Traeume doch einfach weiter
ausmachen würde, wenn sie verschwanden und sie ihren Job verlor und im
Gefängnis landete. War es wirklich erst drei Tage her, dass sie als Kamerafrau
bei einer großen Hollywoodproduktion angefangen hatte und gleich wieder
geflogen war? Oder war das alles ein einziger schrecklicher Albtraum?
Sie setzte sich
auf eine Parkbank im Schatten einer hohen, eleganten Eiche und sah zu, wie die
Zwillinge ihr tropfendes Eis in sich reinstopften und das Papier auf den Boden
warfen. Oops. Die Jungs zerrten sich gegenseitig erst in unterschiedliche
Richtungen und flitzten dann unter den Schaukeln hindurch auf die Rutsche zu,
wobei sie fast ein paar auf schwankenden Beinchen stehende Kleinkinder und
deren grimmig blickende Aufpasserinnen umgemäht hätten.
»Lauft nicht so
weit weg!«, rief Vanessa ihnen mit schwacher Stimme hinterher. Sie schob sich
den letzten Rest von ihrem Eis in den Mund und lehnte sich dann seufzend auf
der überraschend gemütlichen Bank zurück. Das gleichmäßige Brummen der Autos,
die auf der 97. Straße den Park durchquerten, machte sie schläfrig. Die Sonne
brannte heiß, aber sie saß im Schatten, und einen kleinen Moment lang war es
ihr fast egal, dass sie als Babysitterin hier war und nicht einfach einen
entspannten Sonntag im Park verbrachte. Sie schloss die Augen und vergaß für
kurze Zeit alles um sie herum.
Plötzlich hörte
sie einen vertrauten spitzen Schrei und riss die Augen auf.
Wer hätte
gedacht, dass Vanessa so etwas wie einen Mutterinstinkt hat?
In der Nähe hatte
sich ein kleiner Menschenauflauf gebildet und Vanessa erkannte zwei blonde
kraushaarige Haarschöpfe.
Sie sprang auf
und rannte auf die Zwillinge zu, von denen einer auf dem Weg lag, sich das
aufgeschlagene Knie hielt und laut plärrte. Sein Bruder stand neben ihm und
zeigte mit dem Finger auf einen Inlineskate, der ebenfalls am Boden lag.
»Was ist
passiert?«, fragte Vanessa und versuchte, streng zu klingen.
»Der große Junge
da hat Edgar umgefahren!«, rief Nils anklagend.
Eine nymphenhafte
blonde Cheerleaderin in pinken Shorts und einem raffiniert geschnittenen
knallblauen Sport-BH kam dynamisch auf sie zugefahren. »Ich kann dir sagen, was
los ist«, stieß sie wütend hervor. »Wir wollen hier Sport machen und du hast
deine Kinder nicht im Griff!«
»Das sind nicht
meine Kinder!« Vanessa kniete sich hin, um dem wimmernden Edgar über den Kopf
zu streicheln. »Und du brauchst nicht gleich so aggressiv zu werden.«
»Vanessa,
Vanessa, ich will nach Hause«, greinte Nils und zupfte sie am Ärmel.
»Das wäre für
alle das Beste«, knurrte Miss Lycra-Shorts, die neben ihrem gefallenen
Kameraden kniete, um ihm aufzuhelfen. Sie sah aus, als wäre sie direkt aus
einer Playboy Werbung herausgefahren.
»Hey!« Vanessa
hatte keine Lust, sich von dieser blonden Tusse blöd anmachen zu lassen.
»Passt nächstes Mal gefälligst besser auf, wo ihr hinfahrt!«
»Vanessa?« Der Inlineskater
rappelte sich verdutzt auf.
Vanessas
Augenlider flatterten ungläubig. Hatte sie jetzt etwa schon Halluzinationen?
Sie erkannte ihn
trotz der Inlineskates an den Füßen, der lächerlichen Shorts, des eng
anliegenden weißen Lycra-Shirts, der Schweißbänder, der Knie- und
Ellbogenschoner, des rot angelaufenen Kopfs und der schweißverklebten Haare.
Vor ihr lag Dan. Ihr Dan!
»Dan?«, rief sie
mit so viel Entsetzen und Verwirrtheit in der Stimme, dass sogar Edgar
schlagartig zu heulen aufhörte und aufstand.
»Hallo.« Dan
grinste verlegen. Die blonde Kuh im Sport-BH streckte ihm die Hand hin, um ihm
hochzuhelfen. Er kam auf seinen Inlinern schwankend zum Stehen. »Hey Vanessa...
was machst du denn hier?«
»Was sie hier
macht? Sie passt nicht auf diese kleinen wilden Tiere auf, sondern lässt sie frei
rumrennen!«, keifte die Blondine und zog ihre Shorts so weit hoch, dass sich in
ihrem Schritt ein Phänomen bildete, das allgemein als »Kamelhuf« bezeichnet
wird. »Ich versuche hier ja echt zenmäßig ruhig zu bleiben, aber...«
»Wer bist du
eigentlich?«, fragte Vanessa.
»Wer bist du?«,
gab die Blonde frech zurück.
»Ich bin seine
Freundin.«
Lycra-Arsch
verstummte.
»Was ist mit dir
los?«, sagte Vanessa fassungslos zu Dan. Er sah in seinem Sportleroutfit so
gnadenlos lächerlich aus, dass sie seinen Anblick kaum ertrug. Dann wandte sie
sich wieder an die platinblonde Nymphe. »Du bist wahrscheinlich der Grund
dafür, dass ich Dan kaum noch zu Hause sehe.«
»Ihr wohnt zusammen?«
Vanessa kamen die
Worte aus Dans
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