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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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einzuhängen galt.
    ***
    Hans Rubert blieb in seinem direkt am Kai gelegenen Laden an jenem Samstag länger als bis Mittag, um ein paar Eintragungen in den Geschäftsbüchern nachzuholen. Auf einem hohen Hocker vor dem Schreibtisch sitzend, ließ er den Federkiel bedächtig über das Pergament gleiten, als er von hinten einen Luftzug spürte und das Schlagen der Ladentür einen Kunden ankündigte. Da man in dieser Gegend nicht genug vorsichtig sein konnte, faßte er nach einem dicken Eichenknüppel, ehe er sich umdrehte.
    Sein Kunde war ein hochgewachsener Mann, der ihm irgendwie bekannt vorkam, wenngleich das Gesicht von der tiefgezogenen Kapuze halb verhüllt wurde. Der Mann trat Schnee und Matsch von den Sohlen seiner feinen Lederstiefel, und Rubert ließ sich, getäuscht von der vornehmen Kleidung des Mannes, beruhigt vom Hocker gleiten.
    »Verzeihung, mein Herr«, setzte er an. »Kann ich Euch…« Die Frage blieb unvollendet, als der Mann den Kopf hob und er ihn erkannte.
    »Herr Seymour!« stieß er hervor. Die durchdringenden grünen Augen des Besuchers jagten ihm einen Schauer über den Rücken.
    »Meister Rubert!« Die Stimme war leise und tonlos und hätte Rubert warnen müssen, wäre er nicht bereits zu Tode erschrocken gewesen.
    »Ich… hm…« In Ruberts Kopf überstürzten sich die Gedanken. »Mein Herr, ich wußte nicht, daß Ihr in Hamburg seid!«
    Ohne Rubert zu beachten, streifte der Marquis seine Lederhandschuhe ab und entledigte sich seines Umhangs, den er über einen Stuhlrücken legte. Als Maxim sich herabließ, Rubert anzusehen, glänzten winzige Schweißtropfen auf dessen Oberlippe.
    »Ich bezahlte Euch eine stattliche Halbjahresmiete für ein Stadthaus, das diesen Namen verdient. Tausend Dukaten, glaube ich.« In den Worten bebte verhaltener Zorn. »Zu meiner Verwunderung aber traf ich meine Leute in einem zugigen, von Ungeziefer verseuchten Trümmerhaufen an.«
    »Burg Hohenstein?« tat Rubert verwundert. Dazu runzelte er die Stirn, als bezweifelte er die Behauptung des Engländers. »Nun, als ich letztes Mal dort war…«
    Maxims brüske Antwort erstickte jeden Rechtfertigungsversuch des Mannes im Keim. »Ich wette, die letzten Bewohner ließen auf den Kreuzzügen ihr Leben.«
    Damit war Ruberts Ausrede zunichte – und natürlich auch der Profit. Flink begann er im Kopf Zahlen neu zu ordnen, während er nach einer anderen Ausrede suchte. »Sicher wisst Ihr noch, daß vereinbart war, Ihr würdet das Haus vor Jahresende beziehen. Sollte Euch das nicht möglich sein, dann würde dieser Umstand nicht mir angelastet werden. Nun hörte ich Gerüchte, daß Ihr einem Unglück zum Opfer gefallen seid.«
    Als Maxim einen Schritt auf Rubert zuging, brachte dieser sich hurtig hinter einem langen Tisch in Sicherheit. Der Marquis stützte sich auf die Platte, den Blick so eindringlich auf den anderen gerichtet, als wollte er ihn durchbohren. »Ich muß zugeben, daß Euer Name keine Empfehlung war.« Er ließ eine vielsagende Pause eintreten, und Hans Rubert versuchte den Kloß in seiner Kehle hinunterzuschlucken. »Wie auch immer!« setzte der Marquis wieder an. »Ich weiß, daß vor etwa einem Jahr gewisse Hansemitglieder Besitz in einer anderen Stadt erwerben wollten und einem Makler eine stattliche Summe dafür zahlten. Als sie ihren Besitz beanspruchten, mußten sie feststellen, daß die Zahlungen nicht geleistet worden waren und daß der Makler nirgends aufzutreiben war. Nun gilt die Hanse insgesamt als rachsüchtig, wobei sie sich nicht immer an das Gesetz hält. Wüssten die Betrogenen, wo der Mann zu finden ist, steht zu befürchten, daß sie selbst Hand anlegen würden.«
    Trotz der Kälte zog Rubert ein Sacktuch heraus und wischte sich mit zitternder Hand die schweißglänzende Stirn.
    »Die Hanse kümmert mich keinen Pfifferling«, fuhr der Marquis vertraulicher fort, »für mich ist sie ein Haufen grausamer und herzloser Geldraffer. Ist der Mann, der sich eine Handvoll ihres Geldes aneignen konnte, ein ehrlicher Mensch, dann würde ich ihn nicht verraten.«
    »Ich… ich… ich… natürlich, Herr Seymour«, stammelte Hans Rubert. »Wie Ihr sagt, bin ich ein ehrlicher Mensch.«
    »Meine Leute haben genug Miete gezahlt, um damit Hohenstein und das umliegende Land kaufen zu können.«
    »So sei es!« beeilte Rubert sich zu versichern und kramte eifrig in einer Lade nach dem Vertrag, den er mit Unterschrift und Siegel versah und mit Sand bestreute, um die Tinte zu trocknen, ehe er ihn seinem

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