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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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übrigens auch an allen anderen Tagen der Woche.«
    »Mußte das sein«, fragte ich. Es war mir peinlich, daß sie mich vor Tomas bloßstellte.
    »Schon gut«, wiegelte Paula ab, »Sascha kann ganz nett sein. Wahrscheinlich spinne ich, aber mir sind Männer wie er suspekt.«
    »Was für Männer?«
    »Ich weiß es nicht. Diese charmanten Typen, die supergut aussehen und immer alles im Griff haben…«
    Spätestens jetzt war mir klar, daß sie nicht von Sascha redete. Der Typ hatte nichts im Griff. Doch das konnte sie nicht wissen, denn sie kannte ihn eigentlich nur aus dem Club, wo er tatsächlich den Eindruck machte, und ich hatte ihr ja nie erzählt, daß der Eindruck täuschte. Warum |81| eigentlich nicht? Paula war meine beste Freundin! Sie kannte mich zu gut, um nichts zu ahnen, aber immer, wenn sie gegen Sascha stichelte, fühlte ich mich in die Ecke gedrängt und fing an, ihn zu verteidigen. Kein Wunder, daß Paula dachte, er hatte alles im Griff!
    »Du bist also eine Frau, die auf Loser steht«, grinste Tomas, »schade!«
    Paula guckte ihn erstaunt an. »Heißt das, daß du keiner bist? Oder daß du gerne hättest, daß ich auf dich stehe?«
    Tomas lachte.
    »Ich versteh das nicht«, sagte ich, »wieso sind dir charmante Typen suspekt?«
    Ihre Auswahlkriterien, was Männer anging, waren schwer nachvollziehbar.
    »Ich weiß nicht«, gähnte sie und schob sich die Mähne aus dem Gesicht, »diese Typen erinnern mich irgendwie an meinen Vater, verstehst du?«
    Ich verstand es nicht, weil ich ihren Vater nicht kannte. Ich hatte einmal ein Bild von ihm in der Zeitung gesehen, davon abgesehen wußte ich, daß er Künstler war, getrennt von ihrer Mutter lebte und daß er Paulas Konto regelmäßig auffüllte. Das war alles, was ich wußte, weil Paula so gut wie nie über ihn redete.
    »Ich weiß, daß dein Vater gutaussehend und erfolgreich ist«, sagte ich, »aber daß er darüber hinaus noch charmant ist, ist echt too much. Kein Wunder, daß du ihn nicht magst!«
    Tomas lachte.
    »Das versteht keiner, ich weiß«, sagte Paula. »Alle mögen meinen Vater. Er ist immer gut drauf und nett und geht auf die Partys, die in den Klatschkolumnen stehen. Aber die Leute haben keine Ahnung, wie er wirklich ist.«
    »Wie ist er denn wirklich?« wollte Tomas wissen.
    Zum zweiten Mal heute morgen guckte Paula nicht an ihm vorbei.
    |82| »Mein Vater ist ein Egozentriker, daß es zum Himmel stinkt«, sagte sie, »er ist süchtig nach Anerkennung. Die ganze Welt muß sich um ihn drehen, und er tut alles, um der glanzvolle Mittelpunkt zu sein. Dafür geht er über Leichen.«
    »Wie meinst du das?« fragte ich, »er ist doch nett zu dir, oder nicht?«
    »Na klar«, schnaubte Paula verärgert, »solange ich die Verzierung auf seinem Kuchen spiele. Ich war für ihn immer nur ein Püppchen, das er vor seinen Freunden vorgeführt hat. Familie zu haben, eine hübsche Frau und ein Kind, das gehörte für ihn zum Leben wie ein Ferienhaus in der Toskana. Nicht mehr und nicht weniger. Wie es uns dabei ging, war ihm scheißegal. Meine Mutter hat sich um mich gekümmert, während er auf Partys rumhing und das Foto, das er von mir in der Brieftasche hatte, herumzeigte.«
    Sie lachte bitter.
    »Er hat mich nach einer Malerin benannt. Sagt das nicht alles?«
    Ich mußte an Sascha denken. Singles waren in seinen Augen Verlierer, die durch das soziale Netz zwischenmenschlicher Akzeptanz durchgefallen waren. Beziehung, möglichst mit Kind, gehörte für ihn auch zum Leben dazu. Doch jetzt, wo er beides hatte, interessierte er sich erstaunlich wenig dafür. Er wußte nicht, wie man das Oberteil von Moritz’ Kinderwagen abmontierte, und es war nur symptomatisch, daß er es noch nicht auf die Reihe gekriegt hatte, die Kindermöbel von meiner Schwester abzuholen. Möglicherweise waren Moritz und ich auch nur Attribute wie der coole Job und der silberne Turbo, Äußerlichkeiten, die beweisen sollten, daß man beruflich wie privat erfolgreich war.
    »Und wie ist euer Kontakt jetzt?« fragte Tomas.
    »Wir kommunizieren per Bankkonto«, sagte Paula trocken, »er gibt mir Geld, weil er sich dabei als guter |83| Vater fühlt, und ich nehme es, weil es das einzige ist, was ich von ihm bekommen kann.«
    »Du hast ihm sicher schon gesagt, daß du lieber etwas anderes hättest«, wollte Tomas wissen.
    Paula seufzte.
    »Ich kann ihn sowieso nicht ändern, und schließlich lebe ich ganz gut damit. Er ist eben egoistisch und unzuverlässig. Weißt du noch, Mel, die

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