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Traeum weiter, Mann

Traeum weiter, Mann

Titel: Traeum weiter, Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nebe
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bezahlt doch die Versicherung.«
    »Von wegen, ich habe nicht mal Teilkasko«, klagt Deuters fast weinerlich. »Keinen Cent bekomme ich!«
    Der VW-Golf absorbiert seine ganze Energie, für Steff hat er keinen Blick mehr. Der Regen nimmt zu, ein aufbrausender Wind scheint ihn umzuleiten, so dass die Tropfen nun waagerecht von vorne zu kommen scheinen. Gerald führt Steff die wenigen Schritte zu seinem Landrover, sie hakt sich bei ihm ein. Er öffnet die Beifahrertür und hilft ihr auf den Sitz, dann springt er hinter das Lenkrad.
    »Alles klar soweit?«
    »Hmmh.«
    Im Rückspiegel steht der ratlose Deuters auf dem trostlosen Acker. Warum setzt der sich nicht in seinen Wagen,  sondern lässt sich stattdessen einregnen? Auch der Bauer steht stumpf neben der Fahrerkabine seines Treckers, obwohl er eigentlich längst nach Hause tuckern könnte. Gerald fährt niedrigtourig an und bleibt immer weit unter 80, Steff soll sich absolut sicher bei ihm fühlen.
    »Es war meine Schuld«, meint Gerald. »Ich hätte wissen können, dass Deuters nicht gut fahren kann.«
    »Wir sind bestimmt vier Meter durch die Luft geflogen«, murmelt Steff. »Ich war sicher, dass ich sterbe!«
    Gerald ist genervt; er steht vor Steff jetzt blöde da, weil er das Wettrennen provoziert hat. Obwohl er nichts dafür kann, dass Deuters den Trecker übersehen hat, er war ja nicht einmal in der Nähe.
    Steff hält sich die Augen zu.
    »Kannst du mal anhalten?«
    Gerald bremst den Wagen vorsichtig ab und fährt an den Straßenrand, direkt neben einer Anpflanzung von mannshohen Weihnachtsbäumen, man riecht die Tannen durch den Regen hindurch. Steff springt hinaus und versucht mit großen Armbewegungen, mehr Luft in ihre Lungen zu pumpen. Gerald läuft um den Wagen herum und stellt sich neben sie.
    »Alles okay?«
    Steff nickt und zittert plötzlich am ganzen Körper, vermutlich hat sie einen Schock. Gerald umarmt sie, Steff krallt ihre Finger fest in seinen Rücken. Er kann ihr Amber-Parfüm riechen, aber auch ihren Angstschweiß. Gerald streicht ihr über die Haare und schiebt eine Strähne hinters Ohr. Das Zittern hört nicht auf.
    »Soll ich dich zu einem Arzt bringen?«, fragt Gerald besorgt.
    Steffs Zähne klappern.
    »Nnnnein.«
    Gerald öffnet die Tür zum Laderaum, dort liegt sein Daunenschlafsack, in dem er nach dem Kopenhagen-Desaster am Meer geschlafen hat. Steff legt sich dankbar hinein. Gerald streift ihre Schuhe ab und zieht vorsichtig den Reißverschluss des Schlafsacks zu. Dann gibt er ihr einen Kuss auf die Stirn, was sie überhaupt nicht wahrzunehmen scheint.
    Besorgt holt Gerald sein Handy aus der Seitentasche seiner Cargo-Hose und wählt eine Nummer.
    »Dr. Groth? Gerald Schöning hier. Ich habe hier eine Patientin mit einem Schock, kann ich sofort zu Ihnen kommen? ... Ja ... okay.«
    Er klettert nach hinten zu Steff.
    »Ich bringe dich zu einem Arzt.«
    »Muss das sein?«, fragt Steff, sie zittert immer noch.
    »Ich fahre dich zu meiner Hausärztin«, beruhigt er sie, schließt die Tür und fährt vorsichtig an. Steff stöhnt leicht auf. Mit einem Schock ist nicht zu spaßen. Gerald überlegt, ob er die Abkürzung über die Feldwege nehmen soll, das würde etwas schneller gehen. Aber dann würde Steff zu sehr durchgeschüttelt werden, also bleibt er auf der Straße und versucht, abrupte Brems- und Lenkmanöver zu vermeiden.
    Was wäre gewesen, wenn Steff und Deuters bei dem Unfall gestorben wären? Die Lage eskaliert zusehends, so darf es nicht weitergehen, am Ende stehen er und Deuters sich noch mit Schusswaffen gegenüber!
    Steff hat sich innerlich längst für ihn entschieden, das spürt Gerald deutlich, ihre Körpersprache ist eindeutig, kleine Blicke und Gesten verraten sie, immer wieder sucht sie seine körperliche Nähe. Sie weiß es nur selbst noch gar nicht, es muss noch bei ihr ankommen. Dass sie mit Deuters von der Lesung weggefahren ist, hatte nichts mit Deuters zu tun, sondern war an ihn adressiert. Sie wollte ihn damit eifersüchtig machen, es war ein Spiel. Zugegeben, bei der Lesung hat er nicht die beste Figur gemacht, aber für Steff muss er kein Dichter sein. Sie will ihn, so wie er ist, das weiß er.
    Jetzt sollte sie so schnell wie möglich eine Spritze bekommen, damit sie schlafen kann. Anschließend wird er mit Deuters reden: Der muss ohne Verzögerung verschwinden und zwar noch heute Abend!

19
Nachtfahrt im Taxi

    »Hamburg ist nichts für mich. Ich meine, das ist ’ne schöne Stadt. Ganz klar. Aber so viele

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