Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)
Sein Leben. Seine Liebe.
Sara! Antworte, Sara! Wach auf! Du musst aufwachen. Ich bin unterwegs zu dir, aber du musst aufwachen. Öffne die Augen! Tu es für mich! Er zwang sich, einen ruhigen Ton zu bewahren, aber der psychische Druck war stark, und das Verlangen in ihm, seine Seelengefährtin zu hören, kaum noch zu bezwingen. Sara, du musst zu dir kommen!
Die Stimme war weit entfernt, und doch vernahm Sara sie in ihrem eigenen dröhnenden Kopf. Sara hörte auch ihr Stöhnen, das sich wie ein fremdartiges Geräusch für sie anhörte. Sie war voller wunder Stellen. Sie wollte dem sanften Befehl nicht gehorchen, aber es schwang etwas in diesem Tonfall mit, dem sie sich nicht widersetzen konnte. Die Stimme brachte sie zu Bewusstsein, und mit dem Bewusstsein kam der Schmerz. Ihr Herz begann vor Angst zu rasen.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie besinnungslos in den Trümmern ihres Wagens gelegen hatte, doch sie konnte Metall spüren, das auf ihre Beine drückte, und Glas, das ihr die Haut zerschnitt. Sie war in dem verbogenen Metall gefangen und auf allen Seiten von zerbrochenem Glas umgeben. Blut lief über ihr Gesicht. Sie wollte sich nicht bewegen, schon gar nicht, als sie ganz in ihrer Nähe etwas hörte. Lieber kniff sie die Augen zusammen und versuchte, sich dazu zu zwingen, sich wieder in einer tröstlichen Ohnmacht zu verlieren.
Falcons Anspannung wich überwältigender Erleichterung. Für einen Moment erstarrte er und stürzte fast vom Himmel, weil er das Bild nicht festhalten konnte, das er brauchte, um sich in der Luft zu halten. Seine geistige Verbindung zu Sara war wieder intakt, er war in ihrem Kopf und Geist, vergötterte und untersuchte sie, und dabei fühlte er sich fast wie gelähmt vor Freude. Sie lebte noch! Falcon musste seine ganze Kraft aufwenden, um seine Emotionen zu beherrschen. Nach der schrecklichen Angst, Sara zu verlieren, drohte die unglaubliche Erleichterung darüber, dass sie noch am Leben war, ihn zu überschwemmen. Es erforderte enorme Selbstbeherrschung, seinen Herzschlag zu verlangsamen und das Zittern seiner Glieder zu beruhigen. Sara lebte, doch sie saß in einer Falle und war verletzt.
Sara! Tu, was ich dir sage, piccola, und öffne die Augen! Obwohl er seiner Stimme bewusst einen sanften, beruhigenden Klang verlieh, ließ er Sara keine Wahl und legte einen starken geistigen Zwang in seine Worte. Über ihre geistige Verbindung spürte er den Schmerz, der sie durchflutete, und das klaustrophobische Gefühl, das immer mehr von ihr Besitz ergriff. Sie war desorientiert, und ihr Kopf dröhnte, als schlügen unzählige Hämmer darin herum. Als Falcon das bewusst wurde, kehrte seine Angst mit voller Kraft zurück. Doch das hielt er sorgfältig vor Sara verborgen. Er verbarg sie in seinem Herzen und in seiner tiefsten Seele, diese Furcht, die schlimmer war als alles, was er je zuvor erfahren hatte. Falcon beeilte sich, schoss blitzschnell über den Himmel und scherte sich nicht um die Unruhe, die er verursachte, und die Tatsache, dass alle Uralten in der Gegend wissen würden, dass er auf die Berge zueilte. Seine Seelengefährtin war allein, verletzt, saß in der Falle und wurde gejagt.
Saras Augen gehorchten Falcons sanftem Befehl. Sie blickte sich um und sah das zerbrochene Glas, das verbogene Metall und abgerissene Dach ihres Geländewagens. Sie erkannte ihn kaum wieder. Es war, als wäre sie in einem zerquetschten Akkordeon gefangen. Die Sonne versank schon hinter den Bergen, und Schatten legten sich über das felsige Terrain.
Sie hörte ein Geräusch, das Kratzen von irgendwas an den Überresten ihres Wagens – und blickte in das Gesicht einer Frau. Da Saras Sicht jedoch noch verschwommen war, musste sie ein paarmal blinzeln, um die Fremde klar sehen zu können. Sara erinnerte sich, wie sie in diese Notlage geraten war, und es ängstigte sie, daran zu denken, wie viel Zeit vergangen sein mochte und wie nahe der Ghul vielleicht schon war. Sie versuchte, sich zu bewegen, um an der Frau vorbeizuschauen. Bei der kleinsten Bewegung schrie ihr Körper jedoch protestierend auf, und ein Hagel von Sicherheitsglas regnete auf sie herab. Ihre dunkle Brille war nirgendwo zu sehen, und ihre Augen brannten so stark, dass sie unablässig tränten.
»Bleiben Sie ruhig liegen«, sagte die Frau mit beruhigend sanfter Stimme. »Ich bin Ärztin und muss die Schwere Ihrer Verletzungen einschätzen.« Die Fremde runzelte die Stirn, als sie behutsam Saras Handgelenk ergriff.
Sara fühlte sich
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