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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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schwacher Lichtschein fiel.
    Sie entriegelte die Tür. Da sie die Unterhaltung zwischen Kim und dem Aufseher mitgehört hatte, wußte sie, daß sich die Herrentoilette ganz in der Nähe des Archivs befinden mußte. Sie folgte dem Krachen und hielt sich rechts. Nach ein paar Schritten entdeckte sie den Hinweis »Herrentoilette«. Ohne zu zögern, warf sie sich mit der Schulter gegen die Tür und stürmte, die Pistole im Anschlag, in den Raum. Was sie dann sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren: Keine drei Meter entfernt stand Carlos. Er hatte ein Bein angehoben und nahm gerade Anlauf, um die Toilettentüren aufzutreten, die nach mehreren Attacken bereits ziemlich verbogen war.
    Als Carlos Tracy erblickte, machte er einen Satz auf sie zu. Wie am Vorabend hielt er ein riesiges Messer in der Hand. Tracy blieb keine Zeit zum Nachdenken. Sie schloß die Augen und drückte ein paarmal schnell hintereinander ab. Zwei Schüsse krachten, dann prallte Carlos gegen sie. Die Wucht des Aufpralls schmetterte sie gegen die Tür. Dabei fiel ihr die Pistole aus der Hand. Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz in der Brust. Dann sackte sie unter dem Gewicht des Mannes zu Boden.
    Verzweifelt rang sie nach Luft. Sie mußte sich von dem Mann befreien. Sein Gewicht erdrückte sie beinahe. Zu ihrer großen Überraschung rutschte der Killer plötzlich von ihr herunter. Sie sah auf und erwartete, den Mann über sich stehen zu sehen, das Messer zum tödlichen Stich erhoben. Statt dessen sah sie in das besorgte Gesicht von Kim.
    »Oh, mein Gott!« schrie Kim.
    »Tracy!« Er hatte den Killer von ihr heruntergezogen und sah jetzt ihre blutüberströmte Brust.
    Er ging in die Hocke und riß ihre Bluse auf. Als Thoraxchirurg hatte er oft genug Stichwunden verarztet und wußte, was er zu erwarten hatte. Aber alles, was er entdeckte, war ein blutdurchtränkter BH; Tracy war unverletzt, aber sie rang immer noch nach Luft, weil Carlos’ Gewicht sie beinahe erdrückt hatte.
    »Bist du okay?« fragte Kim. Tracy nickte, brachte aber kein Wort hervor. Kim wandte sich wieder dem mexikanischen Killer zu. Stöhnend hatte er es geschafft, sich auf den Bauch zu drehen. Kim rollte ihn wieder auf den Rücken und erschrak. Auf die kurze Distanz hatten Tracys Schüsse ihr Ziel getroffen. Die eine Kugel war in Carlos’ rechtem Auge gelandet und an der Hinterseite seines Schädels wieder ausgetreten. Die andere war in seine rechte Brust gegangen, was den Blutstrom erklärte, der sich über Tracy ergossen hatte.
    Carlos hatte Schaum vor dem Mund und zuckte wild. Kim sah sofort, daß ihm nicht mehr zu helfen war.
    »Ist er verletzt?« brachte Tracy stöhnend hervor. Ihre Brust schmerzte, aber sie schaffte es, sich aufzurichten.
    »Er ist so gut wie tot«, erwiderte Kim und stand auf, um die Pistole zu suchen.
    »Oh nein!« jammerte Tracy. »Ich kann es nicht glauben. Ich habe einen Menschen getötet.«
    »Wo ist die Pistole?« fragte Kim.
    »Oh, mein Gott!« stöhnte Tracy wieder. Sie konnte den Blick nicht von Carlos wenden, der jetzt qualvoll zu ersticken drohte.
    »Die Pistole!« schrie Kim und ließ sich auf die Knie nieder. Aber er entdeckte lediglich Carlos’ Messer. Er lief zu den beiden Kabinen und entdeckte sie schließlich hinter der ersten Toilette. Er hob sie auf.
    Dann ging er zum Waschbecken und wischte sie mit einem Papierhandtuch ab.
    »Was machst du denn?« fragte Tracy gequält. »Ich wische deine Fingerabdrücke weg«, erwiderte Kim. »Ich will, daß nur meine auf der Pistole sind.«
    »Warum?« wollte Tracy wissen.
    »Weil ich die Verantwortung für dieses Chaos übernehme. Egal, was dabei herauskommt.« Er warf die Pistole beiseite. »Komm! Wir hauen ab!«
    »Nein!« widersprach Tracy und wollte nach der Waffe greifen. »Ich stecke genauso mit drin wie du.«
    Kim packte sie am Arm und zog sie hoch. »Mach keinen Mist! In den Augen der Justiz bin ich der mutmaßliche Schwerverbrecher! Jetzt komm!«
    »Aber es war Notwehr!« jammerte Tracy und brach in Tränen aus. »Meine Reaktion ist doch einfach zu erklären, wie schrecklich das auch alles sein mag.«
    »Auf die Justiz sollten wir uns lieber nicht verlassen. Wer weiß, wie sie den Fall wieder verdrehen? Immerhin hast du Hausfriedensbruch begangen, und ich habe mich unter Vortäuschung falscher Tatsachen hier eingeschlichen. Komm endlich! Darüber will ich jetzt nicht mit dir streiten!«
    »Sollten wir nicht lieber hierbleiben, bis die Polizei kommt?« fragte Tracy.
    »Auf gar

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