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Traeume doch einfach weiter

Traeume doch einfach weiter

Titel: Traeume doch einfach weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Hut shoppen geht und alle Verkäuferinnen auf dem Rodeo
Drive ihr zu Füßen liegen - und Audrey Hepburn in »My Fair Lady«, dem Film, in
dem sie eine ungebildete Blumenverkäuferin spielt, die aus den Tiefen der
Londoner Gosse in den Olymp der feinen Gesellschaft aufsteigt. Bloß dass Blair
weder Nutte noch Blumenmädchen war.
    Ach, Details.
    Sie sah die
Straße hinauf und hinunter, aber jedes Schaufenster kam ihr bekannt vor. War
sie etwa wirklich schon in sämtlichen Läden der Gegend gewesen? In London
konnte man bei den exklusivsten Designern kaufen und der günstige Wechselkurs
machte das Einkaufen zu einem noch größeren Vergnügen. Das war Blair sofort
nach ihrer Ankunft aufgefallen. Sie hatte Bargeld für ihr Taxi gebraucht und
war überrascht gewesen, wie viele bunte, hübsche Scheine sie im Tausch für ihre
langweilig grünen Dollars bekommen hatte. Der Bankangestellte hatte ihr sogar
noch eine Handvoll Kleingeld dazugegeben - darunter auch einen riesigen Penny,
der nicht bloß einen, sondern zwei Cent wert war, einige merkwürdig sechseckig
geformte Münzen und ein paar dicke schwere Geldstücke, die jeweils ein Pfund
wert waren. Wenn die Engländer Münzen für etwas benutzten, das die Amerikaner
nur mit Geldscheinen bezahlten, konnte man hier sicher tolle Schnäppchen
machen. Nicht dass sie auf Schnäppchen angewiesen gewesen wäre.
    Sie blieb
neugierig vor einem Gebäude stehen, das sich auf den ersten Blick nicht von den
anderen Klinkergebäuden in West London unterschied. Eine mehrstöckige
Stadtvilla mit hohen, blitzblank geputzten Fenstern, vor denen bepflanzte
Blumenkästen hingen. Aber Blair besaß dank ihrer lebenslangen Shoppingerfahrung
eine Art sechsten Sinn. Sie spürte es geradezu körperlich, wenn irgendwo etwas
Besonderes zu holen war. Obwohl im Schaufenster lediglich ein vergoldetes
Tischchen mit einer bemalten chinesischen Vase voller weißer Kamelien stand und
Blair keine Kleider sah, war sie absolut davon überzeugt, dass es in diesem
Laden irgendetwas ganz Unglaubliches gab.
    Tja, jeder hat ebenso
seine Talente.
    Beherzt drückte
sie auf den neben der Tür angebrachten Klingelknopf, worauf die Tür
automatisch aufschwang, und trat in den mit Marmor ausgekleideten
Empfangsbereich. Ha, sie hatte recht gehabt! Im großzügig geschnittenen
Untergeschoss waren feinste Designermodelle ausgestellt. Auf einer geborstenen
korinthischen Säule stand eine hinreißende maigrüne Henkeltasche, die von einem
einzigen kleinen Punktstrahler in Szene gesetzt wurde, und daneben auf einem
Satinkissen ein Paar atemberaubende rote Wildlederballerinas, die so weich
aussahen, dass Blair gar nicht anders konnte, als zärtlich darüberzustreichen.
Eine Inderin mit dichten langen Haaren und Modelmaßen saß an einem zierlichen
Jugendstilschreibtisch und lächelte freundlich. Obwohl Blair sich in ihrer
Jeans von Rock & Republic, dem Goldlame-Seidentop von Eberjey und ihren
schlichten Sandaletten ein bisschen deplatziert fühlte, widerstand sie der
Versuchung, auf dem Absatz kehrtzumachen und zu gehen.
    »Ich bin Lyla«,
zirpte die Verkäuferin in wohlklingendem Upper-Class-Englisch. »Bitte scheuen
Sie sich nicht, mich um Hilfe zu bitten, wenn Sie nach etwas Speziellem
suchen.«
    Blair lächelte
dankbar. »Ich sehe mich erst mal nur um, danke.« Sie ging zum Fuß der elegant
geschwungenen Marmortreppe, die ins Obergeschoss führte. Dort oben war etwas,
das witterte sie ganz untrüglich. Die Treppe sah genauso aus wie die, die Eliza
in »My Fair Lady« hinaufsteigt, als sie ihr Debüt in der feinen Gesellschaft
gibt.
    Oscar Wilde hatte
so recht: Das Leben imitiert die Kunst.
    Das obere
Stockwerk war nahezu leer. Es befand sich lediglich ein dreiteiliger Spiegel an
der Rückwand, der vom Boden bis zur Decke reichte. Sonnenlicht durchflutete
den riesigen Raum, und Blair blieb einen Moment stehen und stellte sich vor, es
wäre ihr privates Ankleidezimmer. Erst jetzt sah sie den gläsernen
Kleiderbügel, an dem ein langes weißes Kleid hing. Es war aus schräg zum
Fadenverlauf geschnittener Seide und bewegte sich leicht im Windzug. Es schien
zu atmen, als wäre es lebendig. Es war... überirdisch schön. Welche Frau auch
immer jemals dieses Kleid tragen würde, sie wäre der Star einer niemals
endenden Liebesgeschichte mit sich selbst. Blair streckte wie hypnotisiert den
Arm aus und strich über das Kleid.
    War das ein... ?
    Oh ja.
    Es war ein
Brautkleid.
    Es war ihr
Brautkleid.
    »Würden Sie es
gern

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