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Tradingpsychologie

Tradingpsychologie

Titel: Tradingpsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Welz
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mal einen großen Gewinn!« »Das muss doch jetzt mal klappen!«
    In dieser Verfassung betreibt der Trader keinen strukturierten Börsenhandel mehr, sondern er verfolgt nur noch das Ziel, im Recht zu sein. Das ist, wie Sie bereits in diesem Buch gelernt haben, ein menschliches Bedürfnis, weil es existenziell unser Selbst bestätigt. Ich erinnere mich noch gut an einen meiner Trades im Dow-Jones-Index. Ich wurde an dem Tag einige Male unglücklich ausgestoppt, nichts gelang mir. Dann wollte ich noch einen letzten Trade an diesem Tag wagen – ohne Stopp ging ich in den Markt, weil ich nicht schon wieder vom Markt »abgestraft« werden wollte. So empfand ich zu der damaligen Zeit das Ausgestopptwerden. Dieses Mal wollte ich mit meiner Entscheidung recht behalten. Die amerikanische Notenbank hatte, kurz nachdem ich in den Trade eingestiegen war, überraschend drastisch die Zinsen gesenkt. Bei meinem Trade wäre ein 30-Punkte-Stopp sinnvoll gewesen. Der Kurs lief weiter und weiter, immer weiter gegen mich. Ich erstarrte vor Schock und resignierte. Ich konnte mir den Verlauf meines Minus-Trades nicht mehr mit ansehen und setzte alles auf eine Karte, überließ dem Konto die Entscheidung, wie es mit meinem Trade weitergehen sollte, und schaltete den Computer ab. Um 22 Uhr, kurz vor Handelsschluss, öffnete ich meine Charts und sah, dass der Dow Jones dramatisch gestiegen war und mein Trade mit gut 1000 Punkten im Minus lag. Solch eine Kursbewegung an einem einzigen Tag hatte es schon seit Jahren nicht mehr im Dow Jones gegeben. Zu meinem eigenen Trost kann ich sagen: Ich war dabei! Aber leider in die falsche Richtung. Recht behalten hätte ich übrigens am nächsten Tag, als der Markt komplett die Gewinne des Vortages wieder abgab und sogar noch weit mehr verlor. Meine Position wäre gut im Plus gewesen. Aber ich war am Abend zuvor am Höhepunkt der Monsterbewegung aus nackter Verzweiflung und aus Angst, noch mehr Geld zu verlieren, aus dem Trade ausgestiegen. Es war der bisher teuerste Trade meines Lebens!
    Eines hat mich dieser Tag aber unwiderruflich gelehrt: Recht zu haben kann man an der Börse nicht erzwingen und man sollte immer und zu jedem Zeitpunkt mit allem rechnen!
    Falle 2: Denken – glauben – hoffen
    In der Realität ist die Wirklichkeit ganz anders!
    Beim Traden werden wir ständig von unserem Verstand beschäftigt. Gerade Anfänger interpretieren jede noch so kleine Kursbewegung bis ins Detail und versuchen, sie in einen Zusammenhang zum aktuellen Kursgeschehen zu stellen. Dahinter verbirgt sich – richtig! – der Wunsch nach Sicherheit. Der Trading-Anfänger hofft, eine Logik zu erkennen, die ihm dabei helfen könnte einen gewinnbringenden Trade einzugehen. Manchmal ist das möglich, meistens nicht. Die zufälligen Ergebnisse der Analysen lassen so manchen Trader schier verzweifeln. Denn der Markt scheint immer genau das Gegenteil von dem zu unternehmen, was der Trader denkt, hofft oder glaubt. Wodurch entsteht das? Zum einen ist es die Unkenntnis über die Marktverläufe, zum anderen ein natürlicher Mechanismus des Teils unseres Gehirns, der für das Denken zuständig ist – der Verstand.
    Was wir denken, das glauben wir zu sein. Das Ego kreiert ununterbrochen unsere Realität. Kein Wunder also, dass wir als Trader ständig davon überzeugt sind, dass die Kursverläufe von Wertpapieren vorhersagbar seien. Wir sind gerade zu Beginn der Lernphase felsenfest davon überzeugt, dass nur die Logik hinter diesen Kursverläufen zu verstehen sei. Profis, so meinen die Anfänger, können das. Doch das ist ein großer Irrtum. Börsenkurse können ebenso wenig vorhergesagt werden wie die Lottozahlen. Aber Ihr Verstand lässt Sie das unermüdlich glauben. Das ist sein Job. Und er macht ihn gut. Hätten Sie so viel Hartnäckigkeit wie Ihr Verstand, verfügten Sie binnen eines Tages über so viel Disziplin wie ein erfahrener Profi-Trader.
    Sicherheit und Kontrolle sind nun mal die größten Bedürfnisse des Menschen. Das Ego will die Welt, in der es lebt, verstehen. Deshalb versuchen auch die meisten Trader, ihre Probleme im Börsenhandel mit logischem Denken zu lösen. In einigen Bereichen des Tradings mag es funktionieren und ist auch die geeignete Herangehensweise. Es ist natürlich sinnvoll, seinen Verstand einzusetzen, um wiederkehrende Kursmuster zu entdecken und darauf ein profitables Regelwerk aufzubauen. Auch Money- und Risikomanagement basieren auf Logik und sind extrem nützlich, um ein erfolgreicher

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