Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
mit seinem rustikalen Charme den
Eindruck einer
urgemütlichen Landhausidylle. Bei Amy löste dieser Anblick
sofort ein warmes
Wohlgefühl aus. Auch Zuhause hatten sie damals eine so ähnliche
Küche gehabt.
Als kleines Kind hatte sie sich darin stundenlang mit
ihrer Mutter
aufgehalten und so schon sehr früh das Kochen gelernt.
Sie hatten zusammen Kekse und Schokoladenkuchen
gebacken und zu
Weihnachten durfte sie immer die ehrenwerte Aufgabe übernehmen
und den Truthahn
füllen. An dem großen Holztisch wurden die Hausaufgaben
erledigt, gebastelt und
stundenlang gemalt. Ihre fertigen Bilder, bestehend aus
Strichmännchen und
ziemlich schiefen Häusern oder Tieren, hatte Tadita jeden Abend
an die zwei
großen Kühlschranktüren gehängt.
Diese waren bald so vollgeklebt mit ihren Kunstwerken,
dass man kaum
noch die aluminiumbeschichtete Farbe durchschimmern sah.
Wenn ihr Vater abends von der Arbeit nach Hause kam und
sich sein
wohlverdientes Feierabendbier aus dem Kühlschrank holte, blickte
er so manches
Mal verwundert auf eine neue Zeichnung.
»Amy Schatz, warum hat dieses Pferd nur drei Beine ?«
Stirnrunzelnd betrachtete sie daraufhin ihr krakeliges
Bildnis. Aber
Tadita nahm ihre Tochter wie immer mit mütterlichem Stolz in
Schutz.
»Aber Thomas, das ist doch gar kein Pferd. Sieh doch
einmal genau hin,
Darling. Es ist ein verwunschenes Einhorn.
Es steht auf drei Beinen und das vierte hat es gerade
in seine
Hosentasche gesteckt, wie eine Hand .«
Staunend drehte sich zu ihnen um und sah sie beide vor
sich stehen,
sich umarmend und glucksend kichernd. Mutter und Tochter – wie
immer eine
uneingeschränkte Einheit, nichts und niemand konnte zwischen sie
kommen.
Wehmütig lächelte Amy bei den alten Erinnerungen auf
und wünschte sich
ihre Mutter wäre jetzt hier.
Doch dann straffte sie die Schultern und blickte wieder
zu Rachel und
Emily hinüber. Diese saßen beide am riesigen Holztisch und
diskutierten gerade
hitzig wer und wann das Kochen übernehmen sollte. Rachel war wie
immer für die
einfachste Variante.
»Ich schlage vor, dass wir die Tiefkühltruhe mit Pizza
vollstopfen. Da
kann man nichts falschmachen.
Sie sind lecker, machen satt und man schmeißt sie
einfach zwanzig
Minuten in den Backofen .« Emily sah
sie entrüstet an.
»Und was ist mit den Vitaminen, Gemüse, all das was man
im Allgemeinen
eine gesunde Ernährung nennt ?« Rachel
zuckte mit den
Schultern. »Sorry, aber damit kann ich leider nicht dienen. Der
Kochkurs auf
dem College war mir damals viel zu langweilig. Ich habe
stattdessen lieber den
Handwerkskurs der Jungen mit belegt. Der Anblick einiger von
ihnen war
knackiger als jeder Salat, das könnt ihr mir glauben .«
Alle drei prusteten los und bekamen einen Lachanfall.
Schließlich
sagte Amy: »Kommt Mädels, lasst uns unseren Rundgang beenden.
Ich zeige euch
noch das Wohnzimmer, es liegt gleich hier nebenan. Dann haben
wir hier unten
noch einen Vorratsraum und ein Badezimmer .«
Anschließend gingen sie die große Treppe hinauf in den
zweiten Stock.
Gemeinsam durchstreiften sie die Zimmer.
Emily hatte sich sofort in den Raum mit der
rosaschimmernden
Blumentapete verliebt. Ein Mädchentraum von Laura Ashley, der
ganz im
englischen Cottage Stil gehalten war.
Rosa Puderfarben und ein verschnörkeltes Himmelbett aus
weißen
Gusseisen, überdacht mit einem Baldachin aus rosafarbener Seide.
»Okay – das ist dann deins«, sagte Rachel großzügig und
rollte bei dem
Anblick lachend mit den Augen.
»So viel Kitsch auf einmal, erschlägt mich fast. Das
ist sicherlich nicht
meins .«
Immer noch lachend, stolzierte sie in die anliegenden
Zimmer rüber und
dann hatte auch sie sich entschieden.
Ihre Wahl fiel auf den modernsten Schlafraum, der ganz
in Blau und
Weiß gehalten und mit modernen Glasschränken ausgestattet war.
Amy musste sich nicht mehr entscheiden. Sie hatte sich
schon vor der
Ankunft ihrer Freundinnen ihr Reich ausgesucht.
Da ihr Vater den Bungalow von Montana aus angemietet
hatte, wurde ihr
schon gestern vom Vermieter der Schlüssel übergeben. Danach
schlenderte sie zum
ersten Mal alleine durch das große Haus und dabei hatte sie den
Raum gesehen
und sich sofort darin verliebt.
Das Schlafzimmer war etwas kleiner als die anderen
drei. Es war in
einem sanften, ockerfarbenen Naturton
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