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Traeume ernten

Traeume ernten

Titel: Traeume ernten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lidewij van Wilgen
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Motors zittert.
    Â»Okay, fahren Sie einfach hinter mir her!«, rufe ich begeistert. Ich kann mich nicht dagegen wehren, unglaublich gute Laune zu haben – ich muss an die Dämme denken, die ich früher mit Michiel am Strand gebaut habe, riesige Konstruktionen, die selbst der Flut standhielten.
    Ich stehe auf einem Stück Land, das fast 100 Meter lang ist. »Okay, ich will, dass Sie die gesamte Erde in diese Ecke dort schaffen«, sage ich, während ich mich bereits zu der angewiesenen Stelle begebe. Ich beobachte, wie das Gelände allmählich das richtige Gefälle erhält, inspiziere es dann genau und lasse noch einige Hügel einebnen. Dann stelle ich mir das Regenwasser vor.
    Â»Ãœber die gesamte Länge buddeln wir einen Abzugsgraben«, sage ich und zeichne mit einem Stock auf die Erde, wie er verlaufen soll. »Schauen Sie, so kommen wir genau bei dem Graben dort raus«, stelle ich zufrieden fest. Zwei Tage später laufe ich vor dem Bagger her, mit großen Bewegungen transformieren wir das wüste Land in ein leicht abfallendes Feld mit einer durchdachten Entwässerung. Ich habe mich noch nie so kreativ gefühlt.
    Es ist offiziell, dieses Wochenende haben Aad und ich auch den Kindern gesagt, dass wir uns trennen.
    Â»Das verstehe ich«, meinte Fiene, »ihr streitet euch sowieso immer nur.«
    Â»Uns macht das nicht so viel aus«, sagte Marijn, »wir wohnen schon so lange alleine mit Mama.«
    Nur Laartje klettert weinend zu mir auf den Schoß, sie hatte sich eingehüllt in die Seifenblase ihrer Phantasiewelt. Alle Konflikte waren so an ihr vorbeigegangen – und jetzt erwacht sie in einer ihr fremden Wirklichkeit. Sie tut mir so leid.
    Jetzt steht sie mit einer Katze auf dem Arm auf dem Parkplatz und schaut zu, wie ich die Tasche mit Kleidern und meinen Laptop ins Auto stelle. Alle 14 Tage überlasse ich Aad das Weingut. Er ist Samstagmittag angekommen, wir haben noch zusammen Tee getrunken, und jetzt winken mir die Kinder, als ich langsam davonfahre.
    Kurz frage ich mich, was ich hier eigentlich tue. Es fühlt sich so bedeutend und offiziell an, dass ich wegfahre. Ich mag Aad immer noch, wir streiten nicht mehr, warum gehe ich also? »Wer A sagt, muss auch B sagen«, wiederhole ich leise Rex’ Worte.
    Ich stelle mein Navi an und überlasse mich der Route, die sich durch ausgedehnte Weinfelder und Dörfer schlängelt, die ich nicht kenne. Irgendwo läuft ein Mädchen im roten Rock vor einem Jungen auf einem Moped weg. Haben sie Streit? Nein, das Mädchen lacht. Am Ende einer nach oben führenden Straße sehe ich ein jahrhundertealtes, kompaktes Gebäude aus großen Natursteinblöcken mit einem markanten viereckigen Turm. Davor stehen alte Autos, ein Fenster ist vergrößert worden, um einem Fensterrahmen aus Kunststoff Platz zu bieten. An einem anderen Ort würde dieses Gebäude vielleicht unter Denkmalschutz stehen, hier ist es nur die Kulisse für das tägliche Leben.
    Dann fahre ich unter einer Autobahn hindurch und komme in die Appellation La Clape. Einst war dieses Stück Land eine Insel, und noch immer wirkt die hohe, felsenartige Struktur wie losgelöst vom abfallenden Land dahinter. Dichte Pinienwälder wechseln sich mit steilen Felswänden ab, dann sieht man kleine Weingärten, noch mehr Felsen und schließlich in der Ferne den Glanz des Meeres. Das Land wird ein wenig flacher, der Weg endet in dem unvermeidlichen Kreisverkehr, dann bin ich am Ziel. Saint Pierre ist ein Badeort der farblosesten Sorte, nicht mehr als eine Reihe helloranger und gelber Neubauten an einem langen, weißen Sandstrand, ein kleiner Dorfplatz mit ein paar Cafés und einem breiten, mit Betonplatten gepflasterten Bürgersteig – ihn Boulevard zu nennen, wäre eine Übertreibung. Es ist erst zehn Uhr abends, aber alles wirkt wie ausgestorben.
    Als ich mit meinen Taschen zum Hotel gehe, fühle ich mich wie eine alleinreisende Frau. Und ich weiß nicht, ob ich das cool oder ziemlich traurig finden soll. Im Hotel treffe ich niemanden mehr an, aber ich habe den Code für die Eingangstür bekommen. Also schleppe ich meine Sachen über die rosa marmorierten Fliesen nach oben. Ganz wie ich es gewünscht hatte, habe ich ein Zimmer am Ende des Gangs auf der Meerseite bekommen. In der Zimmertür steckt ein Schlüssel mit einem hölzernen Fisch, wahrscheinlich eine Laubsägearbeit, die der

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