Traeume im Mondschein
der Technischen Hochschule Kalifornien zu bezahlen. Nach dem ersten Jahr gewährte mir die Universität ein Stipendium.“ Er lächelte. „Und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.“
„Du hast deinen Abschluss gemacht, bist nach England gegangen und hast dir deine eigene Firma aufgebaut.“
Er lachte. „Ganz so einfach war es nicht. Ich kam nach Großbritannien, sah mich hier um und entschied, dass ich hier leben wollte. Mir gefielen die Menschen, der Rhythmus des Lebens … Und es sah ganz gut aus für Leute, die sich mit Computern auskennen. Da ich für eine eigene Firma aber Kapital benötigte und keine Sicherheiten für einen Kredit hatte, schluckte ich meinen Stolz hinunter und ging zu meinem Vater.“
Eine Weile sagte er nichts, bis Paige es nicht länger aushielt. „Und? Hat er dir das Geld geliehen?“
Quinn lachte auf. „Du klingst so überrascht, wie ich mich damals fühlte. Bis er seine Bedingungen erläuterte.“ Seine Stimme verlor jede Emotion. „Er lieh mir das Geld, doch er verlangte zwei Prozent mehr Zinsen als die Bank.“
„Das ist ja Wucher!“, platzte es aus ihr heraus.
Er zuckte die Schultern. „Wofür hat man einen Vater? Außerdem habe ich ihm jeden einzelnen Cent innerhalb von fünf Jahren zurückbezahlt, zu drei Prozent über dem Zinssatz.“
Paige lächelte. „Ich kann mir vorstellen, wie du dich gefühlt haben musst. So als hättest du den Mount Everest erklommen.“
Quinns Blick traf den ihren. „Genau so hat es sich angefühlt.“
„Und jetzt – seid ihr euch jetzt näher?“
Er schmunzelte. „Wie Katz und Maus. Nein, das ist nicht wahr. Es läuft besser zwischen uns.“
Sie wartete, dass er fortfuhr, doch er schwieg.
„Vermisst du dein Zuhause?“
„Das hier ist mein Zuhause“, antwortete er mit einer ausladenden Geste. „Ich war geschäftlich in den Staaten, aber seit Jahren nicht mehr in Connecticut. Erst, als Alan anrief und mir erzählte …“
Mit einem Mal veränderte sich Quinns Gesichtsausdruck. Die unsichtbare Mauer, die die ganze Zeit zwischen ihnen gestanden hatte, war plötzlich wieder da.
„Du bist eine Frau mit vielen Talenten“, stellte er fest. „Ich hätte nie gedacht, dass du so glaubhaft vorgeben könntest, ernsthaft an meiner Lebensgeschichte interessiert zu sein.“
„Ich habe das nicht vorgegeben“, gab Paige zurück. „Was du erzählt hast, erklärt so vieles über dich. Alan und du, ihr seid so verschieden.“ Sie wusste, dass sie das nicht hätte sagen sollen.
„Das ist richtig, Paige“, murmelte er, trat einen Schritt auf sie zu und nahm ihr das Glas ab. „Ich bin nicht annähernd so wie mein Bruder.“
Vor Aufregung klopfte ihr Herz wild in ihrer Brust. „Quinn, bitte …“
„Hast du ihn so hingehalten, Paige? Angenehmes Geplauder, Fragen zu seiner Kindheit … Ich lasse mich nicht so leicht ablenken.“ Das Lächeln, das er ihr nun zeigte, war kalt. „Und ich bin nicht halb so geduldig.“
„Quinn …“
„Wenn ich einer Frau meinen Ring anstecke, erwarte ich, dass ich sie lieben kann.“
Wie konnte er sich nur innerhalb weniger Minuten so sehr verändert haben? Paige blickte erstaunt in sein entschlossen wirkendes Gesicht.
„Nicht“, flüsterte sie hilflos.
Doch es war zu spät. Er zog sie von ihrem Stuhl und in seine Arme. „Du trägst meinen Ehering“, erinnerte er sie. „Was, glaubst du, hat das zu bedeuten?“ Unter seinem verlangenden Blick beschleunigte sich ihr Puls. „Zum Teufel“, raunte er, „ich habe sowieso schon viel zu lange gewartet.“
Er umarmte sie fester und senkte langsam seinen Mund auf ihren. Sein Kuss dämpfte ihren Widerstand. Sie fühlte den Druck seiner Lippen, spürte den Vorstoß seiner heißen Zunge, während sie steif in seiner zornigen Umklammerung stand.
„Komm schon“, forderte er sie auf. „Spiel keine Spielchen mit mir.“
Bittere Tränen stiegen Paige in die Augen. Quinn sah zu ihr hinunter und fluchte verhalten.
„Weine nicht“, sage er rau. „Oh, Julia …“
Dieser Name weckte süße Erinnerungen in ihr. Und auch er hatte sich erinnert. Das erkannte sie in seinem Blick. Doch dann verdunkelten sich seine tiefblauen Augen, und sie wusste, sie erinnerte sich an einen magischen Moment, während er an Verrat dachte.
Ungehemmt küsste er sie erneut und hob sie dann mit einer geschmeidigen Bewegung auf seine Arme. Zielstrebig trug er sie aus dem Zimmer und wie am Abend zuvor die Treppe hinauf. Doch dieses Mal würde sie nicht
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