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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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Annette.«
    Noch bevor ich meinen Namen ausgesprochen hatte, fiel Linda mir ins Wort.
    »Hey, das ist aber schön, dass Sie sich so schnell melden. Wie geht es Ihnen? Haben Sie den Abend gestern noch gut überstanden?«
    Lindas offensichtliche Freude über meinen Anruf wirkte wie ein Sonnenstrahl an diesem einsamen Sonntagmorgen.
    »Der Abend?« Ich musste daran denken, wie ich meinen Ärger wieder einmal geschluckt habe und mich von Franziska hatte verführen lassen. »Na ja, es ging so einigermaßen. Aber lassen wir das lieber.«
    Linda schien auch nicht so recht zu wissen, was sie dazu sagen sollte, also sprach ich einfach weiter.
    »Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt. Ich wollte nur fragen, ob Sie nicht Lust hätten, zum Frühstück vorbeizukommen.«
    »Ich . . . also . . .na ja . . . um ehrlich zu sein . . .« Linda schien plötzlich wie ausgewechselt. Ihr ehrliches Interesse war einer kalten Distanziertheit gewichen.
    Vielleicht war sie gar nicht allein, schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Oder womöglich möchte sie nicht mit einer Frau frühstücken, die eine Lebensgefährtin hat? Mir wurde wieder bewusst, dass ich über Linda so gut wie gar nichts wusste.
    »Also, wenn Sie schon etwas vorhaben, das ist nicht so schlimm. Wir holen das einfach ein andermal nach.« Ich versuchte dabei so locker wie möglich zu klingen, um mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
    »Nein, nein, das ist es nicht. Ich will nur Ihren gemeinsamen Sonntag nicht stören. Und ich glaube kaum, dass Franziska ausgerechnet auf meine Gegenwart Wert legen würde«, erklärte Linda ausweichend.
    »Deswegen brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Franziska arbeitet heute«, informierte ich sie.
    »Heute? Am Sonntag?« fragte Linda total entsetzt.
    »Das ist nichts Außergewöhnliches bei ihr. Sie hat gestern bestimmt wieder eine Menge Kontakte geknüpft, und das bedeutet in erster Linie Arbeit für sie. Aber ich möchte nicht, dass Sie denken, Sie wären nur mein Notnagel«, schob ich hinterher.
    Ob sie mir das abnehmen würde? Stimmte es denn? Wenn Franziska hier wäre, würde ich sie bestimmt nicht einladen, das war sicher.
    »Nein, das denke ich nicht. Und ich komme wirklich gern«, unterbrach Linda meine Gedanken.
    Mein Herz machte einen kleinen Sprung, den ich aber zu ignorieren versuchte.
    Ungeduldig spähte ich immer wieder aus dem Fenster. Eine gute halbe Stunde nach meinem Anruf sah ich Linda endlich vor unserem Haus parken. Ich spitzte hinter dem Vorhang hervor und beobachtete sie, wie sie auf die Haustür zuging. Ihr Gang hatte etwas Natürliches an sich. Etwas, das ich bei Franziskas Zurschaustellung immer vermisst hatte.
    Als sie schließlich an der Tür klingelte, zwang ich mir noch einen Moment Geduld auf. Schließlich sollte sie nicht den Eindruck haben, ich hätte bereits ungeduldig auf sie gewartet.
    »Hallo, Linda. Schön, dass Sie schon da sind.« Etwas Originelleres hätte ich mir allerdings schon zur Begrüßung einfallen lassen können.
    »Schönes Haus«, war Lindas erster Kommentar, doch ihr Blick wirkte eher etwas eingeschüchtert als begeistert.
    Nach ein paar krampfhaften Minuten hatten wir unsere Vertrautheit vom Vorabend wiedergefunden. Ab und zu ertappte ich mich dabei, wie ich ein schlechtes Gewissen wegen Franziska bekam. Sie musste hart arbeiten, und ich amüsierte mich hier mit einer anderen Frau. Doch andererseits war es Franziskas eigene Entscheidung gewesen. Wie immer, wenn sie eine Entscheidung zu treffen hatte, fiel diese für ihre Arbeit – und damit gegen gemeinsame Zeit mit mir – aus.
    Der Tag schien im Eiltempo an uns vorbeizufliegen. Wir unterhielten uns stundenlang über Gott und die Welt und lachten dabei sehr viel. Gegen Mittag machten wir einen kleinen Spaziergang zur nächsten Eisdiele, wo wir uns endlich das Du anboten. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir in unserem Garten und erzählten uns unsere Lebensgeschichten, in denen wir überraschenderweise viele Übereinstimmungen fanden. Es war leicht, mit ihr zu reden – und auch, mit ihr zu schweigen.
    Inzwischen war es dunkel geworden, und wir saßen zusammen im Wohnzimmer. Ich hatte mich so unauffällig wie möglich ganz nah neben Linda gesetzt. Sie blätterte gerade ein Fotoalbum von mir durch und löcherte mich dabei mit Fragen. Es fiel mir schwer, meine Konzentration auf die Bilder zu richten. Meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Den ganzen Tag über hatte ich Linda immer wieder heimlich

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