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Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Titel: Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ein ohrenbetäubendes Krachen sie wieder herumfahren. Zu ihrem Entsetzen war es das schwere Wohnmobil des Ghuls, das wie ein angreifender Elefant aus dem Wald hervorbrach, dabei Gestrüpp und sogar kleine Bäume niedermähte und geradewegs auf die Seite ihres eigenen Wagens zuhielt. Mehr aus Reflex als aus bewusster Überlegung trat Sara aufs Gas.
    Ihr Wagen schleuderte zur Seite, und die Reifen drehten auf dem sandigen Boden durch. Sara blieb fast das Herz stehen, als der größere Wagen weiter direkt auf sie zuhielt. Sie konnte das Gesicht des Fahrers sehen, als er näher kam. Es war wie eine Maske, die Augen tot und ausdruckslos wie zuvor. Der Sabber, der ihm aus dem Mund lief, was das Einzige, was sich in seinem Gesicht bewegte. Sara konnte jetzt die Schreie der Kinder hören, die verängstigt und allein in einem Wahnsinn gefangen waren, den sie nicht einmal ansatzweise verstehen konnten. Aber zumindest waren sie noch am Leben!
    Das schwere Wohnmobil prallte seitlich gegen Saras Geländewagen, drückte die Fahrertür ein und schob den Wagen noch dichter an den Abgrund. Sara wusste, dass sie über den unbefestigten, zerbröckelnden Rand des Kliffs in die Tiefe stürzen würde. Unter dem Lärm des knirschenden Metalls und dem Geschrei der Kinder, die Saras empfindlichen Ohren bestürmten, rutschte ihr kleiner Jeep unaufhaltsam auf den Abgrund zu. Eine seltsame Ruhe, ein Hinnehmen des Unvermeidlichen, ergriff Besitz von ihr. Ihre Finger ließen das Lenkrad nicht los, aber sie konnte nicht mehr steuern oder verhindern, dass der Wagen Zentimeter um Zentimeter auf den Abgrund zugeschoben wurde.
    Zwei Räder kippten über den Rand des Kliffs, der Wagen neigte sich zur Seite, und dann fiel sie, stürzte durch die Luft, drehte und überschlug sich und schlug schließlich auf dem Grund der Klamm auf. Der Sicherheitsgurt straffte sich mit einem solch jähen, harten Ruck, dass er Sara ins Fleisch schnitt und den Schmerz, der ihr den Atem raubte, noch verstärkte. Falcon . Sein Name war kaum mehr als ein leiser, reuevoller Seufzer in ihrem Kopf. Eine Bitte um Vergebung.
    Als Falcon aus dem Schlaf gerissen wurde, klopfte sein Herz zum Zerspringen, und irgendetwas drückte auf seine Brust, als wollte es ihn ersticken. Er war jedoch zu weit entfernt von Sara und noch nicht imstande, ihr zu helfen. Falcon konnte einen gewaltigen Sturm entfesseln, um seine Augen zu schützen und sich früher erheben zu können, aber trotzdem würde er sie nicht mehr rechtzeitig erreichen. Sara . Sein Leben. Sein Herz und seine Seele. Panik erfasste ihn, legte sich wie ein erdrückendes Gewicht auf seine Brust und schnürte ihm die Kehle zu. Sara war in Gefahr. Seine Sara mit ihrem Mut und ihrer Fähigkeit zu lieben.
    Sie war schon in den Bergen, aber gefangen in der Falle, die ihr der Vampir gestellt hatte. Falcon hatte keine Wahl. Jeder, der karpatianisches Blut in den Adern hatte, würde seine Botschaft hören, die Untoten mit eingeschlossen. Es war ein Risiko, ein Glücksspiel. Falcon war ein sehr alter Karpatianer, der als tot galt. Er hatte dem neuen Prinzen nie die Treue geschworen, und deswegen würde man ihm vielleicht nicht glauben. Doch er musste es versuchen, denn es war Saras einzige Chance.
    Und so nahm Falcon seine ganze Kraft zusammen und sandte seinen Hilferuf aus. Hört mir zu, Brüder! Meine Seelengefährtin wird in den Bergen in eurer Nähe angegriffen. Ihr müsst ihr schnell zu Hilfe eilen, da ich weit entfernt von ihr bin. Sie wird von einem uralten Feind gejagt, und er hat seine Marionetten ausgesandt, um sie in seine Hände zu bekommen. Erhebt euch und eilt zu ihr! Ich warne alle, die mich hören können: Ich bin Falcon, ein Karpatianer von uraltem Blut, und ich werde wachsam sein, um sie zu schützen.

Kapitel sechs
    P anische Furcht beherrschte Falcon, als er aus der Erde aufstieg und sich in die Luft erhob. Das Licht schmerzte in seinen empfindlichen Augen und verbrannte ihm die Haut, aber das machte ihm nichts aus. Das Einzige, was ihn interessierte, war, dass Sara in Gefahr war. Gerade war er noch geistig mit ihr verbunden gewesen, und einen Bruchteil einer Sekunde später empfand er nur noch Leere. Hilfloses Entsetzen ergriff ihn und presste ihm wie eine eiserne Zwinge das Herz zusammen. Die Leere, die einst seine Welt gewesen war, war ihm jetzt unerträglich, nachdem er Sara kannte. Falcon zwang seinen Verstand zu arbeiten und griff unaufhörlich in diese stille Leere, um die andere Hälfte seiner Seele zu erreichen.

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