Tradingpsychologie
die Kaufentscheidung leichter. Die gleiche Hose ohne Preisnachlass hätte der Kunde für 149 Euro nicht so gerne gekauft.
Sunk-Cost-Effekt
Ins Deutsche übersetzt heißt sunk cost »versunkene Kosten«. Es sind Kosten, die bereits in der Vergangenheit entstanden sind und die bei der aktuellen Bewertung keine Rolle mehr spielen.
Dazu ein Beispiel: Ein Trader kauft Aktien zum Stückpreis von 100 Euro. Kurze Zeit später beträgt der Wert des Investments nur noch 75 Euro pro Stück. Niemand kann vorhersagen, ob diese Aktien jemals wieder den Einstiegspreis erreichen werden. Viele Anleger sind jedoch bereit, in dieser Situation die billigen Aktien nachzukaufen. Sie werfen also gutes Geld einer vielleicht schlechten Investition hinterher und »versenken« damit weiteres Geld.
Börsenteilnehmer orientieren sich bei ihrer Verkaufsentscheidung häufig am Kaufpreis des Investments. Der Kaufpreis aus der Vergangenheit ist aber für die Entwicklung des künftigen Kurses unwichtig. Nur der Anleger selbst gibt dem Kaufpreis eine Bedeutung. Wenn wir trotz besseren Wissens an erfolglosen Projekten festhalten, haben wir es mit dem Sunk-Cost-Effekt zu tun.
Hierzu zählt auch das Festhalten an Börsenwerten, die sich bereits im Verlust befinden. Statt die Assets mit einem kleinen Minus auf dem Konto zu verkaufen, halten die Trader an ihren Positionen fest und hoffen, dass sich der Kurs erholt und möglichst wieder den Einstiegspreis erreicht. Das führt allerdings meist zu noch größeren Verlusten, wie zuvor unter »Kognitive Dissonanz« beschrieben.
Um sich beim Trading vor den fatalen Folgen des Sunk-Cost-Effekts zu schützen, hilft ein strukturierter Handelsplan. Stopps sollte man unbedingt akzeptieren und eingegangene Positionen nur im Gewinn-, aber nie im Verlustfall aufstocken.
Heuristiken
Da das menschliche Gehirn nur wenige Informationen gleichzeitig verarbeiten kann, neigt es bei einer Entscheidungsfindung zu Vereinfachungen. Diese mentalen Abkürzungen helfen dem Menschen, schnelle Entschlüsse zu treffen, verursachen aber Irrationalität und eine Unzahl an Fehlern. Diese Verhaltensweisen nennt man in der Finanzwissenschaft »Heuristiken«.
Viele Anleger entscheiden sich beispielsweise für bestimmte Investments, weil sie im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stehen. Der »Deutsche Aktienindex« (Dax) gehört dazu, weil er täglich in den Medien präsent ist. Trader handeln deshalb oft Finanzinstrumente, die sich auf den Dax beziehen, obwohl andere Indizes vielleicht wesentlich klarere Kursmuster liefern. Doch sein hoher Bekanntheitsgrad vermittelt den Börsenakteuren das Gefühl von Vertrauen und Sicherheit. Sie meinen, den Dax zu «kennen«, und glauben deshalb, dessen Kursverlauf besser einschätzen zu können. Sentiment-Analysen beweisen allerdings immer wieder das genaue Gegenteil.
Nur weil etwas bekannter ist, muss es nicht zwangsläufig besser sein. Das zeigen immer wieder zahlreiche Investments in heimatnahe Aktien. Vergleichbare, aber unbekannte Unternehmen aus dem Ausland können wesentlich renditestärker sein. Doch auch hier bewirkt der Bekanntheitsgrad von heimischen Unternehmen beim Trader ein Gefühl von Vertrauen und Sicherheit. Weshalb Aktien des eigenen Landes immer wieder bevorzugt werden.
Die schnelle Verfügbarkeit von Informationen ist ein weiterer Anhaltspunkt für das Anlageverhalten. Sie führt zu verzerrten Wahrnehmungen. Meist genügen dem Börsenteilnehmer nämlich schon winzige Hinweise, um eine bestimmte Aktie zu kaufen. Man nennt dieses Verhalten »Daumenregelentscheidung«. Die wiederholte Aufmerksamkeit kann dazu führen, dass man meint, eine gewisse Aktie unbedingt haben zu müssen. Titel, die in Fachzeitschriften oder speziellen Online-Portalen immer wieder besprochen werden, unterstützen dieses Verhalten zusätzlich.
Aufgrund der beschränkten Aufnahmefähigkeit neigt der Mensch nun dazu, unbewusst die Informationen zu suchen und auszuwählen, welche die eigene Meinung widerspiegeln. Befindet sich eine Position im Verlust, wird ein Trading-Anfänger möglicherweise den Impuls verspüren, nach guten Gründen zu suchen, weshalb diese wieder steigen wird. Das Internet kann in diesem Zusammenhang durchaus ein Problem werden. Denn die Informationen verleiten dazu, sich noch mehr in Sicherheit zu wiegen und noch mehr nach Informationen zu suchen, welche die eigene Position bekräftigen, obwohl man sie vielleicht besser verkaufen sollte. Auch hier hilft die Umsetzung eines
Weitere Kostenlose Bücher