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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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gelandet. Die armen Leute. Klingt schrecklich, was da oben im Osten passiert«, sagte Olivia. »Die werden noch in letzter Minute rausgeholt, während die Japaner schon im Anzug sind.«
    Am Abend rief Tyndall nach Olivia und bat sie, sich zu ihm auf die Veranda zu setzen. Doch statt des friedlichen Sonnenuntergangs, den sie sonst immer genossen, bot sich ihnen in der Bucht ein Anblick geschäftigen Treibens. Zwei Dornier-Flugboote der niederländischen Marine glitten herab und schlitterten bei der Landung wie riesige silberne Meeresvögel übers Wasser.
    Nach dem Abendessen kehrten Tyndall und Olivia auf die Veranda zurück. Die Regenzeit war fast vorüber, ein weich schimmernder Dunstring lag um den Mond. Das ruhige Wasser war mit
Qantas Catalinas-
und
Short Sunderland
-Flugbooten gesprenkelt. »Sie sehen aus wie große Vögel, die da draußen in der Bucht schaukeln«, sagte Olivia. »So friedlich.«
    »Das scheint nur so. Aber da unten ist immer noch viel los. Die Boote müssen mit der Flut auslaufen. Das ist nicht so einfach.«
    »Was wird noch aus uns werden, John?« flüsterte Olivia.
    »Wer weiß? Wir können nur, wie immer, unser Bestes tun. Willst du fort von Broome? Vielleicht solltest du doch lieber gehen. Vielleicht sollten wir beide gehen.«
    »Möchtest du denn?«
    »Nein. Ein Kapitän verläßt niemals sein Schiff. Mach dir keine Sorgen, mein Schatz.« Er küßte sie auf den Scheitel.
    »Ich bleibe bei dir, Kapitän.« Olivia fühlte sich getröstet, als Tyndall seinen Arm um sie legte.
     
    Als zwei Tage später der Leichter
Nickol Bay
, beladen mit Fässern voll Flugbenzin, quer durch die Bucht auf eines der drei ankernden Flugboote zupflügte, unterbrachen Tyndall und Ahmed ihre Arbeit in der Nähe des Piers und blickten hoch. Ein fernes Brummen hoch über ihren Köpfen nahm die Gestalt eines kleinen Flugzeugs an, das in trägem Bogen in die Bucht einschwenkte, einige Male über ihnen kreiste und dann wieder in Richtung Nordwesten abzog.
    Tyndall lief eilig zu einem Ingenieur, der in ihrer Nähe arbeitete und ebenfalls zum Himmel starrte. »Was halten Sie davon?« fragte Tyndall.
    »Ein japanisches Aufklärungsflugzeug, glaube ich.«
    »Das gefällt mir ganz und gar nicht. Das Militär ist der Meinung, wir lägen außer Reichweite der japanischen Flugzeuge, aber bei der Geschwindigkeit, mit der sie ihre Stützpunkte in unsere Richtung verlegen, glaube ich nicht mehr daran.«
    »Gut, daß nur wenige Flugboote hier sind.«
    »Heute abend werden es mehr sein. Die liegen dann da wie auf einem Serviertablett – verdammt leichte Beute«, murmelte Tyndall beklommen.
     
    »Siehst du, ich wußte ja, daß noch mehr kommen würden«, erklärte Tyndall am nächsten Morgen, als er mit seiner Teetasse auf der Veranda stand. »Sechzehn Flugboote sind da draußen.«
    »Wie es aussieht, alles Holländer«, sagte Olivia, die sich neben ihn stellte.
    »Ich gehe lieber mal runter und helfe beim Auftanken, die sollten machen, daß sie wegkommen, sobald der Wasserstand stimmt.« Er küßte Olivia und reichte ihr seine leere Tasse. »Bis später, Liebling.«
     
    Während die Flugboote aufgetankt wurden, feierten einige der Besatzungsmitglieder in der Bar des Conti, daß sie die letzte Ladung Flüchtlinge glücklich in Sicherheit gebracht hatten. Die meisten der holländischen Frauen und Kinder warteten in den Flugbooten. Auf dem Flughafen bereitete sich das erste von einem halben Dutzend Transportflugzeugen auf den Start vor. Im Morgengrauen war ein
Liberator
mit Verwundeten aus Jogjakarta gelandet, der als erster wieder starten durfte.
    Olivia hatte sich spontan entschlossen, zum Kai hinunterzugehen und den Start der Maschine zu verfolgen. Sie schloß sich dem Grüppchen noch vorhandener Stadtbewohner an, eine Schar von Frauen und Kindern wartete auf eine Barkasse, die sie zu ihrem Flugboot bringen sollte.
    Im Conti sahen die Mannschaften auf die Uhr und kippten den Rest ihrer Drinks herunter. Es war ein strahlender, klarer Vormittag gegen 9.30 Uhr.
    Aus dem Norden kam Flugzeuggebrumm, auf das niemand achtete, bis ein paar Sekunden später am Himmel neun silberne Punkte auftauchten, die sich in raschem Sturzflug über die Roebuck Bay senkten.
    Olivia blickte hoch und kreischte auf, als sie die tödlichen kleinen
Zeros
mit der grellroten Scheibe der aufgehenden Sonne auf dem Flugzeugrumpf erkannte. Starr vor Entsetzen sah sie zu, wie die Flugzeuge mit präziser Genauigkeit ihren Überraschungsangriff flogen.
    Als die

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