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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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fragte Toby. »Wo ist sein Zuhause?«
    »Bei mir«, sagte Tyndall. »Er kann bei uns in die Hinterzimmer einziehen.«
    Die Regierung befürchtete eine Invasion und kaufte alle Logger auf, die, die nicht mehr als seetüchtig befunden wurden, wurden zerstört. Der Flughafen war weiter ausgebaut worden und diente jetzt schon als Auftankstation für die Maschinen der australischen Luftwaffe, die Kurs auf Niederländisch-Indien, das spätere Indonesien, nahmen.
    Ende Februar 1941 war von Broome nicht mehr übriggeblieben als seine leere äußere Hülle.
     
    Als die Mettas ankündigten, daß sie Broome verlassen und nach Perth übersiedeln würden, wurde Olivia schwer ums Herz. Toby setzte ein tapferes Gesicht auf, doch sein stämmiger Körper zitterte, während er Olivia umarmte und mit einem Sturm von Gefühlen kämpfte. Mabel schien weniger gefaßt, und als Olivia ihre liebe Freundin aus Ceylon umarmte, spürte sie, wie schmal Mabel geworden war. Sie schien in ihrem düsteren dunkelbraunen Sari regelrecht unterzugehen, graue Strähnen durchzogen ihre langen Haare, die sie in einem Nackenknoten trug, doch ihr Lächeln war so hinreißend wie eh und je.
    »Wartet nicht zu lange und kommt bald nach«, flehte Mabel. »Sorg dafür, daß sich John von hier losreißt. Das seid ihr uns einfach schuldig.«
    Mehrere staatliche Schiffe hatten bereits zahlreiche Familien evakuiert, dieses Schiff würde das letzte sein. Einige Leute wollten Broome mit dem Flugzeug verlassen.
    »Erster Klasse reisen wir nicht gerade, wir sind alle auf dem Schiff zusammengepfercht, und es ist fürchterlich heiß, aber damit müssen wir uns eben abfinden«, seufzte Mabel.
    Viele Männer blieben, weil sie in Broome vielleicht noch gebraucht wurden, und Olivia brach fast das Herz, als sie zusah, wie sie ihren Frauen und Kindern zum Abschied zuwinkten. Als das Schiff auslief, brach Olivia an Tyndalls Brust wieder in Tränen aus. »Ich habe das Gefühl, ich werde sie nie wiedersehen.«
    »Unsinn. Du kannst jederzeit nach Perth zurück. Du hast ja immer noch dein Haus dort. Du brauchst nur ein Wort zu sagen.«
    »Ich werde dich oder Broome nicht verlassen.«
    »Dann wisch deine Tränen ab. Du hast deinen Entschluß gefaßt, mein Schatz.«
    Die Straßen von Broome waren still, die Gebäude standen leer, Sheba Lane lag verlassen da. Und während die Evakuierungsschiffe Kurs auf die offene See nahmen, verschwanden die verlassenen Männer in die Pubs, um sich sinnlos vollaufen zu lassen.
    Als die Japaner über die Philippinen und Niederländisch-Indien immer weiter nach Süden vorstießen, fiel Broome plötzlich die Rolle einer Durchgangszentrale für Flüchtlingsfamilien zu. Alliierte, Zivilisten mit ihren Familien, amerikanisches Militärpersonal von den Philippinen und verzweifelte holländische Familien aus Niederländisch-Indien wurden über Broome nach Australien evakuiert, zum größten Teil auf dem Luftweg.
    Das Krankenhaus wurde in ein medizinisches Versorgungszentrum umgewandelt, Olivia arbeitete unermüdlich in der Flüchtlingshilfe. Es gab nur noch wenige Frauen in der Stadt, eine Krankenschwester, die Telefonistin in der Fernvermittlungsstelle und einige Schwestern im Johanneskonvent. Die Hotels waren überfüllt, alle dagebliebenen Familien öffneten ihre Häuser, um die Tausende von Flüchtlingen, die durch Broome geschleust wurden, unterzubringen.
    Auch Tyndall half nach Kräften unten im Hafen mit, wo man nur schlecht für die Flugboote eingerichtet war. Wegen der starken Flut mußten viele Flugboote eine Meile vor der Küste zu Wasser gehen. Bis zum Anleger war es ein langer Marsch durch den Schlick, von dort aus noch ein ganzes Stück bis zum Ufer. Viele der älteren Leute und Mütter mit Kindern blieben lieber an Bord der Flugboote, obwohl dort eine drangvolle Enge herrschte. Ahmed arbeitete Seite an Seite mit Tyndall, half die Flugboote ankern und schaffte auf einem ausgedienten Logger Treibstoff heran.
    »Der Flughafen ist in einem schlimmen Zustand. Diese
Flying Fortresses
und
Liberators
sind so riesig, daß die Bahn nach jeder Landung ausgebessert werden muß.«
    »Alle Malaien und Kupanger sind draußen und helfen Schäden beheben«, sagte Ahmed. »Schütten Kies auf. Harte Arbeit für die Jungs, müssen draußen am Flughafen wohnen.«
    »Diese Piloten müssen ja völlig erschöpft sein, tanken bloß auf und dann geht's gleich wieder zurück, noch eine Ladung Flüchtlinge holen. Ich hab gehört, heute sind über fünfzig Flugzeuge

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