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Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Titel: Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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furchtbare düstere Leere waren fast nicht zu ertragen. Und die gleiche Einsamkeit sehe ich in deinen Augen. Es ist dein Gesicht, das ich sah. Deine Augen. Und du kannst mir glauben, dass ich weiß, was Einsamkeit und Leere sind.«
    »Dann weißt du ja, dass du meine andere Hälfte bist«, sagte Falcon mit leiser Stimme, die ganz rau und heiser war von seinem Versuch, all diese ungewohnten Emotionen im Zaum zu halten. Ihre Blicke begegneten sich durch den Raum. Eine seiner Hände ruhte auf der Büste, und seine Finger fanden genau die Vertiefung in einer Welle des Haares, die Sara tausendmal gestreichelt hatte.
    Wieder hatte sie das eigenartige Gefühl, sich in den Tiefen seiner dunklen Augen zu verlieren. Es hatte etwas überaus Intimes, wie er ihre persönlichen Dinge berührte. Fast fünfzehn Jahre waren vergangen, seit sie einem anderen Menschen wirklich nahe gewesen war. Sie wurde gejagt, und das vergaß sie nie, nicht einmal für einen flüchtigen Moment. Jeder, der ihr nahestand, befand sich in Gefahr, und deshalb lebte sie allein, wechselte oft ihre Adresse, reiste häufig und veränderte regelmäßig ihre Verhaltensmuster. Aber die Bestie war ihr gefolgt. Immer wieder. Zweimal, als sie von einem Serienkiller gelesen hatte, der die Stadt heimsuchte, in der sie sich befand, hatte sie sich sogar selbst auf die Jagd nach dem Monster gemacht, um sich ihren Feind vom Hals zu schaffen. Aber es war ihr nicht gelungen, seinen Schlupfwinkel zu finden.
    Das Schlimmste war, dass sie mit niemandem über ihre Begegnung reden konnte, weil man ihr nicht glauben würde. Man nahm an, dass ihre Familie von einem Psychopathen ermordet worden war, und die Arbeiter waren überzeugt gewesen, dass die Morde auf den Fluch zurückzuführen waren. Als Alleinerbin ihrer Eltern verfügte Sara über ein beträchtliches Vermögen, das ihr ermöglichte, ausgedehnte Reisen zu unternehmen und ihrem Verfolger immer einen Schritt voraus zu sein.
    »Sara.« Falcons leise Stimme holte sie zu ihm zurück.
    Mittlerweile trommelte der Regen auf das Dach, und der Wind pfiff wie in einer schrillen Warnung gegen die Fenster. Ohne den Blickkontakt mit Falcon zu unterbrechen, hob Sara die Teetasse an die Lippen und trank einen Schluck, bevor sie die Tasse und die Untertasse behutsam auf den Tisch zurückstellte. »Wie kommt es, dass du so lange leben kannst?«
    Falcon bemerkte, dass Sara eine gewisse Distanz zu ihm bewahrte, und ihm entging auch nicht, wie blass sie war und wie ihre Lippen zitterten. Sie hatte einen schönen Mund, doch da sie kurz vor der Grenze ihrer Belastbarkeit stand, wagte er nicht, an ihren Mund oder an die üppigen Rundungen ihres Körpers zu denken. Sie brauchte ihn dringend, und er war fest entschlossen, das brüllende, mit aller Kraft an die Oberfläche drängende Tier in sich zu unterdrücken und Sara Frieden, Trost und Schutz zu bieten.
    »Unsere Spezies hat schon von Anbeginn der Zeiten existiert, auch wenn wir heute vom Aussterben bedroht sind. Wir verfügen über großartige Gaben. Wir können den Sturm beherrschen und unsere Gestalt wandeln, als prachtvolle geflügelte Eulen am Himmel dahinschweben und mit unseren Brüdern, den Wölfen, umherstreifen. Unsere Langlebigkeit ist jedoch sowohl ein Geschenk als auch ein Fluch. Es ist nicht leicht, das Dahinscheiden von Sterblichen oder Vergehen von Zeitaltern mitanzusehen. Glaub mir, es ist etwas Schreckliches, ohne Hoffnung und in einer endlosen schwarzen Leere existieren zu müssen.«
    Sara hörte zu und gab sich alle Mühe zu begreifen, was er sagte. Als prachtvolle geflügelte Eulen am Himmel dahinschweben … Sie wäre entzückt, hoch über der Erde dahinfliegen zu können und frei von der Last ihrer Schuld zu sein. Wieder rieb sie sich die Schläfen und runzelte nachdenklich die Stirn. »Aber warum trinkst du Blut, wenn du kein Vampir bist?«
    »Du hast Kopfschmerzen«, sagte er, als wäre das seine größte Sorge. »Lass mich dir helfen, ja?«
    Sara blinzelte, als er neben sie trat und seine Körperwärme fast augenblicklich in ihre kalte Haut eindrang. Sie konnte sogar das Knistern von Elektrizität von seinem Körper auf den ihren überspringen fühlen. Die Anziehungskraft zwischen ihnen war so stark, dass sie Sara geradezu beängstigte. Sie wollte schon wieder Abstand zwischen sie bringen, doch da zog Falcon sie auch schon zu sich heran, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und begann, sie mit den Fingern sanft zu streicheln. Ihr Herz vollführte einen Satz, einen

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