommst du auf die Idee? Sehen wir uns am Wochenende?«
Susan schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid. Da bin ich auf einem Symposium in Berkeley.«
»Dann rufe ich dich nächste Woche an.«
»Gute Idee«, sagte sie, stieg aus und schlug die Tür zu.
31
Am Freitag hatten wir in aller Frühe eine Teambesprechung und entwarfen einen neuen Aktionsplan. Wir beschlossen, dass Missy Nick Foster auf den Zahn fühlen sollte. Ich hatte immer noch das Gefühl, dass der Verdacht gegen ihn weit hergeholt war, aber angesichts des Aufruhrs, den Tarentinos Bericht ausgelöst hatte, schien es mir besser, ihn wenigstens zu überprüfen. Jorge hörte sich nochmal in Haines’ Nachbarschaft um, für den Fall, dass wir bei der ersten Befragung
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