Tradingpsychologie
Beweis dafür ist das Geld. Werden Sie bezahlt, haben Sie eine gute Leistung erbracht. Werden Sie nicht bezahlt, haben Sie versagt. Oder?
Frederic: Hm. So war es schon als kleiner Junge bei mir! Habe ich mich gut benommen, gab es eine Belohnung von meinen Eltern, schrieb ich eine gute Zensur, bekam ich Geld dafür. Gab es aber eine schlechte Note, wurde mir das Taschengeld gekürzt. Anders gesagt: Tat ich, was sie wollten, wurde ich beschenkt. Ging ich meinen eigenen Weg, wurde ich eiskalt mit Liebesentzug bestraft. Dann wurde tagelang mit mir nicht gesprochen.
Coach: Liebe für Leistung. Wenn Sie aber etwas schlecht machen, werden Sie nicht geliebt. Entweder Sie passen sich an oder Kerker.
Frederic: Das tat weh, wenn sie mich tagelang ignorierten .
Coach: Ich fasse für Sie zusammen, Frederic: Ausgestoppt zu werden bedeutet versagt zu haben, bedeutet, kein Geld zu verdienen, und bedeutete ehemals, durch Liebesentzug oder Kerker bestraft zu werden.
Frederic: Klingt heftig! Aber so gesehen ist es kein Wunder, dass ich das nicht aushalte. Es ist eine ziemliche Bestrafung.
Coach: Und das alles in nur einem Trade .
Ein »Nein« des Marktes zu akzeptieren fällt beim Traden vielen schwer. Bei Frederic verursachte es ein Gefühl des Versagens. Seine hohen beruflichen Ansprüche, angelegt in der Kindheit, führten bereits zum Burn-out. Der Grund, weshalb man ein »Nein« des Marktes nicht aushalten kann, ist immer individuell, das zeigt das Beispiel von Frederic. Der eine fühlt sich als Versager, der andere ist zu ängstlich. Sicher ist, ohne die Fähigkeit, ein »Nein« des Marktes auszuhalten, wird der Weg zum profitablen Traden nur schwer zu erreichen sein, denn Trading bedeutet, verlieren zu können. Aber was macht es so schwer, diese Tatsache beim Traden zu akzeptieren? Die Antwort liegt wie so oft bei unseren frühkindlichen Prägungen. Bei den meisten Aktivitäten unseres Lebens geht es um gewinnen, um perfekt sein und um recht haben wollen – darum, das Ziel zu erreichen. Verluste, Niederlagen und Nachteile müssen auf jeden Fall vermieden werden. Der Grund dafür ist: Wir leben in einer geregelten Welt. Alles hat seine Ordnung, nichts darf dem Zufall überlassen werden. Vom beruflichen Erfolg bis zum Familienglück scheint alles planbar zu sein – man muss es nur wollen. So zu denken lernt man als Kind schon in den ersten Jahren seines Lebens durch das Vorbild der Eltern. Im Kindergarten und in der Schule geht es auf diese Weise immer weiter. Probleme sind keine Hindernisse, sondern dazu da, gelöst zu werden! Mit diesen und weiteren Glaubensmustern werden wir erwachsen. Sie prägen uns und lassen uns allzu oft glauben, dass dies die einzige Wahrheit im Leben ist. Ist sie aber nicht. Der deutsche Schriftsteller Kurt Tucholsky schrieb einmal: »Das Leben ist gar nicht so – es ist ganz anders!« Und er hat recht. Jede Ordnung kann zu jedem Zeitpunkt in Unordnung geraten. Das große Liebesglück geht über Nacht auseinander. Die Firma geht pleite, das weltweite Finanzsystem bricht zusammen. Sicher ist, dass nichts sicher ist. Und wer auf der Strecke der allgemeinen Ansprüche zurückbleibt, der wird im Zweifel ausgegrenzt, bestraft und als Verlierer abgestempelt. Das schmerzte schon in der Schule und ist als erfolgreicher Manager nicht anders.
Die Lösung:
Frederics Problem lösten wir folgendermaßen: Nachdem wir seine Versagensangst entlarvt hatten, arbeiteten wir an seinem Handelsplan. Wir gingen seine Trading-Aufzeichnungen durch und prüften, inwieweit das Stoppmanagement für seinen Trading-Stil am günstigsten läuft. Anschließend formulierten wir einen persönlichen Arbeitszettel. Seine Aufgabe war, bevor er in einen Trade eingreifen wollte, diesen Laufzettel immer vorher auszufüllen. Dieser unterstützte ihn jedes Mal, seine Versagensängste und -gedanken realistisch zu überprüfen.
Darauf standen folgende Fragen:
Halte ich mich an meinen Handelsplan mit diesem Verhalten,
wenn ich jetzt in mein Trading eingreife? JA / NEIN
Stimmt es, dass der Markt mich persönlich meint,
wenn ich ausgestoppt werde? JA / NEIN
Wäre ich wirklich ein Versager, wenn ich an meinem
Initial-Stopp ausgestoppt würde? JA / NEIN
Habe ich schlecht getradet, wenn ich bei diesem Trade
ausgestoppt würde?JA / NEIN
Ist es realistisch, dass ich beim Trading ausgestoppt werde? JA / NEIN
Was ist jetzt wichtig? A: Dieser eine Trade. / B: Die Summe aller Trades
Was wäre dabei das Allerschlimmste, wenn ich
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