Träum ich?: Roman (German Edition)
einem Achselzucken bedachte. »Oh, das ist nicht schlecht«, sagte er plötzlich und fragte: »Ist hier irgendwo eine versteckte Kamera?«
»Nein«, lachte ich. »Es ist eine lange Geschichte.«
»Ich habe Zeit«, erwiderte er. »Übrigens, ich heiße Gogo.«
»Gogo?« Ich lachte noch einmal. »Ist das Ihr echter Name?«
»Sozusagen.«
»Wie heißen Sie denn wirklich?«, fragte ich.
»Das ist zu persönlich«, erwiderte er. »Normalerweise verrate ich meinen echten Namen erst nach ein paar Monaten. Wenn ich einer Frau meinen richtigen Namen verrate, bedeutet das meine Kapitulation. Dann weiß ich, dass unsere Beziehung ernst ist.«
»Und wie viele Frauen haben ihn erfahren?«, fragte ich, mit zugegebenermaßen flirtendem Unterton.
»Bis heute?«, fragte er zurück.
»Genau.«
»Zwei«, antwortete er melancholisch. »Eine in der fünften Klasse. Sie verließ mich wegen Rob Appleby, der gerade aus London nach New York gezogen war. Es lag am Akzent. Die zweite war Rhonda, direkt nach dem College. Sie brach mir das Herz, als sie mich wegen meines Zimmergenossen verließ. Genauer gesagt kletterte sie vom oberen Bett ins untere.«
»Schlampe.« Ich versuchte, diesen Mann mit Dollys und Selmas Augen zu sehen. Er wirkte wie Mitte dreißig. Warum hatte er seit Rhonda keine ernste Beziehung mehr gehabt? ,dachte ich. Er sah aus wie ein Mann, für den jede Frau alles stehen und liegen lassen würde. Er muss ein Frauenheld sein , dachte ich. Oder er ist hinter meinem Geld her. Vielleicht sollte ich ihm eine Chance geben … Nein, nicht so schnell. Ich brauche mal eine Pause.
»Tja«, sagte ich und hielt ihm meine Hand hin. »Es war nett, Sie kennenzulernen, aber ich muss zurück zur Arbeit.«
»Es ist ein wirklich schöner Name«, sagte er. »Es lohnt sich, die Zeit zu investieren.«
»Vielen Dank«, erwiderte ich und holte die Schlüssel aus meiner Tasche. »Sie sind sehr freundlich. Momentan bin ich aber nicht an einer Beziehung interessiert. Sie wissen ja, ich habe gerade erst eine hinter mir. Also halte ich es für vernünftig, erst mal eine Zeit lang allein zu sein, bevor ich mich auf jemand Neuen einlasse. Ich will keine Altlasten mitbringen, verstehen Sie«, sagte ich entschuldigend, um ihn loszuwerden.
»Dem Gewicht dieses Typen nach zu urteilen, kann niemand allein diese Altlasten tragen.«
»Wie viel Zeit sollte man denn Ihrer Meinung nach zur Verarbeitung einer Beziehung aufwenden?«
»Einer Beziehung mit so einem Typen?«
»Genau.«
»Da wären schon fünf Minuten zu viel.«
Wieder musste ich lachen.
»Darf ich Ihnen nicht doch beim Essen Gesellschaft leisten?«, fragte er. »Ich kann einfach nicht mitansehen, wie eine Frau in ihren Salat weint.«
»Nein«, sagte ich, »lieber nicht. Ehrlich gesagt habe ich auch keinen Hunger mehr. Ich gehe wohl besser zurück ins Büro und vergrab mich in Arbeit.«
»Wissen Sie, was mir immer hilft, wenn es mir nicht so gut geht?«, fragte er und winkte nach dem Kellner. Der kam prompt herbeigeeilt.
»Zwei Eisbecher mit heißer Schokoladensoße«, orderte er.
»Oh nein«, sagte ich und blickte kopfschüttelnd zum Kellner. »Das ist nicht nötig.«
»Vertrauen Sie mir«, entgegnete er und nickte zum Kellner.
Fünf Minuten später saß ich an Gogos Tisch und wir schwelgten in Zucker und Schokolade.
Seitdem waren wir unzertrennlich.
Drei Monate später lagen wir wieder einmal nach dem weltbesten Sex im Bett, da wandte Gogo sich mir zu.
»Stanley«, sagte er.
»Wie bitte?«
»Mein Name ist Stanley Goldblatt«, erklärte er.
Worauf ich in hysterisches Gelächter ausbrach.
»Und genau deswegen verrate ich niemandem meinen Namen.«
»Nein, wieso? Das ist doch ein schöner Name«, versicherte ich ihm, während mir die Lachtränen die Wangen hinunterliefen.
»Es ist ein schrecklicher Name. Mein Großvater hieß so. Er starb kurz vor meiner Geburt und meine Mutter wollte mich nach ihm benennen.«
»Hätte sie dann nicht nur das S nehmen und dir einen normalen Namen wie … Steve, Stuart oder sogar Sal geben können, einen der mehr … äh, weniger schrecklich ist?«
»Offenbar war er ein sehr guter Mensch. Meine Mutter meinte, er sei der perfekte Vater gewesen. Er war immer freundlich zu ihr und hat sie mit Liebe überschüttet.«
»Da hat deine Mom aber Glück gehabt«, seufzte ich und dachte an die fünf Männer meiner Mutter, die ich zwar »Dad« genannt hatte, aber nur weil ich nicht all ihre Namen behalten konnte.
»Gogo ist die Abkürzung für
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