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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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ihr Fitch am Vorabend gebracht hatte. Es war so kalt, daß es auch den tiefsten Schläfer aus dem Schlaf gerissen hätte.
    Mit dem Eimer in der Hand ging sie an die Tür und lauschte. Da sie nichts Ungewöhnliches hören konnte, schob sie vorsichtig den inneren Riegel zurück und trat hinaus. Von unten drang das laute Schnarchen von Fitch und Spence herauf. Von oben kam kein Laut. Leise begann sie, die Treppe hochzusteigen, und schlich auf Zehenspitzen zum Schlafgemach des Lords. Mit angehaltenem Atem spähte sie an den zersplitterten Brettern vorbei in den Raum, in den die blasse Wintersonne durch die Fenster und durch die Öffnung im Dach eindrang. Über den hölzernen Betthimmel hatte man als Schutz gegen die Zugluft eine Art Zelt drapiert. In dem riesigen, mit reichem Schnitzwerk verzierten Bett lag ihr Widersacher in tiefem Schlaf. Das hübsche Gesicht mit den dunklen Wimpern war ihr zugekehrt. Eine Felldecke bedeckte ihn bis zur Mitte und ließ den Oberkörper frei. Etliche alte Narben an Brust und Schultern waren augenscheinlicher Beweis, daß er seinen Gegnern oft getrotzt hatte.
    Elise ließ alle Skrupel fallen. Der Kerl verdiente nichts anderes… Sie hob den Eimer und schüttete den ganzen Inhalt über Maxim Seymour aus.
    Brutal wurde der Ahnungslose aus dem Schlaf gerissen. Erschrocken fuhr er hoch und starrte sie wütend an. Als er seine Decke beiseite schleuderte, um auf sie loszugehen, war sie beim Anblick der völlig nackten männlichen Gestalt wie gelähmt. Dieser Anblick – das Bild eines goldenen Apolls – sollte sich auf ewig in ihr Gedächtnis graben! Dennoch – dies war kein marmorner Gott, sondern ein Mann aus Fleisch und Blut, lebendig und wirklich, kühn und männlich, und es war ein erzürnter Mann.
    Elise drehte sich um und rannte los. Ihre Füße flogen förmlich dahin, als sie hinaus auf den Gang lief und die Treppe halb taumelnd, halb gleitend hinuntergelangte. Die Schritte ihres Verfolgers kamen immer näher. Mit letzter Kraft erreichte sie die Tür ihres Schlafgemachs und schob den Riegel vor. Bebend und nach Luft schnappend, lehnte sie sich an die Tür. Sie war in Sicherheit! Doch gleich fuhr sie wieder zusammen, als er mit der flachen Hand heftig gegen die Tür schlug.
    »Ich reiße diese Tür aus den Angeln, wenn du das jemals wieder machst, du Weibsstück!« schrie er wutschnaubend.
    Erst nach der Mittagsstunde fand Elise den Mut, sich hinauszuwagen, in der Hoffnung, der Marquis habe die Burg verlassen. Sie stand noch mitten auf der Treppe, als sie ihn in der Halle am großen Tisch sitzen sah. Ein halbvolles Tablett stand vor ihm, er hatte sein Mittagsmahl am wärmenden Kamin eingenommen. Sie wollte sich diskret zurückziehen, da durchschnitt seine Stimme die Stille der Halle.
    »Kommt und leistet mir Gesellschaft, Mistreß Radborne«, rief er kühl, auf den Platz am anderen Ende der Tafel weisend. »Ich möchte Euch lieber vor mir sehen als im Rücken fühlen.«
    Widerstrebend schritt sie die restlichen Stufen herab, von der Ahnung drohenden Unheils erfüllt. Sein Blick ließ sie nicht los, als sie sich steif im Armsessel am anderen Ende des Tisches niederließ. Maxims Missvergnügen war offensichtlich. Er schwieg, und die Stille wurde immer beklemmender.
    »Wie ich sehe, Mistreß Radborne, seid Ihr ein wenig verärgert über mich…«, begann er schließlich.
    »Ein wenig? Wie soll ich das verstehen?«
    »Nun, dann muß ich mich korrigieren. Ihr seid also sehr verärgert über mich.«
    »Auch das wäre noch eine Untertreibung«, gab Elise zurück.
    Maxim nahm ihre Erwiderung gelassen zur Kenntnis. »Ich glaube, ich darf annehmen, daß Ihr mich für ein abscheuliches, widerwärtiges Ungeheuer haltet, weil ich Euch in diese unangenehme Lage gebracht habe.«
    »Bis ich eine passender Bezeichnung für Euch finde, wird diese ausreichen«, bemerkte Elise trocken.
    Wieder nickte Maxim zustimmend. »Unbestritten hegt keiner von uns viel Sympathie für den anderen, doch ich fürchte, daß wir beide in der Falle sitzen. Ich kann Euch aus einleuchtenden Gründen nicht zurückschicken, und Ihr wollt nicht bleiben. Daher schlage ich vor, daß wir ein Abkommen treffen.«
    »Meine einzige Bedingung ist, daß Ihr mich mit dem nächsten Schiff zurückschickt. Andernfalls gehe ich keine Verpflichtung ein.«
    Maxim sah sie offen an. »Dennoch möchte ich in Frieden in meinem eigenen Haus leben…«
    »Dann laßt mich gehen.«
    »Die Vorstellung eines ständigen Kampfes zwischen uns…«
    »Ihr

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