Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
und eine angebrochene Schachtel Kondome.
Die Nachttischchen zu beiden Seiten des schmiedeeisernen Betts passten zum Kleiderschrank und zur Kommode. Darauf standen Nachttischlämpchen, die dem rustikalen Charakter der gesamten Möblierung entsprachen. Das Zimmer hätte wunderbare Weichzeichneraufnahmen für einen Landhausmöbelkatalog hergegeben.
Wäre da nicht die Leiche gewesen.
Der Tote lag nackt auf dem Rücken, Arme und Beine weit gespreizt. Die malvenfarbene Tagesdecke, das weiße Betttuch und die Bettdecke hatte er ans Fußende gestrampelt. Er hatte zottiges, sonnengebleichtes Haar wie ein Surfer. Der Kopf war in den Nacken geworfen und der Oberkörper nach links geneigt, als habe er sich in den letzten Momenten seines Todeskampfes herumgeworfen. Sein Körper war mit schwarzen Flecken übersät und an manchen Stellen extrem geschwollen. Besonders entlang der rechten Hüfte und am linken Arm spannte sich die Haut wie über einer Trommel. An diesen Stellen zeigten sich rote Hautblasen, die wie Glasrubine aussahen, die meisten von der Größe eines Zehncentstücks, manche auch so groß wie eine Dollarmünze. Mindestens ein Dutzend davon waren aufgeplatzt. Blut und Körperflüssigkeit waren aus den Wundstellen ausgetreten und an Armen und Beinen zu einem blassroten Marmormuster eingetrocknet. Geronnenes Blut verkrustete die schlaffen Mundwinkel. Es sah aus, als hätte sich ein verwirrter Greis mit Lippenstift beschmiert. Zwischen den Beinen war ein bräunliches Rinnsal zu sehen, das sich über das weiße Bettzeug schlängelte.
Auf dem Nachttisch zur Rechten lagen eine Brieftasche und ein umgefallenes Bilderrähmchen. Ich legte die Kamera auf den Boden, drehte den Rahmen um und sah einen gut aussehenden Mann, Mitte dreißig, mit Surferfrisur und kräftigem, muskulösem Körperbau. Er saß auf einem Felsen, flankiert von einer hübschen, rundlichen Frau und zwei kleinen Kindern, einem Jungen und einem Mädchen. Alle vier trugen khakifarbene Shorts und blaue Polohemden. Ein vom Fotografen arrangiertes Familienporträt.
Ich stellte es wieder hin und griff nach der Brieftasche. Die Handschuhe des Schutzanzugs waren ziemlich klobig, weshalb sich der gesamte Inhalt über den Boden verstreute: Kreditkarten, Visitenkarten, Mitgliedskarte der Ehemaligenorganisation einer texanischen Universität, ein kalifornischer Führerschein – alles auf denselben Namen ausgestellt.
»Morgan Cook junior, was haben sie bloß mit dir gemacht?«, murmelte ich in das Mikrophon.
Solomon, der auf der anderen Seite der Leiche stand, blickte auf. »Gute Frage«, rauschte es in meinem Kopfhörer.
»Nun, war unsere Ms Afrika mit ihrer Diagnose auf dem Holzweg?«
»Blutaustritt aus den Körperöffnungen, das passt zu Ebola. Entfärbung und Zerstörung des Gefäßsystems ebenfalls. Außerdem zeigen Opfer von Ebola und verwandten Viren häufig Bullae – das sind diese Blasen und Pickel hier auf der Haut. Der Tod ist schon vor einer ganzen Weile eingetreten, wahrscheinlich vor mehr als einem Tag, teilweise sind das schon Verwesungsmale. Was aber nicht zu Ebola passt, sind das rechte Bein, der linke Arm, der Kopf und der Hals.«
»Aha?«, sagte ich.
»Wenn das Ebola ist, woher kommen dann die großen Ödeme gerade an diesen Stellen?«, dachte Solomon laut nach. »Warum ist nicht der ganze Körper gleichmäßig entstellt? Und schau dir mal das linke Handgelenk und das rechte Fußgelenk an.«
Ich musste meine Position ändern, um zu sehen, was er meinte. Da fiel es mir auch auf: Beide Gelenke waren eingeschnürt wie eine Sanduhr, und an diesen Stellen war die Haut besonders dunkel und glänzte stark. »Wo zum Teufel kommt das her?«, fragte ich.
Solomon wies zum rechten Handgelenk und zum linken Fußgelenk, die weniger schwärzlich angeschwollen waren und auch nicht so glänzten. »Das war das Gleiche, was die drei durchgehenden Furchen um die beiden anderen Gelenke verursacht hat.«
»Seile.«
»Als Fesseln«, sagte Solomon.
Der Leichenbeschauer beugte sich vor, um durch seinen Sehschlitz die Blutblasen und offenen Wunden am Hals der Leiche begutachten zu können. Schließlich streifte er seinen Kopfschutz ab. »Mit diesem blöden Ding kann man ja nichts sehen.«
Ich sah ihn an, als wäre er durchgedreht. »Doc, du riskierst...«
»Das ist kein Ebola, Shay«, meinte er finster. »Dieser Mann ist an Gift gestorben.«
»Gift?«
»Schlangenbisse.«
»Das kommt von Schlangenbissen?«
Solomon nickte. »Manche Schlangengifte zerstören
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