Tränen aus Feenstaub
Zeit verlassen? Verlassen müssen, verlassen müssen, echote es irgendwo in Pinas Gedanken immerfort.
Etwas verlassen..., sich verabschieden..., eine... eine Reise antreten! Die Season of the Clouds wird bald die Anker lichten... Diese Reise ist schon lange geplant und wer daran teilnimmt... Pina ist noch nicht so weit... Zähle zwei und zwei zusammen...
Oh mein Gott! Das konnte nicht wahr sein. Das konnte nicht wahr sein! Oder dachte Finn wirklich, das Koma wäre sein Todesurteil? So etwas durfte er sich nicht einmal vorstellen.
„Gib nicht auf, Finn!“, murmelte Pina leise. „Gib nicht auf!“
15
Die Season of the Clouds war das schönste Schiff im Hafen. Dabei hatte es bisher noch gar keine Segel gesetzt. Auf offener See und unter vollen Segeln musste der Anblick des Schiffes überwältigend sein.
Pina hoffte, sie würde dies irgendwann mit eigenen Augen sehen und genießen können. Aber solange das nicht der Fall war, freute sie sich einfach an dem, was ihr hier im Hafen geboten wurde.
Sie war nun schon eine ganze Weile hier und wunderte sich, dass Finn noch nicht aufgetaucht war. Denn bisher hatten sie jeden ihrer Aufenthalte zum größten Teil zusammen verbracht. Jedenfalls seit ihrer ersten Begegnung, bei der er sie so unfreundlich angefahren hatte.
Pina musste lächeln, als sie daran dachte. Inzwischen hatte sich der Ton grundlegend geändert. Von Ablehnung zu widerwilligem Tolerieren, zu so etwas wie Freundschaft.
Ja, Finns Verhalten hatte sich geändert. Und Pina mochte ihn mittlerweile ganz gerne und hoffte darauf, ihn jetzt zu treffen. Natürlich wusste sie, dass er jetzt zur Besatzung der Season of the Clouds gehörte und beschäftigt war. Aber dennoch war es seltsam, dass sie ihr Traum nicht direkt zu ihm geführt hatte. Schließlich war er es gewesen, der ihr mit seinen mystischen Bemerkungen viel Stoff zum Nachdenken gegeben hatte. Wollte er jetzt nicht das Ergebnis mit ihr durchsprechen? Oder war sie selbst es, die sich unbewusst von Finn fern hielt, weil sie sich vor der Wahrheit fürchtete?
Pina hatte schon vor einer ganzen Weile beschlossen, ihre Zeit nicht mehr damit zu verschwenden, sich über etwas Sorgen zu machen, das sie nicht ändern konnte. Und sie wollte jetzt auch nicht mehr damit anfangen. Dafür war die Zeit, die sie noch hatte, zu kostbar.
Wenn Finn nicht bei ihr auftauchte, dann würde sie die Sache in ihre eigenen Hände nehmen. Was Pina auch umgehend tat. Sie marschierte schnurstracks zu dem Schiff, auf dem Finn Dienst tat. An der Gangway stand ein Matrose Wache. Pina hatte ihn schon mehrmals gesehen.
„Todd, nicht wahr?“ fragte sie.
„Hallo, Pina! Ich sehe, Finn hat dir meinen Namen genannt!“
„Ist er da? Finn meine ich“, stotterte Pina nervös. „Kann ich zu ihm?“
„Das wird nicht nötig sein“, teilte ihr Todd mit. „Er kommt schon!“
Kaum waren die Worte ausgesprochen, tauchte Finn auch schon auf der Gangway auf und kam schnell zu ihnen hinunter aufs Dock.
„Lass uns ein Stück gehen!“, forderte er sie anstatt einer Begrüßung auf und zog sie mit sich fort.
Erst in dem Teil des Hafens, wo ein paar kleine Fischerboote lagen, hielten sie an. Finn ließ Pinas Arm los und setzte sich auf eine niedrige Kaimauer. Pina folgte seinem Beispiel. Hier, abseits vom Trubel, hatten sie genügend Ruhe, um sich zu unterhalten.
„Hast du nachgedacht?“, eröffnete Finn das Gespräch.
„Ja, ich habe nachgedacht“, nickte Pina. „Aber Finn, du irrst dich, du irrst dich ganz sicher!“
Das schien für Pina erst einmal das Wichtigste zu sein, was gesagt gehörte. Für Finn war klar, dass Pina ganz offensichtlich zum falschen Schluss gekommen war. Aber um sicher sein zu können, musste er sich ihre Worte genau erklären lassen.
„Worin irre ich mich, Pina?“
„Du irrst dich, wenn du denkst, du müsstest dich aufgeben, weil du im Koma liegst. Es gibt so viele Beispiele, wo Patienten auch nach sehr langer Zeit wieder erwacht sind!“
„Pina, das ist nicht der Punkt!“, widersprach Finn eindringlich. „Denkst du wirklich, ich gehöre zu den Menschen, die sich aufgeben?“
Nein, natürlich nicht, aber das sagte sie nicht.
„Pina, hast du noch nicht erkannt, wo wir hier sind? Du bist doch nicht dumm, denk nach!“
„Wir sind in meiner Traumwelt!“, beharrte sie stur.
„Vielleicht ist das alles hier deiner Traumwelt nachempfunden. Aber ganz sicher nicht meiner! Wenn es so wäre, würden hier Motorräder herumfahren und die Luft wäre mit
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