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Traeum weiter, Mann

Traeum weiter, Mann

Titel: Traeum weiter, Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nebe
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sein Ohr: Gib auf, Gerald Schöning! Merkst du nicht, dass sie nicht will?
    Bevor Steff mehr sagen kann, rennt sie an ihm vorbei und kotzt ins Klo. In diesem Moment begreift er, dass sie absolut ehrlich zu ihm ist und ihm nichts vormacht. Er muss lächeln, wahrscheinlich hat sie eine Magenverstimmung und fühlt sich deswegen nicht gut.
    Es ist wirklich zum Kotzen.
    Aber es scheitert nicht an ihrem Gefühl, das ist die gute Nachricht!

25
Limonengeruch
im Möwenwind

    Heiner sitzt in seinem stockdunklen Zimmer und schaut mit leerem Blick hinaus in die trübe Nacht. Die Wolken rasen über das Meer. Ein Sturm ist im Anflug. Die Kiefern vor dem Fenster biegen sich im Wind. Alles rauscht, alles ist in Bewegung.
    Nur Heiner nicht.
    Er hockt hier alleine und muss einfach warten.
    Traurig nippt er an einer Wasserflasche.
    Wie konnte es nur wieder so weit kommen? Gerade hatte er alles so gut im Griff gehabt. Sein Leben ging nach vorne, getrieben von seinen eigenen Entscheidungen.
    Doch nun ist er wieder nur Zuschauer. Und muss sehen, wie andere die Initiative ergreifen, während er nur reagiert.
    Er fühlt sich wie ein Waschlappen, wie ein Versager, der nichts auf die Reihe bekommt.
    Aus dem Nebenzimmer ist ein leises Knarren zu hören. Eine Tür? Oder wird ein Stuhl über den Boden geschoben? Vielleicht auch das Bett.
    Wahrscheinlich ist es das Bett.
    Er kann es immer noch nicht fassen. Steff ist mit Schöning ins Zimmer gegangen. Warum? Heiner braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was das Knirschen und Knacken aus dem Nebenzimmer zu bedeuten hat.
    Wieso? Warum tut Steff das? Vorhin, nach Sabines kurzem, verwirrendem Anruf, hat er mit Steff noch ein paar Worte gewechselt. Sie hat ihm ihr wunderbares Lächeln geschenkt, sich noch mal  – mit einem Küsschen auf die Wange! – für seine Widmung bedankt.
    Und dann ist sie Schöning gefolgt ...
    Gut, sie hat sich am Ende noch mal kurz zu ihm umgedreht, hat ihn mit ihren grünen Augen noch einmal angesehen. Heiner ist sicher, so etwas wie ein schlechtes Gewissen in ihrem Gesicht erkannt zu haben. Bestimmt, weil sie sich schämte, dass er Zeuge ihrer animalischen Instinkte wurde.
    Heiner stöhnt und presst die Lippen verzweifelt aufeinander. Ja, Steff soll sich schämen. Sie hätte es soviel besser haben können. Aber nun liegt sie mit dieser Wanze im Bett und muss sich von seinen wulstigen Fingern befummeln lassen.
    Aber dem leisen Giggeln nach zu urteilen, das er aus dem Nebenzimmer hört, scheint es ihr zu gefallen.
    Ob sie wenigstens in Gedanken bei ihm, bei Heiner ist, während sie es mit diesem Kerl treibt? Er will es nicht mehr glauben.
    Aber er ist ja auch selber schuld. Warum hat er Steff nicht gesagt, was Sabine ihm vorher am Telefon erzählt hat? Wieso hat er nicht verraten, mit was für einem Kerl sie sich abgibt? Heiner weiß die Antwort: Weil er zu doof ist! Weil er eine endlos lange Leitung hat und manchmal einfach nicht die Klappe aufkriegt.
    Aber die Situation ist auch zu verworren, um schnell entscheiden zu können. Das Dreieck Steff, Schöning und er selbst. Jetzt auch noch Sabine – Heiner braucht einfach mehr Zeit, um alle Konsequenzen zu überlegen. Zeit, die er aber nicht mehr hat.
    Jetzt ist es wie so oft: Sabine wird die Sache für ihn regeln, sich um alles kümmern. Und er wird daneben stehen und mit großen Augen zuhören.
    Pass bloß auf, dass er nicht abhaut, hat Sabine ihm gesagt.
    Sie muss keine Angst haben. Heiner kann aus dem Nebenzimmer hören, wie Schöning seinen Triumph über ihn feiert. Der will im Moment ganz bestimmt nicht weg.
    Heiner seufzt schon wieder. Er ist eben doch nur ein kleines, armseliges Würstchen. Der ganze Plan mit seinem Kreativurlaub an der Ostsee war nur eine Schnapsidee. Genau wie die Vision einer gemeinsamen Zukunft mit Steff. Was ist er nur für ein Vollidiot, dass er ernsthaft daran glauben konnte, dass sich diese junge Frau für einen trotteligen Familienvater wie ihn interessiert?
    Bekümmert vergräbt er sein Gesicht in seinen Händen und verharrt so einen endlosen Moment. Plötzlich vibriert sein Handy auf der gläsernen Scheibe des Nachttisches. Heiner schaut auf das Display. Sabine. Sie ist da.
    Mit besorgter Miene kommt sie in den Wintergarten und fällt ihm gleich um den Hals.
    »Heiner, endlich.«
    Er drückt sie sanft an sich. Der Limonengeruch in ihrem Nacken lässt ihn sofort an Zuhause denken. Hamburg trifft auf Möwenwind  – Sabine auf einmal hier zu sehen, sie zu riechen und zu

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