Tränen aus Feenstaub
Benzin und Ölgeruch angefüllt. Wir beide wären uns nie begegnet!“
„Aber wir liegen im selben Krankenhaus!“, wandte Pina ein, die sich weigerte der Wahrheit ins Auge zu blicken.
„Ich weiß es und du weißt es auch, wenn du ehrlich zu dir bist. Wir sind längst auf dem Weg, der für uns bestimmt ist!“
Ja, Pina wusste es tief in ihrem Herzen, aber es war schwer, es sich einzugestehen.
„Wir sterben!“, flüsterte Pina.
Zum ersten Mal sprach sie diese Tatsache aus und sah sie nicht als Möglichkeit, die sich noch ändern ließ. Finn wusste, dass es nicht einfach war, sich einer solchen Wahrheit zu stellen. Aber Pina war nicht alleine damit und er konnte ihr helfen, damit fertig zu werden.
Finn stand von der Mauer auf und stellte sich direkt vor Pina, so, dass sie zu ihm aufsehen musste. Dann nahm er ihre beiden Hände in die seinen.
„Ich weiß nicht warum, aber irgendeine Macht hat uns zusammengeführt, damit wir hier und in der realen Welt nicht alleine damit fertig werden müssen. Denkst du, du kannst dort für mich da sein, wenn ich dir verspreche, hier zu sein und auf dich zu warten wann immer du kommen wirst?“
* * *
Die Segel der Season of the Clouds waren alle gesetzt, als die Gangway hoch gezogen wurde und Hafenarbeiter die Taue lösten. Pina stand an der Reling und sah zu, wie der Kai und die Menschen darauf immer kleiner wurden. Finn trat von hinten an sie heran und blickte ihr über die Schulter.
„Was denkst du, Pina?“
„Ich weiß nicht recht“, gestand sie ein. „Die letzten Wochen waren sehr schwer.“ Pina drehte sich zu Finn um und lehnte sich an ihn. Er wusste, dass sie ein wenig Trost brauchte, legte die Arme um sie und drückte sie an sich.
„Ich hatte darauf gehofft, dass du länger bleiben würdest und wir dort ein Stück des Weges zusammen gehen würden.“
Finn legte sein Kinn auf ihren Kopf und schloss kurz die Augen. Für ihn war es leichter gewesen als für Pina. Sein Geist hatte nichts von dem mitbekommen, was nach dem Unfall mit ihm geschah.
„Weißt du, Kleine, dass das der Grund ist, warum du als Passagier reist und ich als Besatzungsmitglied?“
„Was für ein Grund?“, wunderte sich Pina.
„Mein Weg hierher war leichter als deiner. So stellen sie hier das Gleichgewicht wieder her!“
„Und woher willst du das wissen?“
„Ich kann ja zwei und zwei zusammenzählen!“, verspottete Finn Pina gutmütig.
Zum Dank boxte sie ihn in die Seite.
„Aua!“
„Selbst Schuld!“
Dann schwiegen beide eine Weile, hielten sich aber weiterhin eng umschlungen. Sie waren in der Zeit, die Pina in ihren Träumen hier verbracht hatte, zusammengewachsen. Sie waren eine Einheit geworden oder vielleicht waren sie das schon bevor sie sich überhaupt gekannt hatten.
„Weißt du, wo die Reise hingeht, Finn?“
Finn lehnte sich ein wenig nach hinten, um ihr ins Gesicht sehen zu können.
„Gibt es dafür das richtige Wort? Und selbst wenn, spielt es eine Rolle?“
Vielleicht nicht. Vielleicht begann hier nur der Weg, den sie zurücklegen mussten, um all das Leid und die traurigen Erinnerungen abzulegen, die sie an ihr vorheriges Leben fesselten.
Am Horizont bildeten sich die ersten dunklen Wolken und der Wind frischte auf.
„Sieht so aus, als würden wir in einen Sturm segeln“, wunderte sich Pina.
Finn wusste, was dieses Unwetter zu bedeuten hatte, dem sie entgegen fuhren.
„Das sind die Tränen und der Schmerz all derer, denen wir im Leben etwas bedeutet haben. Wenn wir dieses Unwetter überstanden haben, ist unser Geist nicht mehr an die alte Welt gebunden!“ Pina schwieg und starrte dem Sturm entgegen, dem sie sich näherten. Sie presste sich noch ein wenig fester an Finn.
„Ich bin froh, dass ich hier nicht alleine bin und du bei mir bist, Finn!“, seufzte Pina leise.
„Das bin ich auch, Pina. Das bin ich noch mehr als du!“
DAS ENDE
Weitere Kostenlose Bücher