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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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Tasche gesteckt und ließ sie stehen.« Linda sah mich prüfend an, als wolle sie sehen, ob ich ihr glaubte. »Ich war drauf und dran, die Party wieder zu verlassen. Doch aus irgendeinem Grund blieb ich noch. Ich verzog mich ins hinterste Eck des Gartens – und da traf ich dann ja dich.«
    Bei dem Gedanken an unser Kennenlernen während meines Selbstgesprächs mussten wir beide lächeln.
    »Nun, wir unterhielten uns, und ich fand dich richtig nett. Kannst du dir meinen Schock vorstellen, als du mir gesagt hast, dass Franziska deine Freundin ist? Ich konnte mir nicht vorstellen, was du an dieser . . . an ihr findest. Aber gegen jede Vernunft wollte ich dich wiedersehen, also gab ich dir meine Nummer«, schloss Linda.
    »Aber wieso hat sie dir gestern Abend Geld gegeben?«
    »Ich weiß es wirklich nicht«, erklärte Linda. »Vielleicht dachte sie, ich hätte meine Meinung geändert. Jedenfalls scheint sie es gewohnt zu sein, dass alles nach ihrem Kopf geht, richtig? Sie wirkte ziemlich verwirrt, als ich ihr das Geld vor die Füße warf.«
    Bei dem Gedanken an Franziskas perplexes Gesicht musste ich unwillkürlich lachen.
    »Aber mich würde noch etwas anderes interessieren. Wieso hast du es mir gestern nicht von selbst erzählt?« fragte ich sie.
    »Ich hatte ein wenig Angst, dadurch die Stimmung zu verderben. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß gehabt. Ist das nicht verrückt? Obwohl ich nichts Unrechtes getan habe, war ich zu feige, dir davon zu erzählen. Aber eines muss ich zu meiner Ehrenrettung sagen. Kurz bevor Franziska gestern Abend kam, wollte ich dir alles erzählen. Doch du bist mit der Flasche Wein ab in die Küche, und der Rest ist dann total außer Kontrolle geraten.«
    »Ja, ich erinnere mich«, gab ich zu.
    »Nun«, sagte Linda und stand auf, »es war mir einfach wichtig, dir alles zu erzählen. Ich weiß nicht, ob du mir glaubst, aber danke, dass du mir zugehört hast.«
    Linda stand auf und verabschiedete sich.
    Ich ließ sie wortlos gehen, lief ihr dann aber doch hinterher. Sie wollte gerade ins Auto steigen, als ich bei der Haustür ankam. »Hey, Linda, warte mal«, rief ich. Schnell lief ich ihr entgegen. »Ich glaube dir«, sagte ich atemlos. »Hast du zufällig was zum Schreiben im Wagen?«
    Linda nickte mit strahlendem Gesicht und reichte mir einen Zettel und einen Stift.
    Ich schrieb meine Handy-Nummer auf und gab ihr den Zettel zurück. »Rufst du mich an?« fragte ich sie leise. »Leider bin ich in nächster Zeit nur übers Handy zu erreichen. Ich ziehe nämlich heute noch aus.«
    »Ehrlich? Das ist klasse. Eine sehr kluge Entscheidung.« Linda nahm mich spontan in den Arm, und ihr Strahlen wurde noch breiter. »Ich rufe dich an«, versprach sie.
    »Heute Abend?« fragte ich mit zitternder Stimme.
    »Sobald ich ein Telefon zwischen die Finger bekomme.«
    »Schön, dann . . .«
    »Ich könnte dir allerdings auch beim . . . beim Koffertragen oder so helfen. Falls das nicht zu . . . aufdringlich ist«, schob sie verlegen hinterher.
    Gebannt wartete Linda auf eine Antwort von mir. Nach dem Schock am Abend zuvor, dem anschließenden Streit und der Trennung von Franziska nahm ich Linda zum ersten Mal an diesem Tag wirklich wahr. Da war wieder dieses Kribbeln, das ich bereits beim Gartenfest verspürt hatte. Ich sog ihr Lächeln, ihre Augen in mich auf. Mir fiel auf, wie warm der Ausdruck in ihren Augen war. Kein Vergleich zu Franziska. Darin lag keine Berechnung, nur ehrliche Offenheit.
    »Annette?«
    Plötzlich fiel mir wieder ein, dass sie auf eine Antwort von mir wartete.
    »Entschuldige.« Verlegen lächelte ich sie an.
    Linda deutete mein Schweigen und meine Sprachlosigkeit wohl als Abfuhr. Sie hielt den Zettel mit meiner Telefonnummer hoch. »Ich ruf’ dich später an.«
    Dann stieg sie ins Auto und startete den Motor.
    Ich fühlte mich plötzlich total überrannt. Alles lief so schnell vor meinen Augen ab, dass ich Mühe hatte, zu folgen.
    Linda kurbelte das Fenster herunter und legte ihren Arm auf den Rahmen.
    »Warte«, flüsterte ich, aber sie konnte mich nicht verstehen. Ich konnte sie gerade noch am Arm greifen, als sie losfahren wollte. »Warte«, wiederholte ich. Diesmal allerdings etwas lauter. Ich durfte sie nicht gehen lassen, nicht jetzt. Plötzlich schien mein Glück davon abhängig, ob Linda blieb.
    »Wenn du kurz wartest, dann hole ich die Koffer«, bat ich sie.
    »Ich helfe dir.« Ehe ich mich versah, sprang Linda aus dem Auto und spurtete zur Haustür.

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