Traeume doch einfach weiter
Fotograf ihnen hinterher: »Freut euch! Morgen seid ihr
auf der Titelseite der Post\«
An der Ecke 71.
Straße und Third Avenue drückte Thaddeus dem Fahrer ein paar Dollarscheine in
die Hand, stieg aus und öffnete Serena die Tür. Ihre Schritte hallten durch die
Nacht und der Verkehr auf der Second Avenue drang nur noch wie entferntes
Meeresrauschen an ihr Ohr. Als sie vor dem Haus ankamen, in dem Serena wohnte,
stieg sie die erste Stufe hinauf und drehte sich dann um. Sie war jetzt auf
Augenhöhe mit Thaddeus.
»Möchtest du noch
auf einen Drink mit hochkommen?«, fragte sie, fest entschlossen, sich durch den
hässlichen Zwischenfall mit dem Paparazzo nicht den Abend verderben zu lassen.
Schließlich war es das erste Mal, dass sie Thaddeus ganz für sich allein
hatte. Nirgendwo ein aggressiver Regisseur, keine mäkelige Kamerafrau, kein
Drehbuch, an das sie sich halten musste. Diese Chance konnte sie sich nicht
entgehen lassen.
Er zuckte
unentschlossen mit den Schultern. »Vielleicht setzen wir uns einfach noch einen
Moment hier auf die Treppe und rauchen eine, hm?« Er ließ sich auf der Stufe
nieder. »Alles okay?«
»Klar«, sagte sie
leise und strich sich ihr Kleid glatt, bevor sie sich neben ihn setzte.
»So ein Arschloch
von Fotograf«, knurrte er.
Serena legte ihm
eine Hand auf den Oberschenkel. »Das war echt ein Vollidiot. Komm doch noch mit
hoch, dann mach ich dir einen Mojito mit viel Eis«, sagte sie lächelnd.
»Manchmal hängt
mir das alles so zum Hals raus - wie sie mit mir reden, als würden wir uns
kennen. Hast du gehört, wie er mich Thad genannt hat?
Einfach widerlich«, empörte sich Thaddeus, als hätte er ihre Einladung nicht
gehört. Serena blinzelte zu der Mondsichel hinauf, die über den Wolkenkratzern
auf der 71. Straße am Himmel hing.
»Das muss echt
anstrengend für dich sein. Die Leute denken wahrscheinlich wirklich alle, sie
würden dich kennen, bloß weil sie dich im Kino sehen und ständig irgendwas
über dich in den Zeitschriften lesen.«
Aber sie gehen
nicht mit ihm bei Kerzenschein Tatar essen, die armen Hascherl.
»Dabei heiß ich
noch nicht mal Thaddeus, was für eine Scheiße, echt.«
»Wie meinst du
das?«, fragte sie verwirrt.
»Ich heiße
eigentlich Tim. Aber meine Agentin fand, dass Thaddeus besser im Gedächtnis
haften bleibt.«
»Damit hatte sie
wahrscheinlich recht.« Serena fragte sich, ob sie sich vielleicht auch einen
neuen Namen zulegen sollte. Möglicherweise würde das ihrer Karriere nutzen.
Ja, stimmt,
Serena van der Woodsen ist ja echt überhaupt nicht auffällig.
Thaddeus zog eine
Packung Parliament Lights aus der Hosentasche. »Hier hat man wenigstens seine
Ruhe.« Er zündete sich seufzend eine an.
Genau, hier bei
Serena bist du sicher.
»Hier lauert dir
bestimmt kein Fotograf auf«, kicherte Serena. »Hier gibt es nur uns beide.«
»Beim
Chemiehausaufgaben machen.« Thaddeus lachte. »Ken hat doch gesagt, wir sollen
an unserer Chemie arbeiten, weißt du noch?«
Hm. Vielleicht
sollte er sich bei den Witzen in Zukunft lieber ans Drehbuch halten.
Es war die
einfachste Hausaufgabe, die Serena je aufbekommen hatte, und sie war überzeugt
davon, dass sie sie locker schaffte. Die Frage war nur, wie sie ihm näherkommen
sollte, ohne dass er glaubte, sie würde bloß für ihre
Rolle proben. Sie
wollte, dass er sie als Serena sah, nicht als Holly. Er sollte die wahren Küsse
von den künstlichen unterscheiden können.
»Hallo! So trifft
man sich wieder!«, ertönte eine Stimme über ihnen. Es war ihr Nachbar Jason. Er
hatte einen blauen Nadelstreifenanzug an, seine blau-gelb gestreifte Krawatte
hing ihm lässig um den Hals und sein weißes Hemd war am Kragen offen. Serena
hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er sie an ihrem Einzugstag gerettet hatte,
und ihn - ehrlich gesagt - auch schon komplett vergessen.
»Ach, hallo,
Jason.« Sie wollte höflich sein, aber am liebsten wäre es ihr gewesen, er wäre
wieder verschwunden. Jason war ja lieb und nett, aber sie und Thaddeus mussten
dringend Hausaufgaben machen.
»Hallo«, sagte
Thaddeus in dem freundlichen, leicht flirtenden Tonfall, mit dem er auch das
Talkshowpublikum betörte. Er streckte Jason die Hand hin, blieb aber auf der
Treppe sitzen. »Hi. Ich bin Thaddeus.«
Jason kam die
Treppe herunter. »Ich wollte bloß meine Post holen, da hab ich euch hier
draußen sitzen sehen. Hallo, ich bin Jason.« Er schüttelte Thaddeus die Hand.
»Nett, dich kennenzulernen.«
»Zieh dir doch
eine Stufe
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