Traeum weiter, Mann
dreinblickende Sabine. »Hören Sie nicht auf ihn. Ihr Mann hat nichts getan. Er war immer höflich zu mir. Er hat mich kein einziges Mal belästigt, sondern immer nur an seinem Buch gearbeitet.«
»Das war doch alles nur Show! Er ist total scharf auf dich.« Schöning blickt fast verzweifelt zu Sabine. »Deshalb habe ich Sie angerufen! Damit Sie ihn endlich abholen!«
» Du hast Frau Deuters gesagt, sie soll herkommen?« Steff kann es nicht fassen. Heiner fällt auf, dass ihre Hand vor Aufregung zittert.
»Ja, habe ich! Damit er endlich verschwindet und uns nicht mehr auf den Geist geht!«
Wieder herrscht Schweigen. Nur Schönings Schnaufen ist zu hören.
»Was bist du nur für ein kranker Mensch?«, empört sich Steff. »Kriechst in fremden Gärten herum, fotografierst unschuldige Kinder und schwärzt Männer vor ihren Ehefrauen an ...« Sie schüttelt fassungslos den Kopf.
»Aber ich habe es doch nur für uns getan.« Schöning greift nach Steffs Hand, doch die zieht sie weg.
»Lass mich bloß in Ruhe! Ich will nichts mehr von dir wissen. Und nur damit das klar ist: Ich bin nicht deine Freundin, nie gewesen.«
Schöning erstarrt und wird von einem Moment zum anderen aschgrau. Mittlerweile ist er so verzweifelt, dass er Heiner fast leid tut. Fast.
»Woher hatten Sie eigentlich unsere Adresse? Im Telefonbuch stehen wir nämlich nicht«, fragt Sabine. Sie sieht zu Heiner. »Sag bloß, du hast sie ihm gegeben?«
»Natürlich nicht. Keine Ahnung, woher er sie hat.«
Lüders räuspert sich nervös und beschließt, endlich aktiv in das Verhör einzugreifen: »Also, Gerald, wenn ich richtig verstehe, warst du wirklich nur einmal in Hamburg?«
»Ja.« Schöning sieht Hilfe suchend zu Steff, aber die blickt verbittert an ihm vorbei hinaus aufs Meer. Wie eine Königin sieht sie aus, findet Heiner. Wie eine wunderschöne, stolze Königin.
Lüders macht sich auf einmal dramatisch Notizen in einem kleinen, abgewetzten Heftchen. »Und dann hast du nur dieses eine Foto gemacht und bist wieder zurückgefahren?«
Schöning nickt nur und fixiert dabei einen Punkt vor ihm auf der Tischdecke.
Sabine greift sich sein Handy. »Mal schauen, ob er wirklich nur dieses eine Foto gemacht hat!«
Schöning erwacht aus seiner Starre. »He, Finger weg! Das ist privat!«
»Das waren meine Kinder auch.«
Schöning versucht, nach dem Handy zu greifen. Doch Lüders drängt sich dazwischen. »Jetzt entspann dich«, zischt er. »Lass sie doch! Oder willst du nicht beweisen, dass du unschuldig bist.«
Schöning wirkt nicht überzeugt. Mit verkniffenem Mund sieht er zu, wie Sabine durch die Fotos auf seinem Smartphone klickt. Lüders und Heiner blicken ihr interessiert über die Schulter. Auch die nachdenkliche Steff riskiert einen Blick.
Zu sehen ist das schon bekannte Foto von Sabines Cousine mit den Kindern vor dem Fernseher. Und dann noch eins. Und noch eins.
»Das ist ja immer das gleiche Foto?«, sagt Lüders.
Schöning lächelt nur gequält und greift wieder nervös nach seinem Handy, aber Sabine dreht sich zur Seite und klickt weiter.
»Hallo? Was ist das denn?«, ruft sie plötzlich erstaunt. Sofort sind alle bei ihr. Heiner muss Lüders fast zur Seite schieben, um auch etwas zu erkennen.
Er sieht Unglaubliches.
Auf dem Display lächelt eine junge Frau den Betrachter an. Sie hat den Kopf neckisch zur Seite gelegt, ist nackt und drückt mit ihren beiden Händen ihre vollen Brüste zusammen. Auch auf dem nächsten Foto ist ein nacktes Mädchen zu sehen. Sie liegt in verführerischer Pose auf einem Teppich vor Schönings Kamin. Ihre Nase ist gepierct, und auf ihrem Bauch leuchtet ein riesiges Tattoo in Form eines Drachen.
Sabine klickt schnell weiter. Und entdeckt weitere Mädchen, im Schwimmbad, auf einer Decke am Strand. Irgendwo im Grünen. Alle sind sie nackt, und alle winken kokett dem Fotografen, also Schöning, zu.
Schließlich ist Schöning sogar selbst vor seinem Haus zu sehen. Stolz lächelnd steht er neben einem weißen Ferrari, das eine Bein in Modelpose auf der Stoßstange abgestellt.
Genau wie die Mädchen auf den anderen Fotos ist auch Schöning bis auf ein ausgeblichenes T-Shirt völlig nackt. Ohne jede Scham lächelt er dem Betrachter hinter einer dunklen Sonnenbrille zu und hebt die Hand zu einem bemüht coolen Gruß.
»Ich glaube, das reicht.« Sabine schaltet das Handy aus und legt es mit der Bildseite nach unten auf den Tisch.
Alle sehen erwartungsvoll zu Schöning.
Der verdreht stöhnend die
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