Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
sein.
Die folgenden sechseinhalb Stunden verbrachten die Kriminaltechniker mit der Spurensicherung. Als Leitender konzentrierte ich mich darauf, alles, was wir fanden, fein säuberlich aufzulisten. Das war zunächst nicht viel. Die Möbel, die Tischflächen und die Gläser in der Küche waren sorgfältig abgewischt worden. Desgleichen die Türgriffe, innen wie außen. In die Abflüsse des Waschbeckens im Badezimmer und in die Badewanne hatte man Rohrreiniger geschüttet und dann ordentlich nachgespült.
Die einzigen brauchbaren Fingerabdrücke fanden sich auf der Nachttischlampe, auf dem Gestänge an der Kopfseite des Bettes und auf der Parfümflasche neben dem Toilettenbeutel. Mehr Glück hatten wir bei der Suche nach Fasern und Haaren auf den Teppichen, Polstermöbeln und Fußböden. Eigentlich zu viel Glück: Obwohl die Sea View Villas versprachen, vor jedem Mieterwechsel eine Dampfreinigung durchzuführen, fanden wir auf dem Teppich im Schlafzimmer, im Badezimmer und tief in den Fasern des Flurteppichs sowie im Wohn- und Essbereich Haare von dreizehn verschiedenen Personen. In einer an die Küche angrenzenden Kammer entdeckten wir einen Staubsauger, dessen Inhalt zur Laboruntersuchung ging. In Cooks Toilettenbeutel fiel uns noch ein Röhrchen Wellbutrin auf, ein Mittel gegen leichte Angstzustände.
Schließlich machte Rikko unter den Kleidern im Koffer eine interessante Entdeckung: Die aktuelle Nummer von Ménage , einem Pornomagazin, das sich auf Sex mit zwei Partnern spezialisiert hat. Es enthielt einschlägige Fotos in beiderlei Varianten: Zwei Männer, die einer Frau zu Willen sind, und zwei Frauen mit einem Mann. Hinter der Fernseh- und Musikanlage war eine DVD versteckt, deren Inhalt in dieselbe Richtung ging.
»Unser MrCook hatte ein Sexualleben«, meinte Rikko und hielt mir die Scheibe hin.
»Wer hätte das gedacht«, antwortete ich.
An den Pfosten der schmiedeeisernen Bettstatt fand die Spurensicherung grüne Nylonfasern, wie man sie zu Fallschirmschnüren verdrillt. Das Gestänge des oberen Bettteils war mit Fingerabdrücken übersät, als wäre es von allen Seiten angefasst worden. Die Laken wiesen blutige Hautschuppen auf, eingetrocknetes Sperma, Vaginalflüssigkeit und Spuren eines Gleitgels. Dummerweise fand sich im Schlafzimmer nur blondes Scham- und Kopfhaar. In den Falten der Decke stießen wir dann endlich auf etwas, das Solomons These erhärten konnte, dass Cook an einem Schlangenbiss abgenippelt war: Zwei gezackte Hautstückchen, eines so groß wie ein Fingernagel, das andere dreieckig und noch etwas größer.
»Eine Klapperschlange?«, fragte Rikko und hielt die Plastiktüte der Spurensicherung im Wohnzimmer gegen das Licht. Solomon half unterdessen, Cooks Leichnam auf einer fahrbaren Trage aus der Wohnung zu rollen.
»Scheint so«, sagte ich und sah aus dem Fenster. »Wir brauchen einen Experten. Wenn wir nicht genau sagen können, von was für einer Schlange das stammt, macht uns der Anwalt der Verteidigung die Hölle heiß.«
Missy trat ein. »Ich habe gerade mit Alfred Woolsley gesprochen, dem Chef von Double Helix.«
»Und?«
Sie nahm einen Schluck von ihrem Latte Macchiato. »Er hat Cook vor vier Monaten von einer Firma namens Biogen abgeworben und ihm die Leitung eines Forschungsprojekts für eine viel versprechende neue Behandlung bei Nierenversagen übertragen. Cook und seine Frau Sophia wollten aus Westlake Village hierher ziehen, sobald ihre Kinder das Schuljahr beendet hätten. Cook kam vorerst allein und fuhr jedes zweite Wochenende nach Hause – eine Fahrt von fünf Stunden. Laut Woolsley war Cook ein hart arbeitender Wissenschaftler: Von seiner Aufgabe besessen, brillant, zeitweise launisch, jemand, der in seiner Freizeit für den Minitriathlon trainierte. Seiner Aussage nach war Cook zuletzt Donnerstagmittag an seinem Arbeitsplatz, danach hatte er frei, weil er sich um den Verkauf seines Hauses kümmern wollte. Laut Cooks Sekretärin hätte er am Freitag um zwei Uhr nachmittags einen Termin mit einem Makler von Sotheby’s Realty gehabt.«
»Den Makler schon angerufen?«, grummelte Rikko.
»Längst erledigt«, meinte sie. »Cook ist nicht aufgetaucht und hat den Termin auch nicht abgesagt.«
Ich runzelte die Stirn. »Dann bleiben uns also ungeklärte zweiundsiebzig Stunden von seiner Abfahrt bei Double Helix bis zur Entdeckung der Leiche.«
»Korrekt«, bestätigte Missy. »Und seine Frau sagt, sie hätte seit Mittwoch früh nichts mehr von ihm gehört. Sie
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