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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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schon.«
    »Merde alors, also gut.« Er
verstärkte den Druck und presste mit beiden Händen auf den schmalen Brustkorb.
Kurz danach begann der Junge zu zucken. Nach angstvollen Sekunden des Wartens
drang ein großer Schwall Meereswasser aus seinem Mund. Hustend drehte er sich
zur Seite und erbrach erneut Wasser. Nahla beugte sich zu ihm herunter und
strich beruhigend über sein Gesicht.
    »Was ist passiert?«, fragte sie
ihn in dieser singenden Sprache, von der Sébastien nicht einen Ton verstand.
Aber er nahm die fast greifbare Angst des Jungen wahr. Er sah die großen
verschreckten Augen und hörte den panischen Klang seiner Stimme, als er Nahla
antwortete.
    »Er sagt«, übersetzte sie für
ihn, »er war schwimmen und tauchte zwischen den Korallenriffen nach Muscheln, um
sie auf dem Markt zu verkaufen. Das macht er dreimal die Woche. Immer hier, am
selben Platz.«
    Plötzlich schnellte die Hand des
Jungen Thais vor und er begann aufgeregt etwas in Nahlas Ohr zu flüstern. Mühsam
rang sie nach Luft. Dann hob sie ihren Oberkörper und sah Sébastien mit einem
undurchsichtigen Blick an.
    »Er schwört, dass es die Vila
war. Nachdem er sich aus ihrer Umklammerung nicht lösen konnte, ging ihm die
Luft aus. Danach hat sie versucht, ihn in die Tiefe ziehen und in ihr Reich zu
holen.«
    Ungläubig strich sich Sébastien
die triefenden Haare aus dem Gesicht. Es sah so aus, als wollte er etwas sagen,
doch dann wandte er sich ab und verzog seinen Mund zu einem schmalen Strich.
Doch er hatte ihre Auffassungsgabe unterschätzt. Aufgeregt fasste Nahla nach
seiner Hand.
    »Du glaubst immer noch nicht
daran, nicht wahr? Aber ich habe dich draußen auf dem Meer beobachtet. Du hast
dich erschrocken. Was hast du unten in der Tiefe gesehen? Sag mir die
Wahrheit!«
    Er stieß einen frustrierten Laut
aus. »Verdammt, ja, ich habe mich erschrocken, das gebe ich zu. Im ersten Moment
sah es so aus, als ob ich in ein Gesicht mit langen, grünlichblonden Haare
gesehen hätte. Doch jetzt - im Nachhinein - ist es viel logischer, dass es sich
wahrscheinlich nur um grüne Algenstränge gehandelt hat. Wahrscheinlich bin ich
nur in einen Wasserstrudel geraten. Genauso wie dieser Junge.«
    »Du weißt, dass du dich selber
belügst«, erwiderte sie und beugte sich wieder zu dem Jungen.
    Erschöpft ließ er sich nach
hinten in den Sand fallen. Verdammt, er wusste, dass es das Böse gab. In Form
von Gestaltwandlern, Werwölfen, Vampiren und anderen entarteten Dämonen. Aber
von Wassernixen hatte er noch nie in seinem Leben etwas gehört und darum fiel es
ihm auch so schwer, daran zu glauben.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete
er sie, wie sie in einem leisen Singsang beruhigend auf den Jungen einsprach und
sein Herzschlag beschleunigte sich auf einmal. Ihr lachsfarbener, seidener
Sarong war durch das Meerwasser durchsichtig geworden und schmiegte sich jetzt
klatschnass, hauteng und fast durchsichtig an ihre Beine.
    Die sinnlichen Kurven ihrer
Taille blieben seinen Augen nicht verborgen und er merkte, wie es in seiner Hose
eng wurde.
    In seine Überlegungen hinein hob
Nahla plötzlich den Kopf und begegnete seinem Blick. Sébastien schluckte kurz
und fühlte sich wie ein ertappter Pennäler. Langsam wanderten ihre Augen an
seinem nackten Oberkörper herunter und blieben dann auf seiner Narbe, die sich
quer unterhalb seines Bauchnabels entlangzog, hängen.
    »So«, flüsterte sie. »Du bist
also Tabu - ein verbotener Mann.«
    Entsetzt erstarrte er mitten in
seinen Bewegungen. Blitzschnell versuchte er mit seiner großen Hand die Narbe zu
verstecken, aber sie hatte schon genug gesehen.
    »Merde, merde, merde«, fluchte er
innerlich und stöhnte verzweifelt auf. An sein Stigma hatte er in der ganzen
Aufregung nicht gedacht und jetzt hatte sie es gesehen. Nahla spürte seine
Unsicherheit und stand mit fließenden Bewegungen auf.
    »Wenn du den Jungen trägst, dann
bringen wir ihn jetzt nach Hause. Ich weiß, wo seine Eltern wohnen.«

 

     
    Männerblues
     
    S ébastien lag auf seiner
Terrasse im Outdoor-Bett auf der Terrasse seines Chalets und versuchte seine
aufgewühlten Nerven zu beruhigen.
    Er verschränkte die Arme hinter
seinem Nacken und starrte in den sternenklaren Himmel. Nachdenklich ließ er die
Ereignisse des heutigen Tages Revue passieren. Scheiße, schon wieder hatte er
sich wie ein Idiot verhalten. Nachdem sie das kleine Haus der Familie erreicht
hatten, hatte er den Jungen

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