Traeum weiter, Mann
Gerald, das hatte ich doch gar nicht so gemeint!«
Noch sieht es allerdings nicht danach aus ...
Immerhin ist die Pension nun geräumt. Frau Schmidt ist weg, und Deuters wird mit Sicherheit noch heute Abend von seiner Frau abgeholt. Erleichtert geht er wieder hinein. Drinnen riecht es wie immer nach Sahne und ein bisschen nach verschüttetem Bier. Der spittelige Schriftsteller steht neben Steff am Eingangstresen und flüstert ihr etwas ins Ohr, worüber sie laut lacht.
Als wenn nichts gewesen wäre.
Deuters, der Frauenflüsterer.
Als Autor kennt er vermutlich alle sprachlichen Kniffe und Tricks der deutschen Sprache, aber es wird ihm nichts nützen.
Gerald geht auf Steff zu, ohne ihn zu beachten.
»Kommst du?«
Das Lächeln verschwindet aus ihrem Gesicht. »Sofort, ja?«
Sie verschwindet im Zimmer hinter dem Tresen.
Deuters beißt sich auf die Unterlippe. »Was wird das hier?«, fragt er sichtlich überrascht.
In dem Moment klingelt sein Handy. Er zieht es aus der Jackettasche und staunt. »Sabine?«
Gerald grinst sich einen. Fast hätte er gerufen: »Bestell ihr einen netten Gruß von mir!« Aber er kann sich gerade noch zurückhalten. Steff kommt wieder und starrt Deuters an, der sich ein paar Schritte Richtung Wintergarten telefonierend zurückzieht. Deuters wird wohl gleich erfahren, dass er, Gerald, sie angerufen hat. Das wird ihm nicht gefallen. Sabine wird kommen, um ihren Heiner abzuholen, und spätestens dann wird Steff sich endgültig von Deuters abwenden.
»Gehst du schon mal vor?«, bittet Steff.
»Dasselbe Zimmer, das ich vorher hatte?«
Sie grinst. »Wenn du willst?«
»Ich kann nur in der 23«, flüstert er ihr ins Ohr.
Statt einer Antwort wirft sie ihm den Schlüssel für die 23 zu und verschwindet.
Als Gerald auf den langen Gang zu seinem Zimmer einbiegt, ist er so aufgeladen, dass sämtliche Haare auf den Armen und Beinen senkrecht abstehen, jedenfalls fühlt es sich so an. Er schließt die Tür auf und schaltet das Deckenlicht an. Ohne einen einzigen persönlichen Gegenstand wirkt das Zimmer öde und trist. Aber er wird jetzt nicht seine Zeit damit vertrödeln, die Koffer aus dem Wagen zu holen!
Es ist fast 18 Uhr. Gerald schaut aus dem Fenster, aber er kann nichts sehen außer der Dunkelheit, zusätzlich zieht noch ein fetter Nebel auf, der vor Feuchtigkeit nur so trieft. Irgendwie mag er diese dicke Suppe, sie schottet das Haus nach außen ab wie ein Schutzschirm. Er schaltet die Deckenbeleuchtung aus und die Nachttischlampe ein.
Soll er sich schon mal ausziehen und ins Bett legen? Wirkt das nicht zu aufdringlich? Nein, es ist wohl besser, angezogen zu warten und auf gleichem Bekleidungsniveau zu beginnen! Andererseits kostet das nur Zeit. Gerald zieht sich nackt aus und legt sich unter die Decke. Obwohl die Bettwäsche im ersten Moment sehr kühl ist, fühlt es sich einfach besser an. Leicht bibbernd wartet er ab und innerhalb einer Minute wird ihm wohlig warm. Und nicht nur das: Allein der Gedanke an Steff und das, was gleich mit ihnen beiden passieren wird, ersetzt ein ganzes Vorspiel mit langsamer Annäherung.
Es klopft leise an der Tür.
Steff huscht herein.
Sie zieht sich aus, erneut geht sein begehrender Blick vom Busen zum runden Po, aber er sieht sie nur ganz kurz, denn als sie nackt ist, huscht sie sofort zu ihm unter die Decke. Ihr Rücken gegen seinen Bauch, diesmal ohne Blubberwasser wie im Whirlpool. Er riecht das erste Mal Steffs Haut, und sie riecht wunderbar. Irgendwo hat er mal gelesen, wie wichtig die Nase für eine Beziehung sei, was er nur bestätigen kann. Seine letzte scheiterte letztlich auch daran, dass er Sandras Schweiß nicht riechen mochte, davon ist er im Nachhinein fest überzeugt.
Er fasst ihr von hinten zwischen die Beine und beißt ihr sanft in den Nacken. Steff stöhnt laut auf, er scheint genau den richtigen Knopf bei ihr gedrückt zu haben. Sie will es jetzt genauso wie er, das spürt er überdeutlich.
Plötzlich dreht sie sich weg und setzt sich auf die Bettkante.
»Was ist?«, flüstert Gerald und verschluckt sich fast, so erregt ist er.
Steff hält sich die Hände vors Gesicht. »Ich kann nicht, tut mir leid.«
»Was ist denn?«, fragt Gerald fast wimmernd. Er weiß überhaupt nicht, wohin mit sich.
»Meine Mutter regt mich so was von auf, die macht einen echt fertig! Tut mir leid, ich bin jetzt nicht in der Stimmung, um ...«
Gerald will das alles nicht glauben. Eine zweifelnde Stimme flüstert es ihm schonungslos offen in
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