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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Tracy.
    Wieder gab es eine längere Pause, in der keiner etwas sagte. Die beiden waren mit sich selbst beschäftigt und rangen mit ihren Gefühlen.
    »Wieviel Zeit haben wir wohl, bis die Polizei uns auf den Fersen ist?« fragte Tracy.
    »Schwer zu sagen«, erwiderte Kim. »Wenn du meinst, wieviel Zeit uns bleibt, bis wir eine endgültige Entscheidung über unser weiteres Vorgehen treffen müssen, würde ich sagen, die Zeit drängt. In spätestens vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden müssen wir wissen, was wir tun wollen.«
    »Dann haben wir ja wenigstens noch Zeit, morgen zu Beckys Beerdigung zu gehen«, schluchzte Tracy. Die Erwähnung von Beckys bevorstehendem Begräbnis ließ Kims Augen feucht werden. Obwohl er ihren Tod so gut es ging verdrängte, konnte er nicht länger leugnen, daß seine geliebte Tochter für immer von ihm gegangen war.
    »Oh, mein Gott!« stöhnte Tracy. »Immer wenn ich die Augen schließe, sehe ich das Gesicht dieses Kerls vor mir. Ich werde diese Szene nie vergessen. Sie wird mich für den Rest meines Lebens verfolgen.«
    Kim wischte sich die Tränen von der Wange und holte einmal tief Luft, um sich wieder zu fassen. »Denk einfach daran, was du vorhin in der Herrentoilette gesagt hast. Es war Notwehr! Wenn du nicht abgedrückt und den Mann erschossen hättest, hätte er dich getötet, soviel steht fest. Und anschließend hätte er mich erledigt. Du hast mir das Leben gerettet.« Tracy schloß die Augen.
    Als sie in die Einfahrt vor ihrem Haus einbogen und hinter Kims Wagen parkten, war es bereits nach dreiundzwanzig Uhr. Sie waren beide vollkommen ausgelaugt, sowohl in physischer als auch in geistiger und emotionaler Hinsicht.
    »Ich hoffe, du bleibst heute nacht hier«, sagte Tracy.
    »Gern«, entgegnete Kim. »Wenn die Einladung noch gilt.« Sie stiegen aus und gingen Arm in Arm auf die Haustür zu. »Ob wir Justin noch heute abend anrufen sollten?« fragte Tracy.
    »Laß uns lieber bis morgen früh warten«, erwiderte Kim. »Ich bin mit den Nerven total am Ende. Ob ich schlafen kann, weiß ich zwar nicht, aber ich will es zumindest versuchen. Im Moment kann ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich will nur eins: heiß und ausgiebig duschen.«
    »Kann ich gut verstehen«, erklärte Tracy. Sie stiegen die Treppe zur Veranda hinauf. Tracy nahm ihren Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. Dann ging sie hinein und trat ein Stück zur Seite, um Kim Platz zu machen.
    Sie schloß die Tür und verriegelte sie. Erst jetzt tastete sie nach dem Lichtschalter.
    »Mann, ist das hell!« Kim blinzelte zur Deckenbeleuchtung hinauf. Tracy drehte am Dimmer und in der Diele wurde es etwas dunkler.
    »Ich bin ein einziges Nervenbündel«, gestand Kim. Er zog den Higgins-und-Hancock-Kittel aus und hielt ihn weit von sich. »Dieses Teil sollte man verbrennen. Wahrscheinlich ist es mit Kolibakterien übersät.«
    »Werf den Kittel am besten in den Müll!« empfahl Tracy. »Aber in die Tonne draußen hinter dem Haus. Ich kann mir nämlich in etwa vorstellen, wie das Ding morgen früh stinken wird.« Sie zog ihren Mantel aus und stöhnte. Der Schmerz in ihrer Brust machte sich erneut bemerkbar. Als Carlos gegen sie geprallt war, war sie links neben dem Brustbein von etwas Hartem getroffen worden. Im ersten Augenblick hatte sie geglaubt, der Killer hätte ihr das Messer in die Brust gerammt.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte Kim. Er sah, daß etwas mit ihr nicht stimmte.
    Vorsichtig tastete Tracy ihr Brustbein ab. »Kann hier drinnen auch etwas brechen?«
    »Natürlich«, erwiderte Kim. »Du kannst dir eine Rippe gebrochen haben oder auch das Brustbein selbst.«
    »Ist ja großartig«, stöhnte Tracy. »Und was soll ich jetzt tun, Herr Doktor?«
    »Ein bißchen Eis kann nicht schaden«, erwiderte Kim. »Ich hole dir gleich welches. Aber erst muß ich diesen Kittel loswerden.«
    Während Kim durch die Küche den Hinterausgang ansteuerte, öffnete Tracy den Garderobenschrank, hängte ihren Mantel auf und zog ihre Schuhe aus. Sie schloß die Tür wieder und ging in Richtung Treppe. Auf halbem Weg blieb sie wie angewurzelt stehen und stieß einen gellenden Schrei aus. Kim hatte es gerade bis zur Türschwelle geschafft, als Tracys Schrei ihn zusammenfahren ließ. Er drehte um und stürzte zu ihr. Zu seiner Erleichterung stand sie unverletzt in der Diele. Sie wirkte ruhig, doch etwas im Wohnzimmer zog sie in den Bann. Kim folgte ihrem Blick. Es dauerte einen Moment, bis er entdeckte, was sie so

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