Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Hilfe erkenntlich zu zeigen.
    »Dann treffen wir uns gegen sechs
an der Rezeption. Ich denke, unser Fest wird Ihnen sehr gefallen.«
    Noch einmal klatschte Malee
begeistert in die Hände. Mit einem dankbaren Nicken verabschiedete sie sich und
lief leichtfüßig die Treppe der Strandterrasse hinunter.

 

     
    Asalha Puja
     
    D er laue Abendwind, der durch
die Straßen von Ban Saladan wehte, vermischte sich mit den exotischen Gerüchen
von Ananas, gebratenem Safranrindfleisch, Curryhühnchen, süßen gerösteten
Erdnüssen und dem nächtlichen Jasminduft der Blütengirlanden, die an jedem Stand
verkauft wurden. Sanft wehten die Düfte in ihre Nasen, während die unzähligen
Fackeln die Szenerie vor ihnen in ein buntes Farbenmeer tauchte.
    Aus allen Teilen der Insel waren
die Dorfbewohner angereist und versammelten sich jetzt hier auf dem für Autos
gesperrten Marktplatz der Hafenstadt, um an dem Spektakel teilzunehmen. Malee
hatte ihnen auf der Fahrt schon einiges von diesem wichtigsten, buddhistischen
Fest erzählt. Was Ben wünschen ließ, dieses Erlebnis mit Rebecca an seiner Seite
zu teilen.
    Calda jedoch rangen Malees
Erzählungen nur ein gelangweiltes Gähnen ab. Jai war mit dem Buddhismus schon
vertraut und eifrig mit Milton in einer Unterhaltung darüber verstrickt.
Sébastien indes hörte Malee aufmerksam zu. Wenn es sich nicht um Hexen oder
triefende Wassergeister handelte, war er immer sehr interessiert an anderen
Bräuchen und Kulturen. Und aus einem Grund, über den er sich noch immer nicht im
Klaren war, wollte er mehr über Nahlas Welt, in der sie lebte, erfahren.
    Malee freute sich über sein
Interesse und erzählte eifrig weiter.
    »Wissen Sie, eigentlich feiern
wir zwei wichtige Anlässe. Asalha Puja und Khao Pansa sind zusammenhängende
Feiertage und gehören mit zu unseren wichtigsten buddhistischen Feiertagen.
Asalha Puja findet am Vollmondtag des achten Monats unseres Mondkalenders statt.
Immer einen Tag bevor die dreimonatige buddhistische Fastenzeit Khao Phansa
beginnt. Diese Fastenzeit kündigt den Anfang der Regenzeit an. Drei Monate lang
bleiben alle Mönche in ihren Klöstern, um in den vorgesehenen Zeiten die
buddhistischen Lehren zu studieren und um zu meditieren. In dieser Zeit fassen
auch viele junge Männer ihren endgültigen Entschluss, sich als Mönch ordinieren
zu lassen. Doch bevor sie sich in ihre Klöster zurückziehen, werden ihnen zu
Ehren in ganz Thailand Predigten, Gebete und Kerzenprozessionen abgehalten.
Dabei schenken wir ihnen ganz alltägliche Dinge wie Essen, Toilettenartikel,
Räucherstäbchen und Geld für ihre neuen Mönchsroben. Die Kerzen haben heutzutage
nur noch eine symbolische Bedeutung. Früher wurden sie den Mönchen zum Geschenk
gemacht als einzige Lichtquelle, die es damals gab. Sie galten als Geschenk des
Lichts, das die Mönche beim Lesen der heiligen buddhistischen Textrollen
benötigten. Heutzutage verfügen fast alle Wats über elektrisches Licht. Aber die
Menschen halten diese Tradition liebevoll am Leben.«
    Dicht gedrängt stand ihre Gruppe
im Getümmel. Mit einem Mal fühlte Sébastien unvermittelt Caldas Brüste, die sich
in seinem Rücken bohrten. Ihre Arme pressten sich um seinen Unterleib und er
spürte ihren heißen Atem, der ihm unangenehm in den Nacken wehte.
    Knurrend versuchte er sich aus
ihrer Umklammerung zu befreien. Doch in genau diesem Moment begann die
Menschenmenge um sie herum eine kleine Gasse zu bilden und aufgeregt zu
applaudieren.
    Jetzt waren sie in der dicht
zusammengedrängten Menschenmenge gefangen und konnten weder vor noch
zurückgehen. Das nutzte Calda aus, um auch noch ihr Becken aufreizend an seinen
Hintern zu pressen.
    Zeitgleich begann die Prozession.
Farbenprächtige, bis zu zwei Meter hohe Kerzen und kunstvoll geschnitzte
Wachsfiguren, die aus mythologischen Legenden und vom Leben Buddhas erzählten,
wurden auf vergoldeten Holzpodesten durch die Straßen getragen und waren in
ihrer Schönheit kaum zu beschreiben. In einen Nebel aus heiligem Weihrauch und
Räucherstäbchen gehüllt, begab sich die eindrucksvolle Prozession in Richtung
Strand.
    Langsam löste sich die
dichtgedrängte Menschenmenge um sie herum auf und lief ausgelassen und fröhlich
dem Festzug hinterher. Das schien Calda entgangen zu sein. Immer noch streifte
ihr Atem unangenehm seinen Nacken. Energisch befreite er sich aus ihrer Umarmung
und drehte sich wütend zu ihr um.
    »Was, zum Teufel,