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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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für seine Finten bekannt.«
    Verächtlich musterte der Earl seinen deutlich kleineren Schwiegervater. »Du Wiesel du, soll ich mich an deiner Stelle schlagen?«
    Schweißtropfen traten auf Edwards Stirn, und seine Lippen schienen lautlose Worte zu formen, während er nach einer passenden Antwort suchte. »Ich… ich kann meine Tochter nicht verteidigen. Ich kann den Degen nicht so führen, daß ich mich mit Seiner Lordschaft messen könnte.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Marquis. »Er ist ein Wolf, und du weißt, Reland, daß ein Wiesel es mit einem Wolf nicht aufnehmen kann. Da bist du ihm schon eher gewachsen. Bär gegen Wolf. So sollte es sein.«
    Ein wenig besänftigt, trat Reland schwankend einen Schritt vor und blieb breitbeinig stehen, während er unter geschwollenen Lidern in die Runde blickte. Der Marquis erwartete ihn mit gezückter Waffe. Trotz der geringen Entfernung zwischen ihnen glaubte Reland seinen Gegner durch einen langen, schmalen Korridor anzusehen. Unmerklich versank alles um ihn herum im Dunkel, während nur noch am Ende des Ganges, wo sein Widersacher sich befand, ein schwacher Schimmer blieb. Reland fühlte sich matt und steif. Seine Glieder waren bleischwer, er brauchte einen Augenblick der Ruhe, nur ganz kurz…
    Reland Huxford sank auf die Knie und verharrte mit gesenktem Kopf, auf seine Arme gestützt, bis er schließlich wie ein tödlich getroffenes Tier zusammenbrach und alle viere von sich streckte.
    Edward geriet darüber schier außer sich. Er lief zu Reland hin, ergriff dessen Schwert und schwang es. »Wer nimmt die Herausforderung an? Welcher der Huxfords ergreift das Schwert des Vetters?«
    Niemand rührte sich. Devlin grinste vom Eingang her und spottete: »Squire, Ihr habt die Klinge in der Hand. Stellt Euch der Herausforderung.«
    Edward starrte Devlin mit offenem Mund an, als hätte er den Verstand verloren, doch sein gemeines Lächeln ließ Edwards Blick sinken. Entsetzt starrte er auf die Waffe in seiner Hand. Niemand würde zu seiner Verteidigung aufstehen. Widerstrebend und voller Angst sah er zu dem Mann auf, den er Verräter nannte.
    Maxims verhaltenes Auflachen traf den Stolz Edwards wie ein Peitschenhieb. »Komm schon, Edward«, hörte er ihn höhnen. »Hat dein Blutdurst nachgelassen? Hier bin ich, bereit, dir zu trotzen.«
    Elise, die die beiden beobachtete, spürte, wie sich die Angst ihrer bemächtigte. Sie wußte, wie der Kampf ausgehen würde, falls es dem Marquis gelang, ihren Onkel herauszufordern. Daß Lord Seymour den Tod des Alten wollte, lag auf der Hand.
    Innerlich gegen diesen ungleichen Kampf aufbegehrend, wurde ihr plötzlich klar, daß der einzige Mensch, der diesen Zweikampf verhindern konnte, sich nicht in der Halle befand.
    Sie drehte sich blitzschnell um und lief, die Röcke bis zu den Knien hochgerafft, aus der Halle und die Treppe hinauf. Die Tür zu Arabellas Gemächern war nur angelehnt. Ohne anzuklopfen, stürmte Elise hinein, den Namen ihrer Kusine auf den Lippen, und blickte suchend um sich. In den Räumen herrschte Totenstille. Arabella war nirgends zu sehen. Die Kerzen waren mit Absicht gelöscht worden. Der Geruch des heißen Wachses hing noch in der Luft.
    Von einer sonderbaren Vorahnung erfasst, lief Elise ins Schlafgemach. Dort flackerte eine einzige Kerze. Im Kamin brannte Feuer, und die Flammen warfen die Schatten der hochlehnigen Stühle an die Wand. Die Samtdraperien des massiven Bettes waren zurückgezogen und gaben den Blick auf eine reichbestickte Überdecke frei, die noch auf den Federbetten lag. Nichts in dem Raum deutete darauf hin, daß hier eine Braut sehnsüchtig ihres Bräutigams harrte.
    Elise trat hinaus auf die Loggia und spähte angestrengt hinunter in den Hof, wo sich zahlreiche Tore und Eingänge dunkel vom Mauerwerk abhoben. Jemand pfiff leise eine Melodie, und Elise erkannte Quentin, der gemächlich auf den Halleneingang zu schlenderte. Ihr war entgangen, daß er das Fest verlassen hatte, doch sein Gebaren verriet, daß er von den Vorgängen in der Halle keine Ahnung hatte. Er wäre Edward aber auch nicht beigesprungen, wenn er zugegen gewesen wäre, da er ihm ebenso wenig Sympathien entgegenbrachte wie Maxim Seymour. Lautlos schlüpfte Elise zurück ins Schlafgemach. Wenn es ihr nicht gelang, Arabella bald zu finden, würde sich Edward dem Marquis stellen müssen, und dieser würde seine Rache an ihm vollstrecken.
    Trotz der Wärme des Feuers, die sie im Rücken spürte, überlief sie plötzlich ein

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