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Traeume ernten

Traeume ernten

Titel: Traeume ernten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lidewij van Wilgen
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auf unser Leben, auf den Ball, der ins Rollen geraten ist, seinen eigenen Weg gewählt hat. Ein paar Dinge stehen einfach fest: Aad möchte kreativ arbeiten, und dafür braucht er Amsterdam. Mir gelingt es nicht mehr, mich für die Werbung zu begeistern, schlimmer noch, ich würde diese Seite an ihm am liebsten vergessen. Damit bin ich eine schlechte Partnerin mit einem schockierend geringen Wie-war-dein-Tag-Faktor.
    Es gibt noch immer genügend Gründe dafür, dass wir uns gut verstehen, aber der Leim, der unsere beiden Leben einmal verbunden hatte, hat sich langsam aufgelöst. Ich kenne Aads Kollegen nicht, er kennt meine Freunde nicht, and never the twain shall meet .
    Wir schweigen einen Moment lang.
    Â»Vielleicht gibt es keine Lösung«, sage ich schließlich.
    Â»Ja«, sagt Aad, »das fürchte ich auch. Es ist Zeit, die Konsequenzen zu ziehen.«
    An den Tagen, die folgen, denke ich oft an unser Gespräch. Die Wut ist verschwunden und einer dumpfen Trauer gewichen. Während der Mittagspause nehme ich eine niederländische Zeitschrift vom Stapel, auf deren Titelseite ein gut ausgeleuchtetes Foto von Aad vor einem tiefschwarzen Hintergrund zu sehen ist. Ich blättere zu dem Interview, das er gegeben hat. Aad spricht klug und voller Begeisterung über seine neue Agentur und deren Kampagnen. Er ist jetzt Vorsitzender des Art Director Clubs der Niederlande. Ganz unvoreingenommen denke ich, dass er der Beste sein muss, den sie jemals hatten, und ich verstehe jetzt auch, warum er genau in diesem Bereich arbeiten muss, warum er dort so gut ist. Wie habe ich jemals glauben können, dass er auf einem Weingut leben will?
    Eine Mischung aus Trauer und Schicksalsergebenheit ergreift Besitz von mir, und allmählich dringt zu mir durch, dass die Entscheidung gefallen ist. So ist die Lage, und ich muss sehen, wie ich damit klarkomme.
    Es ist noch Frühling, aber schon sehr warm. Ich sitze unter einem Dach aus hellgrünen Blättern im Garten von Joyce, der Architektin, die ich während der Weihnachtsfeier kennengelernt habe. Den Tisch aus breiten Holzplanken hat sie selber gebaut, darauf steht eine gekühlte Flasche meines Rosés, ein Schälchen Humus und libanesisches Brot mit Sesampaste. Joyce weiß inzwischen, was ich lecker finde, und sorgt dafür, dass meine Lieblingshäppchen jedes Mal bereitstehen, wenn ich bei ihr vorbeischaue.
    In der einen Hälfte der Woche leitet sie große Bauprojekte in Paris – wenn sie alleine zu Hause ist, kann sie in ihrer Rolle als libanesische Gastgeberin aufgehen. Ich bin ein dankbares Opfer. Zufrieden reiße ich noch ein Stück von dem hauchdünnen Brot ab, schenke ihr ein Glas von meinem Wein ein und schaue zu, wie die Kinder im Garten spielen. Laartje hat mit Joyce’ kleinem Sohn Kinan eine Hütte in einem großen Strauch gebaut, in die die beiden jetzt Eimer voll Sand und Wasser tragen. Sie sind gleich groß, genauso wollig und blond. »Des jumeaux!« , trällern die Leute auf der Straße, »Zwillinge!«
    Fiene sitzt in Verkleidungssachen auf einer Liege hinten im Garten. Sie trägt eine lange goldfarbene Tunika mit einem weißen Spitzenunterrock darunter, um ihren Hals eine Kette aus grünen Perlen und ein Paar große aquamarinblaue Ohrringe. Mit wilden Bewegungen bearbeitet sie einen langen Stock mit einem Messer. Plötzlich sehe ich, wie unglaublich schön sie ist. Ihr langes fließendes Haar steht in einem vollendeten Kontrast zur Schroffheit ihrer Bewegungen. »Na gut, irgendjemand muss ja die Prinzessin sein«, murmelt sie, »aber eigentlich wäre ich lieber ein Pirat.«
    Ich schenke Joyce noch ein Glas Wein ein – hier, in diesem Augenblick, fühlt sich alles sehr gut an.

17
    Vor dem Weinkeller gibt es ein Stück Land, das noch brachliegt. Ich überquere es mit großen Schritten, während hinter mir her ein vierschrötiger Mann in einem riesigen Bagger fährt. Er blickt missmutig vor sich hin. Gerade war es doch noch so lustig, als sein Kollege noch da war, als sie noch anzügliche Witze über die hollandaise machten, von der jeder weiß, dass sie alleine ist. Wir wissen genau, was sie braucht, haben diese ganzen Kerle bestimmt gedacht, bevor sie schnell das Thema wechselten, als ich näher kam. Und jetzt ist derselbe Kerl eingesperrt in seiner Maschine, während sein Hängebauch unzufrieden im Rhythmus des dröhnenden

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