Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)
gemeinsam. Er konnte den zerreißenden Schmerz in ihrem Körper spüren, und Falcon atmete tief und gleichmäßig, entschlossen, für sie beide Atem zu holen und ihr den Schmerz zu erleichtern, so gut er konnte. Am liebsten hätte er ihr ihn ganz abgenommen, doch selbst mit seiner enormen Kraft und all seinen Fähigkeiten konnte er das furchtbare Brennen nicht lindern, das mit der Umwandlung ihrer Organe einherging. Falcon konnte nur einen Teil der grauenhaften Schmerzen auf sich nehmen und ihr Leiden teilen. Er hielt sie, als ihr Körper sich durch heftiges Erbrechen von Giftstoffen befreite. Nicht ein einziges Mal bemerkte er, dass sie ihm die Schuld an ihren Qualen gab oder auch nur für einen Moment in ihrer Entscheidung schwankend wurde, ihm zu folgen.
Für Falcon verging die Zeit so langsam, dass sie ihm wie eine Ewigkeit erschien, doch er zwang sich, ruhig zu bleiben und die Dinge so geduldig hinzunehmen wie Sara. Er war fest entschlossen, alles zu sein, was sie jetzt brauchte, auch wenn er nichts anderes tun konnte, als daran zu glauben, dass alles gut ausgehen würde. In den vielen Jahrhunderten seiner Existenz hatte er genug Umgang mit Menschen gehabt, um Momente außergewöhnlicher Tapferkeit bei ihnen zu erleben, doch Saras unbeugsamer Mut erstaunte ihn. Er ließ sie seine Bewunderung für sie spüren und seinen Glauben an ihre Fähigkeit, die Krämpfe, die sie schüttelten, zu überwinden. Sara nahm jeden Moment, wie er kam, und versuchte, Falcon zu beruhigen, wenn eine Schmerzwelle abebbte und sie ermattet und erschöpft in die Kissen zurückfiel.
Einmal lächelte sie sogar und flüsterte ihm etwas zu, das er jedoch trotz seines phänomenalen Gehörs nicht hören konnte. Ein Kind zu gebären wird nach alldem hier ein Kinderspiel sein. Ein trockener Humor lag in den leisen Worten, die sie in Falcons Bewusstsein wiederholte. Er wandte den Kopf ab, damit sie nicht die Tränen sah, die ihm bei diesem Beweis ihrer tiefen Verbundenheit mit ihm in die Augen traten.
Sowie er merkte, dass es ungefährlich war, sie in die Erde zu bringen, versetzte er sie in einen tiefen Schlaf und öffnete das Erdreich, dessen heilkräftige Substanzen ihr bei der Verwandlung helfen würden. Die Erde aus den Karpaten war weitaus vitalisierender und nahrhafter als jede andere, aber Karpatianer konnten auch anderes Erdreich benutzen. Falcon hatte jahrhundertelang damit vorliebnehmen müssen und hatte schon vergessen, wie ungeheuer gut die schwarze Erde seiner Heimat war. Nachdem er Sara in einen tiefen Schlaf versetzt hatte, säuberte er sorgfältig das Schlafzimmer und entfernte alle Spuren von Krankheit und die Beweise für Saras Verwandlung. Er nahm sich Zeit und verließ sich darauf, dass die beiden anderen Karpatianer das Anwesen vor weiteren Angriffen des Vampirs bewachten und beschützten. Es war viel zu lange her, seit er das letzte Mal daheim war und das tröstliche Gefühl erlebt hatte, bei seinem eigenen Volk zu sein, und den Luxus, sich auf andere verlassen zu können.
Kurz darauf nahm Falcon die Nahrung, die ihm von Jacques angeboten wurde, und war wieder dankbar für das machtvolle Blut, mit dem ihn ein weiterer alter Krieger von namhaftem Geschlecht versorgte. Etwa eine Stunde lang ruhte er sich dann in der verjüngenden Erde aus und hielt Sara die ganze Zeit über in den Armen.
Als er sicher war, dass sie völlig wiederhergestellt war, brachte er sie an die Oberfläche und legte sie behutsam auf das Bett. Ihr nackter Körper war sauber und frisch wie die Laken, zwischen denen sie lag, und die brennenden Kerzen verbreiteten einen wohltuenden und heilsamen Duft. Trotzdem klopfte sein Herz wie wild, und er bekam einen trockenen Mund, als er sich über seine Seelengefährtin beugte. Sara. Mein Leben. Mein Herz und meine Seele. Wach auf und komm zu mir! Er senkte den Kopf noch tiefer, um ihren ersten Atemzug als Karpatianerin – und seiner anderen Hälfte – aufzufangen.
Sara erwachte in einer anderen Welt. Die lebhaften Einzelheiten, die Gerüche und Geräusche waren fast zu viel für sie. Sie klammerte sich an Falcon und schmiegte sich vertrauensvoll an seinen starken Körper. Beide konnten das laute, aufgeregte Pochen ihres Herzens hören.
Er küsste sie zärtlich auf den Kopf und fuhr mit dem Kinn über die seidenen Strähnen ihres Haares. »Psst, mein Liebling, es ist geschafft. Atme mit mir, und lass dein Herz dem Rhythmus des meinen folgen.«
Sara konnte alles hören. Alles. Die Insekten. Das Gemurmel
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