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Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Titel: Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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starrte auf den deutlich gekennzeichneten Weg herab. Wo war das Scheusal mit den Kindern abgebogen? Wie hatte sie das übersehen können? Sie war so schnell gefahren, wie sie es gewagt hatte, und trotzdem hatte sie ihre Schützlinge aus den Augen verloren.
    Das schreckliche Gefühl, versagt zu haben, überkam sie, als sie die Karte auf der Motorhaube des Wagens ausbreitete, stirnrunzelnd die Markierungen anstarrte und auf eine Eingebung, auf irgendeinen noch so kleinen Hinweis wartete. Ihre Fingernägel trommelten ein fiebriges Stakkato auf die Motorhaube. Um sie herum war nichts als das Geräusch des Windes zu hören, der die Bäume peitschte und über die Klippen hinaus ins Leere pfiff. Aber irgendein sechster Sinn warnte Sara, dass sie nicht allein war.
    Als sie sich umdrehte, sah sie den Ghul, der mit schwerfälligen Schritten auf sie zukam. Seine völlig ausdruckslose Miene war eine grausige Mahnung, dass dieser Mann kein Mensch mehr war. Er war von einem Meister der Raffinesse und Skrupellosigkeit zu einer bloßen Marionette umprogrammiert worden. Langsam und vorsichtig atmete Sara tief durch, um Kraft zu schöpfen und sich innerlich auf den Angriff vorzubereiten. Sie verlagerte das Gewicht auf ihre Fußballen und nahm eine geduckte Haltung ein, und ihr Kopf war klar und ruhig, als das Monster sich näherte. Seine Augen waren auf sie gerichtet, seine Hände verkrampften und entkrampften sich, während es auf sie zuschlurfte. Sara wusste, dass sie dieser abscheulichen Kreatur auf gar keinen Fall in die Hände fallen durfte. Ihre ganze Welt verengte sich auf die Gestalt, die sich ihr näherte, und Sara war so konzentriert, wie sie es würde sein müssen, wenn sie eine Chance gegen dieses Monster haben wollte.
    Sie wartete, bis der Ghul schon ganz in ihrer Nähe war. Erst dann trat sie in Aktion. Mit blitzartiger Geschwindigkeit wirbelte sie herum, um Schwung und Kraft zu erzeugen, ließ ihr Bein nach vorne schießen und erwischte mit explosionsartiger Gewalt mit der Fußkante die Kniescheibe des Ghuls. Sofort sprang Sara zurück, um außer Reichweite der klauenartigen Hände zu gelangen. Das Scheusal heulte auf und versprühte den Sabber in der Luft, der in dicken Rinnsalen aus seinen Mundwinkeln herauslief. Die leeren, toten Augen blieben selbst dann noch unbeirrt auf Sara gerichtet, als sein Bein mit einem hörbaren Knacken einknickte. Es war kaum zu glauben, aber obwohl das Ding sein unbrauchbares Bein hinter sich herziehen musste, kam es noch immer stetig und verbissen näher.
    Sara wusste, dass sie dem Scheusal die Kniescheibe gebrochen hatte, und trotzdem bewegte es sich nach wie vor unerbittlich auf sie zu. Sara hatte schon einmal ein solches Monster gesehen und wusste, dass es nicht aufgeben würde, selbst wenn es sich über den Boden schleppen musste. Sie wich zur Seite aus, um zu versuchen, den Ghul von links her zu umgehen. Es beunruhigte sie, dass sie die Kinder nicht hören konnte, dass keines von ihnen weinte oder um Hilfe schrie. Mit ihrem inzwischen sehr viel schärferen Gehör hätte sie Stimmen aus dem Wagen des Ghuls hören müssen, doch von dort drang nur eine unheilvolle Stille an ihre Ohren.
    Sara ließ sich davon jedoch nicht beirren und bewegte die Schultern, damit sie locker blieben. Der Ghul holte mit einem seiner langen Arme nach ihr aus, aber seine riesige Faust verfehlte ihr Gesicht, als Sara sich blitzschnell duckte und dem Monster einen Tritt in den Unterleib und dann noch einen unters Kinn versetzte. Wieder stieß die Kreatur ein grauenhaftes Heulen aus, und ihr Körper zuckte unter dem Angriff zusammen, doch sie taumelte nur für einen kurzen Augenblick zurück. Sara blieb nichts anderes übrig, als sich wieder aus der Reichweite des Monsters zurückzuziehen.
    Es war eine Lektion in purer Frustration. Egal, wie oft es ihr gelang, einen Tritt oder einen Schlag zu platzieren, das verdammte Ding wollte einfach nicht zu Boden gehen. Es heulte und spuckte, aber seine Augen blieben leer, tot und völlig ausdruckslos auf sie gerichtet. Das Ding war wie eine unerbittliche Maschine, die durch nichts zu stoppen war. Als sie keine andere Möglichkeit mehr sah, versuchte Sara, es an den Rand des Abgrundes zu locken, in der Hoffnung, es hinabstoßen zu können. Doch da blieb es keuchend einen Moment lang stehen, drehte sich dann ganz unerwartet um und schlurfte von ihr weg ins dichte Unterholz.
    Saras Herz raste, als sie zu ihrem Wagen zurückrannte. Aber kaum saß sie hinter dem Steuer, ließ

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