Traeume doch einfach weiter
sehen, wie
ihm die Kamera gefallen würde.
endlich wieder
vereint... ahhh!
Es war irgendwie
unheimlich, bei Barneys im völlig dunkel und still daliegenden achten Stock
aus dem Aufzug zu steigen. Blair fühlte sich wie in einem dieser
hyperrealistischen Albträume, in denen man an einen vertrauten Ort kommt, und
alles ist plötzlich ganz ungewohnt und schrecklich verkehrt. Nur war das kein
Albtraum, sondern das genaue Gegenteil - es war ein wahr gewordener Lebenstraum.
Es war kaum
zwanzig Minuten her, dass sich Blair mit Bailey Winter und ihrer Mutter zum
»Tee« hingesetzt hatte, aber noch bevor sie ihren ersten Martini geleert hatte,
war sie auch schon zu Barneys geschickt worden.
»Die Welt der
Mode wartet nicht!«, hatte Bailey mit seiner fisteligen Kleinmädchenstimme
gekreischt. »Auf! Auf!«
Das bedeutete
wohl, dass sie den Job hatte.
Er hatte ihr
aufgetragen, bei der für »Frühstück bei Fred« zuständigen Kostümbildnerin die
endgültigen Maße für die Hauptdarsteller zu erfragen. Die Schneiderin im
Atelier benötigte sie, um die Kleider für die Partyszene, den Höhepunkt des
Filmes, rechtzeitig fertigzustellen. Ihr neuer
Job hatte alle
Ingredienzien, von denen Blair Waldorf je geträumt hatte: Mode, Glamour und
eine Prise Drama. Der einzige Nachteil war Jasmine.
Oh, ach so. Die.
Bailey Winter
hatte Tylers Freundin irrtümlich für Blairs Freundin gehalten und war nicht
davon abzubringen gewesen, sie beide als seine Assistentinnen einzustellen -
oder wie er es nannte, als seine »Augen und Ohren am Set«. Aber Blair war fest
entschlossen, sich ihren Triumph nicht vermiesen zu lassen. Im Gegenteil, sie
würde die Anwesenheit der kleinen Stalkerin zu ihrem Vorteil nutzen. Jasmine
würde alles tun, was sie von ihr wollte.
Schon im Taxi
gab sie ihr strikte Instruktionen, wie sie sich zu verhalten habe. »Du hältst
den Mund und überlässt mir das Reden, klar? Am Set muss Ruhe herrschen, da
nervt es nur, wenn du die ganze Zeit reinplapperst«, sagte sie wie ein alter
Profi. Sie hatte ihren erst kürzlich erworbenen britischen Akzent umgehend
durch einen typischen Hollywood-Jargon ersetzt.
Jasmine folgte
Blair wie ein Welpe aus dem Aufzug und trottete ihr hinterher, als sie über die
Marmorfliesen auf Freds Restaurant zusteuerte. Sie gingen so zielstrebig durch
die Dunkelheit, dass es sich gar nicht vermeiden ließ, dass sie mit der schwarz
gekleideten, tränenblinden, kahl geschorenen Gestalt zusammenstießen, die
plötzlich aus dem Nichts auf sie zuschoss.
Vanessa
stolperte über Blair, die das Gleichgewicht verlor und auf Jasmine stürzte,
die wiederum mit einem kleinen spitzen Schrei zu Boden ging und dabei ihre
Sandaletten von BCBG schlitternd über den Marmorboden schleuderte.
»Hey, pass doch
auf!«, schimpfte Blair, die ihre ehemalige Mitbewohnerin erst nicht erkannte.
»Oh Gott.
Scheiße. Tut mir leid«, presste Vanessa hervor. Ihre Wangen und sogar ihr
rasierter Schädel waren rot verfleckt und von ihrem Kinn tropften Tränen.
»Vanessa! Du
bist ja so... rot! Was ist denn?«, fragte Blair. Natürlich sah sie, dass es
Vanessa nicht gut ging, aber sie hatte Wichtigeres zu tun, als sie zu trösten.
Sie musste Thaddeus Smiths Schritt vermessen!
Und ein Schritt
führt bekanntlich zum nächsten...
»Alles okay, ich
hab mir nicht wehgetan«, murmelte Jasmine, als sie sich wieder aufgerappelt
hatte, obwohl niemand mit ihr gesprochen hatte.
»Jasmine -
Vanessa«, stellte Blair die beiden eilig vor. Dann schlang sie die Arme um
Vanessa und hauchte zwei Küsse in die Luft. »Also, was ist los mit dir?«
Vanessa
schniefte bloß. Sie war so fertig, dass sie kein Wort herausbrachte. Was sollte
sie denn jetzt tun? Wo sollte sie denn jetzt hin?
»Okay«, sagte
Blair, die sich in ihrer Rolle als Chefin pudelwohl fühlte, entschlossen.
»Jasmine, du bleibst hier und kümmerst dich um Vanessa. Ich muss ans Set.
Bailey hat mir klare Anweisungen gegeben, die Welt der Mode kann nicht warten.«
Sie drückte Vanessa mitfühlend die Schultern und eilte davon. »Du weißt, dass ich
dich liebe!«, rief sie, als sie die Schwingtüren von Fred s Restaurant aufstieß.
»Entschuldigung«,
sagte sie mit lauter Stimme. »Ich bin Blair Waldorf und im Auftrag von Bailey
Winter hier. Wer ist hier für die Kostüme zuständig?«
Keiner rührte
sich und niemand antwortete. Dann spürte Blair, wie ihr jemand auf die Schulter
klopfte, und eine vertraute Stimme sagte: »Ich glaub, ich kann dir
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