Traeume doch einfach weiter
anprobieren?«
Blair wirbelte
herum und sah, dass Lyla nach oben gekommen war. Sie hatte ihre Schritte gar
nicht gehört.
»Ja, unbedingt«,
flüsterte Blair heiser. »Ich glaube, ich brauche es dringend.«
Ähem. Und wofür
bitte?
Lyla erklärte
ihr, dass es keine Umkleideräume im Laden gebe, da immer nur jeweils eine
Kundin bedient würde. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um den gläsernen
Kleiderbügel von der Wand zu nehmen, während Blair bereits fieberhaft damit
beschäftigt war, sich ihre Jeans und ihr Top abzustreifen. Sie griff gierig
nach dem Kleid. Die Seide war so duftig und leicht wie frisch geschlagene
Sahne, und Blair spürte eine Gänsehaut am ganzen Körper, als es an ihr
herabglitt.
»Sie sollten
diese hier dazu anziehen.« Lyla brachte ihr eine fein gearbeitete Y-Kette aus
Gold. Blair wollte erst in den Spiegel sehen, wenn alles perfekt war, weshalb
sie sich ans Fenster stellte und in den prächtigen Garten hinaussah, während
Lyla ihr die Kette um den Hals legte.
»Ich glaube,
jetzt können Sie sich anschauen«, murmelte die Verkäuferin und drehte Blair
sanft um.
Blair hielt den
Atem an und ging auf den Spiegel zu, wobei sie das Kleid hochhielt, um nicht
auf den zarten Saum zu treten. Vor dem Spiegel stand ein niedriges Podest, auf
das sie stieg. Erst als sie die perfekte Position eingenommen hatte, schaute
sie in den Spiegel. Sie ließ das Kleid los, schüttelte sich die Haare aus dem
Gesicht und starrte ihr Spiegelbild an.
»Oooh!«, hauchte
sie.
Blair sah alles
genau vor sich: ihre Zukunft. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch kein
perfekteres Kleid gesehen. Es war so atemberaubend schön, dass seine Schönheit
auf sie abfärbte. Sie trug fast kein Make-up, aber ihr Gesicht war noch nie
makelloser gewesen. Sie hatte einen BH an, der ihr nicht richtig passte, aber
ihre Brüste hatten noch nie so voll gewirkt. Sie sah aus, als wäre sie dem
Titelblatt der Sommer-Hochzeitsausgabe von Town i? Country entstiegen.
Anscheinend war an der alten Theorie, dass man es irgendwie weiß, wenn man das
richtige Hochzeitskleid gefunden hat, tatsächlich etwas dran.
Sie würden in der
St.-Patrick-Kirche auf der Fifth Avenue heiraten und sämtliche Zimmer des St.
Clair Hotels mieten, um dort das Hochzeitsfest zu feiern und die Gäste zu
beherbergen. Ihr Vater würde sie zum Altar führen und mit Tränen in den blauen
Augen »Ich liebe dich, Blair- Bär«, flüstern, bevor er ihre Hand nehmen und sie
Marcus reichen würde. Marcus würde während der gesamten Zeremonie zärtlich
ihre Hand halten und sie daran erinnern, dass sie einander nicht nur
leidenschaftlich liebten, sondern auch beste Freunde waren.
»Einzigartig,
nicht wahr?« Lyla verschränkte die Arme vor der Brust, stellte sich hinter
Blair und lächelte anerkennend. Ihre Blicke trafen sich im Spiegel.
»Es ist perfekt«,
hauchte Blair, die Augen wie in Trance auf die endlose Schleppe aus feinstem
Chiffon gerichtet.
»Haben Sie denn
schon einen Hochzeitstermin festgelegt?«
Hm, wie wäre es
vorher mal mit einem Heiratsantrag? Und was ist mit... na ja, der Uni und so?
»Ich nehme es«,
verkündete Blair.
»Natürlich«,
stimmte Lyla ihr zu. »Sie werden es nicht bereuen. Er wird hingerissen sein.«
Blair nickte wie
unter Hypnose, immer noch ganz in den Anblick ihres Spiegelbilds versunken.
»Die Kette
auch?«, erkundigte sich Lyla.
Warum nicht?,
dachte Blair.
Na klar, warum
nicht?
d trifft sein modernes
brahmanenmädchen
Das Einzige, was
Dan an seinem neuen Arbeitsplatz vermisste, war eine der Annehmlichkeiten der
modernen Zeit, die er als lebensnotwendig erachtete: eine Klimaanlage. Er war
morgens dazu eingeteilt worden, im absolut sauerstofffreien Kellergeschoss
Dienst zu tun, wo er an der Infotheke stehen und Bestellungen entgegennehmen
musste. Nachdem er einen Bestellschein für einen Wandkalender mit Fotos
verschiedener Hautkrankheiten ausgefüllt und schon seit Stunden schier
unerträgliche Erstickungsqualen gelitten hatte, brauchte er dringend ein
bisschen frische Luft.
Okay, so kann man
seine Zigarettenpause natürlich auch nennen.
Sobald seine
Vertretung - ein mürrisch dreinblickender Typ namens Brent, der schon seit
zwanzig Jahren im The Strand arbeitete - seinen Platz eingenommen hatte, rannte
Dan die schmale Treppe hoch und floh aus dem Gebäude. Er setzte sich auf einen
Mauervorsprung in den Schatten und zündete sich eine Zigarette an.
Laufkundschaft
stöberte in den vor der Buchhandlung
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