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Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Titel: Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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mit unüberhörbarem Tadel in der Stimme. »Vielleicht solltest du mir die ganze Geschichte erzählen.«
    Sara blinzelte ihn an. »Ich will aufstehen.« Sie fühlte sich auf dem Boden unter ihm zu verwundbar und sehr im Nachteil, weil sie zu seinem geliebten Gesicht aufblicken musste.
    Er seufzte leise. »Sara.« Allein schon die Art, wie er ihren Namen aussprach, ging ihr durch und durch. Er flüsterte die Silben und ließ sie wie eine Mischung aus Vorwurf, Nachsicht und liebevoller Warnung klingen. Was aber nichts daran änderte, dass ihr Name von seinen Lippen verführerisch und sexy klang. Alles, was sie nicht war. »Ich will dich nicht noch einmal bremsen müssen. Das jagt dir Angst ein, und ich möchte keine Furcht mehr in deinen schönen Augen sehen, wenn du mich anschaust.« Er wollte wieder den liebevollen, zärtlichen Blick sehen, dieses hilflose Erstaunen, das in ihrem Gesicht gestanden hatte, als sie ihn erkannt hatte.
    »Bitte. Ich möchte wissen, was hier vorgeht, und ich verspreche dir auch, dich nicht anzugreifen.« Sara wünschte, sie würde nicht so entschuldigend klingen. Sie lag in ihrem eigenen Zuhause auf dem Boden, mit einem wildfremden Mann auf sich, der sie festhielt – und den sie zuvor das Blut eines Menschen hatte trinken sehen. Eines miesen, hundsgemeinen Menschen – was jedoch nichts daran änderte, dass dieser Fremde Blut getrunken hatte. Sie hatte es mit eigenen Augen gesehen. Was für eine Erklärung könnte er ihr dafür geben?
    Falcons Körper war lebendig gewordene Poesie, als er sich erhob. Sara konnte nicht umhin, die natürliche Anmut seiner fließenden Bewegungen und des Spiels seiner Muskeln zu bewundern. Als sie aufstand, war sie ihm so nahe, dass sie die Hitze seines Körpers spüren konnte. Die Luft im Zimmer vibrierte von seiner Macht. Seine Finger umschlossen locker wie ein Armband eines ihrer Handgelenke und ließen ihr keine Möglichkeit zur Flucht.
    Dennoch trat sie einen Schritt zurück, weil sie ein wenig Abstand brauchte, Raum zum Denken und zum Atmen. Um Sara zu sein und nicht Teil eines dunklen Traumes. Ihres dunklen Traumes.
    »Erzähl mir, wie du dem Vampir begegnet bist.« Er sagte es ruhig, aber die Anspannung in seiner Stimme sandte Sara einen kalten Schauder über den Rücken.
    Und sie wollte sich auch nicht mit diesen furchtbaren Erinnerungen auseinandersetzen. »Ich weiß nicht, ob ich es dir erzählen kann«, erwiderte sie ehrlich und legte den Kopf zurück, um ihm in die Augen sehen zu können.
    Als sein Blick ihren gefangen nahm, ergriff sie wieder dieses seltsame Gefühl, sich in den dunklen Tiefen zu verlieren. Aber es war Trost, was sie in seinen Augen fand. Sicherheit. Schutz vor den schreienden Gespenstern ihrer Vergangenheit.
    Seine Finger schlossen sich fester, doch behutsam wie ein Streicheln, um ihr Handgelenk, und sein Daumen glitt zärtlich über ihre empfindsame Haut. Mit der gleichen Sanftheit, die fast jede seiner Bewegungen zu begleiten schien, zog er sie zu sich zurück. Sehr langsam nur, als befürchtete er, sie zu erschrecken, als spürte er ihren Widerwillen und wüsste, was er von ihr verlangte. »Ich will nicht aufdringlich sein, doch falls es leichter für dich ist, kann ich die Erinnerungen auch in deinem Bewusstsein lesen und es dir ersparen, sie aussprechen zu müssen.«
    Das einzige Geräusch im Zimmer war das des Regens auf dem Dach. Sara sah sich im Geiste wieder weinen und hörte die Schreie ihrer Eltern und ihres Bruders, die ihr in den Ohren dröhnten. Sie stand reglos da, wie erstarrt vor Schock. Ihr Gesicht war ganz blass und unbewegt. Ihre Augen waren größer denn je, zwei schimmernde violette Juwelen, die vor Schreck geweitet und voller Panik waren. Sie schluckte zweimal und löste dann entschlossen ihren Blick von Falcons, um auf seine breite Brust zu schauen. »Meine Eltern waren Universitätsprofessoren. Im Sommer pflegten sie immer zu Ausgrabungen an irgendeinen exotischen Ort mit komischem Namen zu reisen. Damals war ich fünfzehn und fand das alles sehr romantisch.« Saras Stimme war leise und monoton. »Ich bat sie, mitfahren zu dürfen, und so nahmen sie meinen Bruder Robert und mich mit.« Wie immer, wenn sie daran dachte, wurde Sara von Schuldgefühlen und Kummer überschwemmt.
    Lange schwieg sie; so lange, dass Falcon schon dachte, sie sei vielleicht nicht in der Lage fortzufahren. Saras Blick wich nicht von seiner Brust. Sie gab die Worte wieder, als stammten sie aus irgendeiner klassischen Horrorstory,

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