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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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sofort in die Richtung, in die er wollte - als wenn sie seine Gedanken lesen
konnte.
    Sie war das einzige weibliche
Wesen, das er noch in die Nähe seines erkalteten Herzens gelassen hatte Und als
die Dogianer ihn in die vier Welten holten, war sie auch das einzige weibliche
Wesen, das er vermisste.
    Mitten in den Gedanken an seine
verhasste Vergangenheit, vernahm er unversehens ein knackendes Geräusch zwischen
den Pavillons und richtete sich angespannt auf. Aus dem Dunklen sah er eine
schemenhafte Gestalt auf sich zukommen. Kampfbereit sprang er auf.
    »Beruhige dich, mein Bruder, ich
bin es nur.«
    Erleichtert atmete er auf. Jai
stieg die Stufen zur Terrasse herauf, wuchtete seinen Körper auf das Bett und
warf Sébastien dabei ein Sechserpack Thai-Bier zu. Dann griff er in die Tasche
seiner Jeans und beförderte eine zerknitterte Zigarettenpackung zutage. Das
leise Klicken des Feuerzeugs durchschnitt die Nacht.
    Langsam blies er den Rauch durch
die Nase. Sébastien sah ihn argwöhnisch an. »Hast du den Schlüssel zu deinem
Bungalow verloren?«
    »Nein, Mann. Ich muss mit
jemandem reden.«
    »Okay.« Sébastien nahm einen
großen Schluck aus der Flasche und blickte grüblerisch in den mondschimmernden
Himmel. Anscheinend war er nicht der Einzige mit komischen Gedanken.
    »Du weisst«, begann Jai, »dass
ich kein verträumter Idiot bin, oder?«
    »Hmm …«
    »Gut, dann hör mir jetzt gut
zu.«
    In kurzen Zügen berichtete er ihm
von seinen Ereignissen am Strand. »Irgendetwas Mysteriöses geht auf dieser Insel
vor, das langsam beängstigende Ausmaße annimmt.«
    »Was soll das heißen?«, fragte
Sébastien und setzte sich auf, um seinen Freund genauer zu betrachten.
    »Willst du mir damit sagen, du
glaubst an die wasserwandelnde Nixe?«
    »Ja. Scheiße, heute … Da draußen
im Meer ist mir zum ersten Mal der Arsch auf Grundeis gerutscht und das passiert
mir nicht so oft«, erwiderte er erhitzt.
    »Ich habe sie, diese Nixe, mit
meinen eigenen Augen gesehen.
    Verdammt noch mal, du weißt, dass
ich kein Spinner bin, der sich das nur eingebildet hat.«
    »Fuck, dann haben wir jetzt
tatsächlich ein echtes Problem«, murmelte Sébastien halblaut und betrachtete
seinen Freund nachdenklich. Es stimmte, er kannte Jai seit Jahren als einen
knallharten, wohl kalkulierenden Kollegen, der nicht mit Märchenanschauungen
behaftet war. Eigentlich waren sie beide vom selben Kaliber.
    Sie standen bedingungslos hinter
der Föderation, gingen hart und unerbittlich gegen ihre Gegner vor und lehnten
beide eine feste Beziehung zu einer Frau strikt ab. Aber im Gegensatz zu ihm,
der sich verzweifelt nach echter Liebe sehnte, eilte Jai der Ruf eines
Frauenhelden voraus, der alles mitnahm, was sich ihm freiwillig anbot. Manchmal
half er wohl auch durch seine Sinnesmanipulation nach, vermutete Sébastien
stark.
    Trotzdem konnte er sich mit der
Nixengeschichte noch immer nicht anfreunden. Er konnte sich sein Gefühl nicht
erklären, aber irgendetwas passte hier einfach nicht zusammen. In die Stille
hinein rülpste Jai geräuschvoll und lachte süffisant.
    »Hey … Nahla ist schon eine heiße
Frau, oder? Ich habe den Eindruck, dass sie alle Männer mit ihrer Ausstrahlung
verhexen kann. Oh Mann, ich hätte nichts dagegen, mal in ihrem Hexenbett
aufzuwachen«, kicherte er.
    »Sie ist eine Priesterin und
keine Hexe«, korrigierte Sébastien und ignorierte dabei geflissentlich den
überraschten Ausdruck auf Jais Gesicht.
    Nachdenklich verschränkte er
seine Arme hinter seinem Nacken und starrte in den Himmel. Noch niemals hatte er
mit seinen Freunden über die Abgründe seiner einsamen Gefühlswelt oder seinen
Makel geredet. Niemand von den Geisterkriegern hatte ihn je nackt gesehen.
    Irgendwie behielt jeder sein
Vorleben für sich. Er wollte, dass es auch weiterhin so blieb. Jai und er hatten
denselben Konsens und die gleiche Einstellung zu Frauen. Doch es störte ihn
gewaltig unter diesem lüsternen Aspekt an Nahla zu denken.
    Und die Vorstellung, dass Jais
Hände Nahlas zarten und so wunderschönen Körper berührten, missfiel ihm ganz
besonders. Aber warum das so war, konnte er sich nicht erklären.

 

     
    Zwei Nachrichten
     
    A m nächsten Morgen trafen sie
sich alle wie gewohnt zum Frühstück auf Miltons Terrasse. Als Sébastien eintraf,
stöckelte Calda ihm in einem aufreizenden, fast durchsichtigen blauen
Strandkleid entgegen, das mehr zeigte, als es

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