Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)
erotischen Fieberschub äußerte?
Nichtsdestotrotz reagierte sein
Körper auf die sanft kreisenden Bewegungen ihrer warmen Finger. Die Luft um sie
herum schien vor elektrischen Funken zu vibrieren. Hatte sie ihr Becken noch
dichter an seinen Unterleib gepresst oder war seine Reaktion auf sie größer
geworden.
Entgeistert sah er sie an und
spürte, wie sie mit ihrer kleinen Hand zu seiner anderen Brustwarze glitt und
diese sanft massierte. Dabei nahm er ein geheimnisvolles Glitzern in ihren Augen
wahr.
Atemlos stieß er einen zischenden
Laut aus. Was für ein bizarres Spiel spielte diese erotische Hexe mit ihm? Er
schloss die Augen und merkte in dem Moment, dass sie sich, für die anderen kaum
wahrnehmbar, noch enger an seine Erektion presste. Was ihm die Schweißtropfen
auf die Stirn trieb. Erregt stöhnte Sébastien auf. Doch dann durchfuhr ihn ein
schneidender Schmerz.
Nahlas Finger gruben sich in sein
Fleisch und drückten seine Brustwarze zusammen. Er stieß einen wütenden,
heiseren Schmerzenslaut aus. Sein linker Arm schnellte vor, um sie zu stoppen.
Aus dem Unterbewusstsein nahm er wahr, dass auch ihre Hand vorschnellte, und er
sah einen Ring an ihrem Finger, der einer Muschel glich. Blitzschnell stieß sie
mit der Schneide der Muschel in seinen Arm.
In der nächsten Sekunde spritzte
eine Fontäne seines Blutes durch die Luft und er verspürte das unbändige Gefühl,
sie zu erwürgen. Doch Nahla ergriff seinen Arm und leckte mit ihrer Zunge leicht
über seine Wunde und das Blut versiegte so schnell, wie es gekommen war.
»Sébastien! Wenn Sie schon über
ein Thema reden, von dem Sie nicht die geringste Ahnung haben, dann sollten Sie
sich vorher mit den entsprechenden Hintergrundinformationen beschäftigen.
Vergleichen Sie niemals eine Meerjungfrau mit einer Víla. Meerjungfrauen haben
eine positive Einstellung zu Menschen und beschützen sie bei Gefahr im Wasser.
Sie sollten das schwanzgesteuerte Denken eines Mannes niemals mit der
emotionalen Wut einer Frau verwechseln«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich kann
Ihnen versichern, dass wir Frauen durchaus stark sind. Sehen Sie nach oben!«,
forderte sie ihn auf.
Schweigend blickte er auf die
tropfenförmigen Blutspitzer an der hohen, kuppelförmigen Decke des Tempels –
sein Blut. Touché. Der Punkt ging eindeutig an die Hexe. Stille breitete sich
über dem Schlachtfeld ihrer Emotionen aus. Minuten des Schweigens folgten. Jais
süffisantes Lachen brachte Nahla in die Gegenwart zurück und erinnerte sie
wieder an ihre Gäste.
Hastig löste sie sich aus
Sébastiens Umklammerung. Dann drehte sie sich um und sprach das junge Mädchen,
das abwartend am Treppenaufgang stand, in einem leisen Singsang an, von dem
Sébastien kein Wort verstand. Das Mädchen jedoch schien den Kontext ihrer Worte
erfasst zu haben.
Leichtfüßig lief sie die Stufen
hinauf und erschien wenig später mit eisgekühlten Gläsern Papayasaft und einer
kleinen Truhe auf einem Tablett. Sébastien hielt sein Glas unberührt in der Hand
und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie Nahla die winzige Schatulle öffnete,
etwas herausnahm und damit auf ihn zutrat.
Ihre Blicke trafen sich, dann
griff sie nach seiner Hand und drückte ihm wortlos etwas hinein. Ein Buch. Es
sah schon ziemlich alt und abgegriffen aus.
»Das ist ein heiliges Buch. Es
wurde von den Mönchen geschrieben. Da steht alles über die Legende des
Inselfluchs und die Wassergeister drin. Sie sollten es lesen, bevor sie zu einem
vorschnellen Urteil gelangen.«
Sie runzelte die Stirn und
bedachte ihn mit einem ironischen Blick, der auszudrücken schien, dass sie
bezweifelte, dass er lesen konnte.
Merde. Ihr rauer, ironischer Ton
kratzte an seinen Nerven. Jai, der unmittelbar neben ihnen stand, versuchte sein
Lachen hinter einem vorgetäuschten Hustenanfall zu verbergen.
Merde alors, diese kleine Hexe
versuchte doch tatsächlich ihn vor seinen Freunden lächerlich zu machen. Mit
einem einzigen tiefen Schluck stürzte er den Papayasaft herunter und stellte das
Glas danach mit einem lauten Knall auf dem Glastisch ab. Es hätte auch purer
Essig sein können, in seiner aufschäumenden Wut hätte er den Unterschied nicht
bemerkt.
Ihre Augen duellierten sich und
alle Umstehenden konnten in seinen erkennen, dass er Nahla liebend gerne
erwürgen würde.
Caldas Augen hingegen blitzten
vor Wut, als sie sich auf Nahla hefteten. Hastig stand sie auf und glitt an
Sébastiens Seite.
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