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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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dem Alubehälter. Soviel zum romantischen Dinner.
    »Psst! Der Kleine wacht auf«, sagte ich zur Begrüßung.
    Ich schob Moritz in sein Zimmer, hob das Oberteil des Kinderwagens ab und stellte es auf den Boden. Ich war darin so geübt, daß ich an der Olympiade hätte teilnehmen können, sobald die Disziplin ›Kinderwagenzerlegen‹ eingeführt wurde, während Sascha immer noch nicht kapiert hatte, wie es funktionierte, ohne daß Moritz aufwachte. Von wegen, Männer sind technisch begabter als Frauen.
    »Wo warst du?«
    Sascha stand in der Tür. Er lächelte breit wie Olli, aber seine Augen waren glasig und blickten schräg an mir vorbei. Sein Oberkörper schwankte, und es sah aus, als könnte er sich kaum auf den Beinen halten. Nicht nur das Lächeln war breit, er war es auch. In der Verfassung war ein Gespräch mit ihm überflüssig, deshalb versuchte ich einen schnellen Abgang. Ich schloß die Tür zum Kinderzimmer und ging auf den Flur.
    |39| »Ich war bei Nicole, und jetzt bin ich total müde. Kommst du auch ins Bett?«
    Ich wertete es als Zustimmung, daß er nicht antwortete, und verschwand in Richtung Bad.
    »Wo warst du? Antworte mir!«
    Saschas Stimme bohrte sich wie ein Pfeil in meinen Rücken. Alarmstufe rot. Augenblicklich legte mein Talk-Show bedingt unterfordertes Gehirn den schnellstmöglichen Gang ein, und mein lahmer Kreislauf versuchte, das Tempo zu halten. Jetzt nur aufpassen, daß ich nichts Falsches sage, dachte ich, und wenn ich es schon nicht verhindern kann, daß er ausflippt, dann bitte nicht im Flur, wo Moritz uns hören kann. Wenn er um diese Zeit aus dem Schlaf gerissen wurde, war die Nacht für mich gelaufen.
    Also ging ich zurück in die Küche und zündete mir eine Zigarette an, um den Kreislauf anzukurbeln. Außerdem fand ich, daß Rauchen die Gelassenheit ausstrahlte, die ich zwar in dem Moment nicht besaß, die aber dringend notwendig war, damit Sascha nicht ausflippte. Sascha war kein streitsüchtiger Typ, aber wenn er dicht war, konnte ihn ein falsches Wort zur Raserei bringen. Und er war dicht bis unter die Haarwurzeln.
    »Ich war bei meiner Schwester«, antwortete ich und pustete den Rauch betont gelassen aus, »ich hab dir einen Zettel hinterlegt.«
    Der Zettel lag noch auf dem Küchentisch. Ich hob ihn auf und hielt ihn Sascha unter die Nase. Beweisstück Nummer eins, die Angeklagte ist unschuldig, jedes Ausflippen ist hiermit überflüssig. Sascha sah das leider nicht so. Er packte meinen Arm und zog mich dicht an sich heran. Ich konnte seinen Atem auf meinem Gesicht spüren. Er roch nach Bier und Zigaretten.
    »Das ist doch gelogen!«
    Tropfen seiner Spucke benetzten mein Gesicht. Als ich |40| hochschaute, konnte ich seine Augen nicht sehen. Alles, was ich sah, waren Lippen, ein weit aufgerissener Mund. Speichel und Lippen. Ich bewegte meinen Kopf vorsichtig ein paar Zentimeter nach hinten, genug, um dem Biergeruch auszuweichen, doch ohne mich körperlich zu entziehen, weil dadurch ein Gerangel entstanden wäre, aus dem ich als Verliererin hervorgegangen wäre. Als ich einmal versucht hatte, mich aus Saschas Würgegriff zu befreien, war er nur noch wütender geworden, und das mußte ich jetzt nicht unbedingt haben.
    »Nein! Ich war bei Nicole.«
    Er wich ein paar Zentimeter zurück und versuchte, mich mit seinen glasigen Augen zu fixieren. Seine Pupillen waren auf Stecknadelgröße zusammengeschrumpft. Trotzdem hatte er Probleme zu fokussieren und kniff die Augenlider zusammen, so daß ich nur zwei dunkle Schlitze sah. Schweigend starrten wir uns an. Raubtiere vor dem Sprung. So hatte ich mir die Tigernummer nicht vorgestellt.
    Auf einmal fielen meinem Tiger die Augen zu. Langsam und schwer, wie flügellahme Motten zu Boden taumeln, senkten sie sich. Sein Kopf senkte sich mit und fiel auf die Brust. So blieb er stehen, und ich sah ihn sich mit letzter Kraft auf seine Couch schleppen und einschlafen. Das konnte passieren, wenn er zuviel abgekriegt hatte. Ich mußte ihn dann nur zudecken und konnte ins Bett gehen. Aber Sascha war noch nicht soweit. Er hielt meinen Arm immer noch fest umfaßt, und plötzlich, als hätte ihn ein Traum aufgeschreckt, riß er die Augen weit auf und starrte mich wieder an. Seine Pupillen wollten aber nicht so wie er und wanderten immer wieder zu einem Punkt oberhalb meines Kopfes. Ich seufzte. Warum ließ er es nicht gut sein für heute?
    »In den Klamotten«, fragte er plötzlich.
    In den Klamotten – was? Da das Gespräch nicht gerade |41|

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