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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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dann persönlich mit dem zuständigen Beamten des
Ministeriums sprechen.«
    Und fernab von uns allen, den
restlichen Honey Moon mit deiner Amy genießen. Was für ein glücklicher Hurensohn
du doch bist, fügte Sébastien im Stillen hinzu. Dann lehnte er sich bequem
zurück und dachte nach. »Zumindest wissen wir damit mit Sicherheit, dass es ein
menschliches Wesen ist, gegen das wir ankämpfen.«
    »Nein, das wissen wir nicht mit
Bestimmtheit. Auch Wassergeister, wie zum Beispiel eine Vila, können menschliche
Formen annehmen. Somit wäre sie durchaus in der Lage gewesen, die Akten selber
zu vernichten, sofern sie darin etwas Belastendes über sich vermutete.«
    Jais Erklärung ließ Sébastiens
Körper ruckartig in die Höhe schnellen. Ungläubig lachte er auf und schüttelte
gleichzeitig den Kopf.
    »Leute, glaubt ihr allen Ernstes
immer noch, dass all diese Morde das Werk einer durchsichtigen,
jahrhundertealten Meerjungfrau sind, die beim Gehen eine Wasserspur hinter sich
herzieht wie eine kaputte Kühleranlage?« Sechs Augenpaare richteten sich auf
ihn. Doch er stand zu seiner Meinung.
    Der Stuhl erzeugte ein
schnarrendes Geräusch auf dem Holzfußboden, als Michael sich erhob und auf
Sébastien zuging. Mit dem Zeigefinger tippte er gegen seine muskulöse Brust.
    »Mein Bruder, ich habe dir deinen
Auftrag für heute noch gar nicht mitgeteilt.« Nach einer kleinen Kunstpause
sprach er weiter. »Du gehst heute nochmal zu Nahla und bittest sie um mehr
Informationen. Ich glaube, sie hat uns gestern noch nicht alles erzählt.«
    Sébastiens Kinnlade klappte nach
unten.
    »Warum, zum Teufel, ausgerechnet
ich?«, fragte er ungläubig.
    »Vielleicht, weil du so einen
guten Draht zu der Dame hast?«, lachte Jai süffisant. »Irgendwie erschien es uns
allen so, dass die Luft gestern zwischen euch beiden elektrostatisch aufgeladen
war …«
    Sébastiens Fangzähne blitzten auf
und seine Augen zogen sich zu gelben Schlitzen zusammen, als seine Wut sich
einen Weg an die Oberfläche bahnte.
    »Pass auf, was du sagst,
connard.«
    Lachend sprang Jai zur Seite und
wich so gerade noch rechtzeitig Sébastiens Faust aus.
    »Auch gut. Ich verzieh mich jetzt
für ein paar Stunden ins Meer. Mal sehen, was man sich da unten so erzählt. Au
revoir, mon ami.«
    Geschickt schlängelte er sich an
Sébastien vorbei und hob beim Hinausgehen winkend die Hand. Amy starrte ihm
verdattert hinterher. »Er spricht mit dem Meer? Was meint er damit?«
    Sébastien atmete tief durch und
versuchte sich wieder zu beruhigen.
    »So genau bin ich auch noch nicht
dahinter gestiegen. Ich habe mit dem Hurensohn noch nicht so oft
zusammengearbeitet«, knurrte er immer noch aufgebracht. »Das einzige, was ich
weiß, ist, dass er ein Hybrid ist. Sein Körper besitzt eine menschliche und eine
tierische DNA. Ich glaube, seine Mutter war eine Robbengestaltwandlerin. Von ihr
hat er nur ein bestimmtes Gen geerbt, das ihm im Wasser irgendwie nützlich ist.
Von seinem Vater hat er die menschliche DNA. Irgendwann hat er mir mal erzählt,
dass er im Meer geboren wurde. Und nur im Wasser kann er seine Visionen
empfangen oder so. Ich hoffe, er ersäuft heute darin.«
    Auf Amys tadelnden Blick hin,
strich er ihr entschuldigend über die Wange.
    »Tut mir leid«, seufzte er, »ich
bin heute kein guter Geschichtenerzähler. Frag Michael oder Milton. Die werden
dir die ganze Geschichte erzählen, okay? Ich mach mich jetzt auch vom Acker. Ich
muss zu einem Rendezvous mit einer Hexe.«
    Augenzwinkernd verabschiedete er
sich und Amy sah ihm gedankenvoll nach.

 

     
    Melodie des Meeres
     
    D ie Gischt spritzte auf und
ein weißer Schaumberg breitete sich im Wasser aus, hinterließ eine Spur in der
Fahrrinne des kleinen Motorbootes. Die Palmen und der Strand wurden immer
kleiner, je weiter Jai Gas gab und sich von der Insel entfernte. Zügig nahm er
Kurs auf das südwestlich vor Krabi gelegene Anemonenriff, das in der
Landessprache Hin JomJom hieß.
    Die Sonne schien auf der flachen
Bugwelle des kleinen Bootes, als er Kurs auf das offene Meer nahm. Das
Motorengeräusch wurde lauter. Unzählige Möwen begleiteten das kleine Boot, in
der Hoffnung, dass ein paar Fischreste für sie abfielen. Seine kurzen, blonden
Haare standen im Fahrtwind hoch. Er stand im offenen Führerhaus, mit einem Fuß
auf der niedrigen Reling.
    Dann drosselte er den Motor und
das Boot verlor langsam an Geschwindigkeit. Jetzt befand er sich mitten auf

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