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Traeume ernten

Traeume ernten

Titel: Traeume ernten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lidewij van Wilgen
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unseres Gesprächs, die Verwandtschaft unseres Denkens. Wir kennen uns nicht, aber haben viele ähnliche Erfahrungen gemacht.
    Dann kehren wir langsam zurück auf die Erde. »Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, Wein zu machen?«, fragt Pierre. In zwei Sätzen erzähle ich ihm, dass die Sache mit dem Wein ursprünglich die Idee meines Mannes war, dass ich es inzwischen aber alleine mache. Es ist erstaunlich, wie einfach große Dinge erscheinen, wenn man sie mit Abstand betrachtet. Jetzt muss auch er etwas über sein Privatleben erzählen, ein paar Worte über seine Freundin – sie ist jünger als er, er hat lange mit ihr zusammengearbeitet. Seit Kurzem arbeitet sie woanders, und er ist alleine. »Ich weiß nicht, ob die Beziehung noch lange hält«, sagt er bitter, »das Weingut war das Wichtigste, was wir gemeinsam hatten.«
    Ich höre nur halb zu, ich habe keine Lust auf Geschichten über Freundinnen. Als wir mit unseren Koffern darauf warten, dass sich die Türen öffnen, schaut er mir lange in die Augen, ernst und suchend. Ich fühle, wie etwas Warmes sich in meiner Brust zusammenzieht – nur mit Mühe kann ich mich von seinem Blick lösen. »Wenn du willst, ruf mich an«, sagt Pierre, »dann zeige ich dir meinen Weingarten.« Die Gruppe Feuerwehrleute, die die ganze Zeit hinter uns gestanden hat, bricht in Jubel aus.
    Als ich auf das Weingut zurückkehre, sehe ich, wie das pubertäre Wachstum der Rebstöcke die Felder völlig aus den Fugen geraten lässt. Es hat viel geregnet, die Zellen der Pflanzen sind mit Wasser gefüllt, das sie sofort in ein ungezügeltes Wachstum umsetzen, in dickere Stängel, und vor allem in mehr Unkraut. Unter dem Grenache reicht mir das Unkraut bis zu den Knien, und ich möchte, dass Bruno das Feld mäht, um dann zu pflügen. Aber er quengelt schon seit vier Vormittagen, dass er einen Rotovator haben möchte. Ich bin kein Fan des Rotovators – der beliebtesten Landwirtschaftsmaschine der Männer, die ihre Trauben an die Winzergenossenschaft liefern. In Weinfeldern, in denen das Unkraut chemisch bekämpft wird, wirkt der Apparat Wunder, indem er die oberste Erdschicht fein säuberlich untergräbt. Sinnvoll ist das allerdings nicht, denn unterhalb der bearbeiteten zehn Zentimeter verdichtet sich die Erde weiter. Aber es sieht von oben gut aus. »Ordentlich«, sagen die Männer. Auf Weinfeldern, die noch natürlich wachsen, schneidet der Rotovator alles klein und sät manche Sorten Gras auf diese Weise noch weiter aus. Vor allem aus diesem Grund möchte ich keinen Rotovator.
    Â»Aber patronne , schauen Sie doch nur, wie es hier aussieht«, jammert Bruno. »Ich habe gepflügt, aber es ist noch immer nicht ordentlich. Bitte!«
    Trotz meiner erheblichen Zweifel bin ich froh, dass sich Brunos Aufmerksamkeit auf ein praktisches Thema verlagert hat. Die Weinfelder ähneln tatsächlich allmählich einem forêt vierge , also willige ich zögernd ein. Noch keine Stunde später hängt ein riesiger gelber Rotovator hinter dem Traktor. »Ist der nicht ein bisschen groß?«, frage ich, aber nein, er ist nur 1,70 Meter breit, er passt locker zwischen die Reihen im Grenache-Feld. »Gut«, sage ich, »aber sieh dich bitte in den jungen Anpflanzungen vor. Du kannst ein Stück in der ersten Reihe ausprobieren, und wenn du auch nur eine Pflanze berührst, hörst du auf!«
    Â»Jawohl, Mama, ich passe auf!«, sagt der pubertierende Junge, der glücklich mit seinem ersten Mofa davonfährt. Sounds like trouble .
    Ich rufe Nina, den Hund, und gehe zum Grenache, wo eine Freundin von Bruno, Alex, jetzt schon seit ein paar Tagen arbeitet. Ganz wie von selbst wandern meine Gedanken zu Pierre, dem jungen Mann aus dem Zug. Genau in diesem Moment und noch nicht einmal so weit weg von hier läuft er vermutlich durch ähnliche Weinfelder, in denen die Pflanzen genauso hoch aufgeschossen sind wie hier. Die gleiche weite Landschaft umgibt ihn, der gleiche Raum zum Grübeln. Vielleicht denkt auch er an unsere Begegnung, irgendwo bin auch ich jetzt in seinem Leben verankert. Ich erinnere mich an die Worte, mit denen wir einander gefunden haben, den letzten Blick, mit dem er mich anschaute. Dieses Kapitel ist noch nicht abgeschlossen – ich muss dich noch einmal wiedersehen.
    Ich finde Alex im Syrah-Feld an der kleinen Brücke. Das Ausgeizen

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