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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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Uni-Abschlußfeier?«
    Ich nickte.
    Ich wußte noch genau, wie enttäuscht Paula damals war. Wir hatten nach der Zeugnisverleihung eine Art Stehempfang mit Prosecco aus Pappbechern im Innenhof der Uni organisiert. Nicole und sogar meine Eltern waren zu dieser höchst überflüssigen Party gekommen. Es war wenig schmeichelhaft für mich, daß sie so beeindruckt waren, als ich ihnen meinen Magister in Kunstgeschichte, ein mehr oder weniger dekoratives Stück Altpapier, zeigte. Aber sie waren gekommen. Im Gegensatz zu Paulas Eltern. Ihre Mutter war auf Kur und insofern entschuldigt, aber auf ihren Vater war sie so böse, daß sie kaum über etwas anderes redete und ihren Ärger in dem drittklassigen Prosecco zu ertränken versuchte.
    »Er hätte wenigstens absagen können«, sagte sie.
    »Aber du hast ihm doch gesagt, daß du dich geärgert hast«, wollte ich wissen.
    Paula grinste.
    »Was glaubst du, wer mir damals den Thailand-Urlaub finanziert hat?«
    »Nichts gegen Thailand«, sagte ich, »aber du solltest mal mit deinem Vater reden.«
    Man hat keine Probleme, solange man über alles redet, war eines der geflügelten Worte meiner Eltern, das ich so verinnerlicht hatte, daß ich fest davon überzeugt war, wenn ich nur einmal die Gelegenheit hätte, mit Sascha normal zu reden, würde wieder alles so wie früher. Diese Hoffnung |84| konnte auch die Tatsache nicht zerstören, daß meine Mutter trotz vieler Gespräche meinem Vater seine Affären nicht hatte ausreden können.
    Paula hielt anscheinend nicht sehr viel von dieser Theorie, jedenfalls schnaubte sie nur verächtlich.
    »Ich halte es da mit meiner Mutter«, sagte sie, »vergiß es, mit dem Typen zu reden. Er ist nur über seinen Geldbeutel zu kriegen.«
    »Da ist was dran«, sagte Tomas, »es gibt Situationen, da kannst du labern, was du willst. Wenn der andere dich nicht verstehen will, hast du keine Chance.«
    Paula grinste.
    »Erzähl uns jetzt bloß nicht, daß du zu Hause eine Frau sitzen hast, die dich nicht versteht!«
    Ich guckte Paula fragend an. War ihr womöglich auch das schon passiert?
    Tomas lachte.
    »Nein, nein. Ich habe zur Zeit keine Freundin. Ich mußte an eine Situation mit meinen Eltern denken, ist aber schon etwas her.«
    »Aha«, sagte Paula, »du bist also auch einer von denen, die sich von ihren Eltern aushalten lassen und sie dafür mit Verachtung strafen. Willkommen im Club.«
    »Nein. Ich hab keine Probleme mit meinen Eltern. Aber es gab eine stressige Zeit, weil sie unbedingt wollten, daß ich in ihre Firma einsteige, und ich wollte Geologie studieren. Ich hatte einfach keine Lust, mein Leben zwischen Lippenstiften und Make-ups zu verbringen.«
    Paula guckte mich bedeutungsvoll an.
    »Deine Eltern machen eine Travestie-Show«, fragte ich vorsichtig. Dabei versuchte ich, den Eindruck zu erwecken, als sei das für mich nichts Ungewöhnliches.
    Tomas lachte laut auf.
    Paula machte es im Gegensatz zu mir nichts aus, ob sie engstirnig auf das Künstlerkind wirkte.
    |85| »Laß mich raten«, prustete sie, »ihr Traum war, daß du Clown wirst?«
    Sie gackerte laut los, so daß Moritz, der in Tomas’ Armen am Einschlafen war, die Augen wieder aufmachte und sie verwundert anguckte. Ich war ebenfalls erstaunt, weil ich Paula selten so taktlos erlebt hatte. Erst hatte sie Tomas nicht beachtet, und jetzt versuchte sie, ihn lächerlich zu machen. Wenn sie mit Männern immer so umsprang, würde sie sich bis an ihr Lebensende mit One-Night-Stands zufriedengeben müssen.
    Doch Tomas trug es mit Fassung.
    »Nein«, sagte er lächelnd, »das hätte ich ja noch spannend gefunden. Sie sind in der Kosmetikbranche.«
    Paula war ausnahmsweise mal beeindruckt.
    »Ich weiß nicht, was du hast. Also, ich finde das hochgradig spannend«, sagte sie ehrfürchtig.
    Man muß wissen, daß Paula uneingeschränkt an die magische Wirkung von Kosmetika glaubt, und der Industriezweig ohne ihren Beitrag vermutlich zusammengebrochen wäre. Sie investierte ein Vermögen in Cremes, die so vitaminreich waren, daß man sie als Aufbaunahrung für Sportler hätte verwenden können.
    »Frag doch deine Eltern mal, ob sie nicht eine Kunsthistorikerin gebrauchen können«, sagte sie dann allen Ernstes.
    Tomas fand die Idee anscheinend nicht so absurd wie ich.
    »Du wirst lachen«, sagte er, »unsere Pressesprecherin ist Kunsthistorikerin.«
    »Unsere«, frotzelte Paula, »demnach hast du doch nicht Geologie studiert, sondern bist in die Firma eingestiegen?«
    Obwohl sie so

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