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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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mit sich, so schnell, daß sie außer Atem geriet.
    »Verzeiht, aber ich kann Euch nicht frei herumlaufen lassen, ehe nicht alles vorbei ist«, entschuldigte er sich. »Sobald die Neuigkeit bekannt ist, könnt Ihr Eurer Wege gehen… und das war ja wohl treppab…?«
    »Bleibt stehen! Bitte!« keuchte Elise, bemüht, nicht auszurutschen. »Ich kann nicht…«
    Lord Seymour hielt inne, hob sie hoch, legte einen Arm um ihre Schultern, schob den anderen unter ihre Knie und trug sie so hurtig die Treppe hinunter, als wäre sie nur ein Seiden- und Spitzenbündel. So betrat er die überfüllte Halle, in der jetzt alles in Lethargie zu versinken schien. Das Gesinde hatte sich in die Küche zurückgezogen und wartete auf den Aufbruch der Hochzeitsgesellschaft in die Brautkammer, während die Gäste in der Halle ermattet und reglos verharrten. Einige nahmen die Vorgänge um sich nur undeutlich wahr, während andere sich vom Einfall dieses derb gekleideten Mannes höchst belustigt zeigten.
    Maxim schritt auf den nächsten Tisch zu und setzte Elise ohne weitere Umstände auf einem großen, hochlehnigen Stuhl ab. Er beugte sich zu ihr hinunter und sah sie fest an. »Ich beschwöre Euch, Gnädigste, rührt Euch nicht vom Fleck. Ihr werdet staunen, was sich jetzt tun wird.«
    Damit fuhr er herum, packte den Zipfel eines langen Tischtuches, das die blanken Bretter des Schragentisches bedeckte, und zog so heftig daran, daß alles, was draufstand, klirrend auf dem Boden landete.
    »He, verehrte Gäste auf Bradbury Hall!« rief er. »Nun, da ihr fürstlich getafelt und noch fürstlicher gebechert habt, soll für Eure Unterhaltung gesorgt werden!«
    Die Gäste wandten sich ihm verdutzt und träge zu und starrten ihn verständnislos an. In den Blicken glomm auch nicht der Funke eines Erkennens auf, wer der ärmlich gekleidete Fremde war. Stille senkte sich über die Anwesenden, während die Ereignisse eine plötzliche Wendung nahmen. In ihrer Benommenheit erfassten sie gar nicht richtig, was da vor sich ging, und daß es kein Trugbild war.
    »Er ist es!« hörte man jemanden, der endlich seine Sprache wieder gefunden hatte, aufgeregt rufen. »Er ist's! Er ist aus der Hölle zurück!«
    Die Verwirrung steigerte, Fragen überstürzten sich. »Was sagte er? Wen meinst du?«
    Derjenige, der als erster gesprochen hatte, warf fassungslos die Arme hoch und schalt die Gäste. »Wer, fragt ihr? Heilige Mutter Gottes, kennt ihr diesen Lumpenkerl nicht? Der Marquis von Bradbury ist es und kein anderer!«
    »Lor' Se'mour?« lallte einer mit schwerer Zunge und verzog den Mund zu einem breiten Grinsen, ehe er vornübersackte und mit dem Gesicht in einer vollen Schüssel landete. Einige wandten nun dem Marquis ihre volle Aufmerksamkeit zu und stießen Schreckensschreie aus. Er aber ließ unbeirrt lächelnd den Blick über die Anwesenden wandern, auf der Suche nach dem Gesicht seines Hauptanklägers.
    »Niemals! Es kann nicht sein!« wandte eine benommen klingende Stimme ein. »Der Marquis ist tot! Er wurde getötet!«
    Seymour lachte verhalten auf –  es jagte Elise einen Schauer über den Rücken und ließ einen glauben, Maxim Seymour wären auch noch Hörner zur Vervollständigung seiner satanischen Erscheinung gewachsen.
    »Soso? Ihr hieltet mich für tot?« Maxim riß ein Schwert aus der Wandhalterung und sprang auf den Tisch. »Holde Damen, edle Herren, wenn ihr glaubt, ich sei tot, dann streckt getrost eure Brust meinem Schwert entgegen, denn ein Gespenst kann euch keinen Schaden zufügen. Kommt und fühlt die Spitze«, forderte er sie auf und lachte spöttisch, als keiner seiner Aufforderung nachkam. Sein kühner, herausfordernder Blick umfasste sie alle und ließ sie erbeben. »Ich habe euch nicht verlassen, wie sich mancher gewünscht hatte… zumindest nicht auf die ersehnte Art und Weise. Es stimmt allerdings, daß ich manchem aus dem Gedächtnis entschwunden bin.« Gleichmütig hob er die breiten Schultern und schritt die Länge des Tisches ab. »Und es stimmt, daß ich von jenen Tölpeln auf der Brücke, die meine Flucht zu verhindern suchten, schwer verwundet wurde, doch ich fiel in den Fluss, und das Schicksal wollte nicht, daß ich unterging… wie von Engeln getragen, fand ich Zuflucht bei Freunden. Nun seht und hört mich, edle Gäste! Und verbreitet die Kunde, daß Maxim Taylor Seymour gekommen ist, um Rache zu üben an dem Dieb, der seine Besitzungen mit Lug und Trug an sich brachte und seine Verlobte einem anderen gab. Ich bin

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