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Traeume im Mondschein

Traeume im Mondschein

Titel: Traeume im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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die aufsteigenden Bläschen in seinem Champagnerglas. „Vermutlich war ich das sogar. Im Hause der Fowlers tut man, was von einem erwartet wird. Niemals stellt man etwas infrage.“
    „Ja“, bestätigte Paige leise. Sie dachte an Mrs. Fowlers Hochzeitspläne und Mr. Fowlers Entscheidung, Alan nach Südamerika zu entsenden. „Ja, ich weiß.“
    „Alan hatte den Bogen schnell raus. Ich bin damit nie klargekommen.“ Quinn sah mit leerem Blick in die Ferne und nippte an seinem Champagner. „Ich habe damals viele Fehler gemacht.“
    „Was für Fehler?“, hakte sie nach.
    Er sah sie skeptisch an. „Willst du das wirklich hören?“
    Das möchte ich, dachte Paige mit einem Mal. Sie wollte mehr über diesen energischen, geheimnisvollen Mann erfahren, der ihr Leben auf den Kopf gestellt hatte.
    „Ja“, antwortete sie schlicht.
    Lange beobachtete er sie, dann nickte er. „Okay“, meinte er und stand auf. „Wieso nicht?“ Obwohl er lachte, klang er nicht fröhlich, sondern verbittert. „Ehemänner und ihre Frauen sollten keine Geheimnisse voreinander haben.“
    Paige entgegnete nichts.
    „Ich habe meinen Eltern schon immer das Leben schwer gemacht“, begann er. „Mein Vater meldete mich am Tag meiner Geburt in der Privatschule an, in die auch er gegangen ist. Als ich sechzehn war, warf man mich hinaus. Du kannst dir vorstellen, wie sehr ihm das gefallen hat. Dann brach ich das College ab – das selbstverständlich auch seine Alma Mater, seine Universität, war. Als ich ihn bat, mich an einer Schule einzuschreiben, die Informatik anbietet, sagte er, ich solle mich nicht lächerlich machen. Für Computer gäbe es keine Zukunft, meinte er.“
    Paige schüttelte verständnislos den Kopf. „Aber du besitzt doch eine Computerfirma. Sagtest du nicht …“
    „Ja“, bestätigte er. „Ich besitze eine.“
    „Dann hat er seine Meinung geändert und dich auf diese Schule geschickt?“
    Quinn schüttelte den Kopf. „Mein Vater und ich waren nie einer Meinung.“ Er ging zum Kamin, stützte seine Hände auf dem Sims ab und blickte gedankenverloren in die lodernden Flammen. „Er verlangte, dass ich zurück auf das College gehe und aufhöre, Ärger zu machen, wenn ich seine Unterstützung will. Andernfalls …“
    Er machte eine kurze Pause, dann zuckte er gleichgültig die Schultern. „Andernfalls wäre ich auf mich alleine gestellt. Also suchte ich mir eine Arbeit. Die Bezahlung war gut genug für einen Kerl, der keinerlei Ausbildung hatte und lediglich wusste, wie man sich bei Tisch zu benehmen hat. Das alles hat meinen Vater verrückt gemacht.“ Jetzt lächelte er. „Gott, wie sehr er es hasste, dass ich in der Kluft eines Arbeiters in seinem Haus ein und aus ging. Und Mutter dachte nur an das Gerede der Leute. Als Alan sich die Kante gab, wusste ich bereits, dass ich mein Glück überstrapaziert hatte. Ich hätte schon längst fortgehen müssen.“
    „Haben sie dich ernsthaft beschuldigt, Alan betrunken gemacht zu haben?“
    „Ja. Sie sagten, ich hätte immer schon einen schlechten Einfluss auf ihn ausgeübt.“ Der Ausdruck in Quinns Augen verdüsterte sich zusehends. „Alan weinte. Er war ja noch ein halbes Kind. Und ich … Ich packte eine Zahnbürste und eine Jeans ein und ging.“
    Paige war fassungslos. „Aber wohin denn? Wovon hast du gelebt?“
    „Es war nicht so schlimm, wie es klingt, Paige. Ich war kein kleiner Junge mehr, sondern knapp einundzwanzig Jahre alt.“ Er beugte sich vor und legte einen Holzscheit ins Feuer. „Ich habe Alan über die folgenden zwei Jahre Postkarten von allen möglichen Orten geschickt. Ich arbeitete überall, wo man mich brauchte, und habe alle Bedingungen akzeptiert.“ Er lächelte, als er an die Zeit zurückdachte. „Die Muskeln, die ich mir dabei antrainierte, wurden immer härter. Ich lernte schnell, dass es schwieriger ist, mit den eigenen Händen den Lebensunterhalt zu verdienen, als wenn man dafür den Kopf benutzt.“
    Paiges Blick wanderte über Quinns Schultern und Arme. Sie verweilte bei den festen Muskeln, die sich unter seinem Jackett abzeichneten. Ja, dachte sie bei sich, das erklärte vieles. Er ist kein Mann, der einfach davonläuft. Er hat Verantwortung übernommen, nicht als Bürde, sondern als Zeichen seines Stolzes.
    „Dennoch hast du einen Weg gefunden, Informatik zu studieren“, beharrte sie.
    Er nickte. „Ich habe jeden Cent gespart, den ich verdiente. Nach zwei Jahren hatte ich genug zusammen, um die Studiengebühren für ein Jahr an

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