Tränen aus Feenstaub
froh, dass meine kleine Traumwelt für deine Seele da war, als du sie brauchtest! Einmal habe ich zu dir gesagt, du wärst hier, damit ich nicht alleine sein muss. Aber vielleicht ist es ja so, dass nicht ich sondern du Gesellschaft brauchtest.“
Das waren für lange Zeit die letzten Worte, die Pina sprach. Jetzt war sie erleichtert. Sie hatte gesagt, was sie sagen wollte und sie hatte dabei sogar noch etwas entdeckt, was ihr vorher nicht aufgefallen war.
Sie konnte Finn ihre Traumwelt überlassen, solange er sie brauchte. Wenn es ihm half, seinem Körper Zeit zu geben, zu heilen, dann konnte sie mit Freuden darauf verzichten. Die Welt, die sie sich erschaffen hatte, konnte für Finn der Erholungsort seiner Seele sein, während sein Körper hier im Krankenhaus gesund wurde. Und wenn er sie auch sicher nicht mehr in der dortigen Welt sehen wollte, konnte sie ihm doch noch hier Gesellschaft leisten, damit er nicht alleine war. Mit diesem Gedanken schlief Pina ein, ihre Wange auf dem Bett neben seiner Hand gebettet.
13
„Wie lange willst du noch da stehen und das Mädchen anstarren, Finn? Weck sie endlich auf!“
„Halt die Klappe, Todd!“, zischte Finn den Matrosen an, der ungeduldig neben ihm stand.
„Du bist so stur wie ein Maulesel“, schüttelte der als Todd angesprochene den Kopf. Er gab sich dabei keine Mühe, leise zu sprechen. Aber warum auch? Der Matrose Todd war derselbe Mann, der schon Pina dazu gedrängt hatte, ihr Wissen gegen ihren Willen Preis zu geben.
„Warum verschwindest du nicht einfach unter Deck und lässt mich die Sache auf meine Weise regeln?“
Todd war über diesen Rauswurf nicht beleidigt. „Meinetwegen! Aber vermassle es nicht! Bei Mädchen braucht man ein wenig Feingefühl“, sprach er und ließ Finn mit der schlafenden Pina alleine.
Der schüttelte nur den Kopf. Feingefühl! Das waren ja ganz neue Töne von diesem raubeinigen Seebären. Aber Finn wusste auch so, dass er im Umgang mit Pina aufpassen musste. Er sah noch ihre erschrockene und ängstliche Miene vor sich, nachdem sie am Vortag ihr Wissen hinausgebrüllt hatte. Und so schnell hatte sie sich vorher noch nie aus dieser Traumwelt zurückgezogen. Alleine dass sie wiedergekommen war, sah Finn schon als ungewöhnlich an. Er hatte schon befürchtet, sie würde sich nie wieder blicken lassen. Sie jetzt hier an Deck schlafend vorzufinden, hatte ihn sehr erleichtert. Pina stellte für ihn die Verbindung zu einem anderen Leben dar, das in seiner Erinnerung immer mehr verblasste. Er hatte das Gefühl, er bräuchte dieses Mädchen, um dem Rätsel ganz auf die Spur zu kommen.
Aber ihm war auch klar, dass er sich Pina gegenüber freundlicher verhalten musste. Sie würde ihm nichts vertrauen, wenn er ihr Angst machte. Aber erst einmal musste sie aufwachen, damit er sie danach fragen konnte, was sie wusste.
Er hoffte nur, sie würde sich nicht vor Schreck sofort wieder auflösen, wenn sie ihn sah. Darum versuchte er sie sanft zu wecken. Dazu setzte er sich neben Pina auf den Haufen Segeltuch, auf dem sie schlief. Dann berührte er sanft ihre Wange. Nichts geschah! Also musste Finn ein wenig direkter vorgehen. Er zog das Mädchen bei den Haaren. Nicht fest, aber so, dass Pina im Unterbewussten darauf reagierte.
Sie versuchte sich wegzudrehen, was ihr nicht gelang. Der Platz war schon belegt und Pina gezwungen die Augen aufzuschlagen, um das Hindernis wegzuräumen.
Das Hindernis war Finn, was Pina stark verwirrte. Warum saß er neben ihr und lag nicht mehr im Krankenbett. Hatte er sein Koma überwunden? Und wenn ja, konnte er sich an das erinnern, was sie ihm während dieses Zustandes erzählt hatte? Auf beide Fragen erhielt Pina fast sofort eine Antwort.
„Warum schläfst du hier an Deck, Pina? Hast du auf mich gewartet?“, lautete Finns Begrüßung, die ihr zeigte, wo sie sich gerade aufhielt.
Warum nur war sie im Schlaf hierher zurückgekommen? Sie wollte sich doch von Finn und ihr Traumwelt fern halten! Hatte sie nicht beschlossen, ihm all das hier zu überlassen, damit sich seine Seele erholen konnte?
„Es tut mir leid, Finn!“, entschuldigte sich Pina und setzte sich auf. „Ich belästige dich nicht länger und gehe sofort!“
Pina wollte aufstehen und vermied es dabei sogar, in Finns Richtung zu blicken. Sie wollte seine Ablehnung und seinen Zorn nicht sehen. Aber Finn hinderte sie daran, auf die Beine zu kommen, indem er sie am Arm packte.
„Warum willst du gehen?“
Pina sah zu Boden. „Du warst
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